Dank anderer Strategie vor und im Rennen: Martin holt im Titelkampf auf

Jorge Martin erklärt, was er am Thailand-Sonntag anders gemacht hat als zuletzt und blickt, obwohl er noch Verfolger ist, mit breiter Brust auf das WM-Finale voraus

(Motorsport-Total.com) - Mit der Idealpunktzahl von 37 am Thailand-Wochenende hat Jorge Martin (Pramac-Ducati) im Kampf um den MotoGP-Titel 2023 seinen Rückstand auf Tabellenführer Francesco Bagnaia (Ducati) auf 13 Zähler verkürzt.

Titel-Bild zur News: Jorge Martin

Jorge Martin: Triumphator am Thailand-Wochenende in Buriram Zoom

Nachdem er in den beiden vorangegangenen Grands Prix Rückschläge verdauen musste, lieferte Martin am Thailand-Wochenende auf dem Buriram International Circuit nun mal wieder eine perfekte Leistung ab. Einfach war es aber keineswegs.

Vor dem Start des 26-Runden-Rennens am Sonntag blieb Martin lange in Pramac-Box sitzen. Er hatte Bedenken, ob er die Renndistanz durchstehen würde. Zur Erinnerung: Vor fünf Wochen in Indien kam er am Ende seiner Kräfte gerade so als Zweiter ins Ziel. Diesmal wollte Martin jede Gelegenheit für Ruhe nutzen. Das hat sich ausgezahlt.

"Die letzte Runde war Qualifying!", war der prägnanteste Satz, den Martin direkt nach seinem Sieg im Parc Ferme von sich gab. Damit bezog er sich auf den engen Dreikampf gegen KTM-Pilot Brad Binder und WM-Spitzenreiter Francesco "Pecco" Bagnaia auf der Werks-Ducati.

Dritter Platz "wäre auch gut gewesen", aber dann ...

Ins Ziel kam das Trio in der Reihenfolge Martin, Binder, Bagnaia innerhalb von 0,253 Sekunden. Binder aber wurde aufgrund eines Tracklimits-Verstoßes in der letzten Runde auf P3 zurückversetzt. Deshalb hat Martin am Sonntag "nur" fünf statt neun Punkten auf Bagnaia aufgeholt. Anderenfalls wäre er in der WM sogar bis auf neun statt 13 Punkte herangerückt.

Nach dem Rennen ist Martin bedacht, die richtigen Worte zu finden: "Abgesehen vom Moto3-Rennen damals [2018] in Malaysia, mit dem ich Weltmeister wurde, war das heute wohl das beste Rennen meines Lebens. Ich war heute nicht stärker als die anderen. Ich habe aber all meine Erfahrung und all die Möglichkeiten, die ich hatte, in die Waagschale geworden."

"Brad war auf der Bremse sehr stark und gegen 'Pecco' war es ebenfalls nicht einfach. Es war mental wirklich alles andere als einfach, sich den letzten Millimeter Reifen aufzuheben, um in der letzten Runde noch pushen zu können wie im Qualifying", so Martin.

Zwischenzeitlich wurde Martin von Binder überholt und auch Bagnaia machte mächtig Druck. "Auch ein dritter Platz wäre für mich heute ein gutes Ergebnis gewesen", räumt der Sieger ein und erklärt, warum es doch anders kam: "Als Brad an mir vorbei war, dachte ich, er würde auf und davon fahren. Dann aber sah ich, dass sein Reifen schon viel schlechter dran war als meiner. Ich konnte ihn wieder überholen und wieder richtig pushen."

Andere Strategie vor und im Rennen zahlt sich aus

Dass er vor dem Start so lange in der Box saß und erst ganz spät in die Startaufstellung lief, um auf seine Pramac-Ducati zu steigen, das erklärt Martin nach dem Rennen so: "Ich habe schlechte Erinnerungen an Indien. Deshalb wollte ich nicht so viel Zeit in der Hitze der Startaufstellung verbringen."

"Ich bin lieber in der Box geblieben, wo es kühler ist. Dass ich so spät wie möglich in die Hitze rausgegangen bin, das war meiner Meinung nach hilfreich. Es ging mir heute viel besser als in Indien", betont Martin.

Jorge Martin, Brad Binder, Francesco Bagnaia

Jorge Martin siegt vor Brad Binder und "Pecco" Bagnaia, der letztlich Zweiter ist Zoom

Dass er dem Feld diesmal nicht von Beginn an davongefahren ist, das führt Martin aber nicht auf seine Erkenntnisse aus Indien zurück, sondern auf seine Erkenntnisse aus Indonesien (Sturz in Führung liegend) und Australien (P5 statt Sieg nach missglücktem Reifenpoker).

"Schwierige Momente wie diese sind schwer zu verdauen, aber sie machen einen stärker. Ich habe heute eine andere Strategie angewandt. Anstatt auf den ersten zehn Runden wie verrückt zu pushen, habe ich versucht, einen Vorsprung von ein, zwei Zehntelsekunden auf den Zweiten zu halten, um den Reifen zu schonen", so der Pramac-Pilot.

WM-Kampf gegen Bagnaia: Martin will "als Führender nach Valencia"

Herausgekommen ist dabei der Sieg. "Das fühlt sich großartig an!", bekennt Martin. Neben dem Rennsieg und dem perfekten Wochenende bezogen auf die WM-Punkte ist ihm ein anderer Aspekt aber noch ganz wichtig.

"Ich habe den Leuten heute gezeigt, dass ich mir einen Sieg auch erkämpfen kann. Dass ich 'Pecco' in seiner Wohlfühlzone geschlagen habe, das ist extrem wichtig", unterstreicht der 25-jährige Spanier, der für Titelverteidiger "Pecco" Bagnaia im diesjährigen WM-Kampf eine harte Nuss ist.

Jorge Martin, Francesco Bagnaia

Jorge Martin oder Francesco Bagnaia: Wer wird MotoGP-Weltmeister 2023? Zoom

Die Idealpunktzahl von 37 an einem Wochenende, die es gibt, wenn man sowohl Sprint als auch Grand Prix gewinnt, die hat Martin nun schon zum viertem Mal (nach Sachsenring, Misano und Motegi) erreicht. "Hoffentlich können wir so weitermachen", sagt er und fügt abschließend mit breiter Brust hinzu: "Hoffentlich kann ich als Führender nach Valencia kommen."