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Hanika: "Vom Wettbewerbslevel überrascht"
Rookies-Cup-Champion Karel Hanika blickt auf sein schwieriges Debüt in der WM - In der zweiten Saisonhälfte will der Tscheche den Anschluss an die Spitze schaffen
(Motorsport-Total.com) - In der Moto3-Klasse zählte Karel Hanika vor Saisonbeginn zu den Neulingen, auf die man ein Auge haben musste. Der Tscheche beendete den Rookies-Cup in der Saison 2012 als Dritter und dominierte im Vorjahr nach Belieben. Er wechselte als amtierender Rookies-Cup-Champion und als Moto3-Europameister in die WM. Im Team von Aki Ajo erhält Hanika vorzügliche Unterstützung und Topmaterial von KTM. Allerdings blieb der 18-Jährige in den ersten neun Rennen etwas hinter den Erwartungen.

© KTM
Karel Hanika kam mit viel Vorschusslorbeeren in die Moto3-WM Zoom
Teilweise setzte sich Hanika im Spitzenfeld in Szene, aber es gab auch viele Zwischenfälle. In der WM-Wertung ist er mit 16 Punkten lediglich auf dem 19. Platz zu finden, während sein Teamkollege Jack Miller die WM anführt. Bislang stehen zwei zehnte Plätze als beste Ausbeute in der Ergebnisliste. In der Wertung Rookie des Jahres liegt Hanika damit weit zurück, denn Enea Bastianini, der im Vorjahr den Rookies-Cup als Vierter abgeschlossen hat, sammelte bereits 46 WM-Punkte. Im Interview spricht Hanika über das schwierige WM-Debüt in der Moto3.
Frage: "Karel, wir haben jetzt die Saisonhalbzeit erreicht. Welche Note würdest du dir selbst geben?"
Karel Hanika: "Darüber muss ich nachdenken, denn einige Rennen sind sehr gut gelaufen. Andere waren dagegen nicht nach Wunsch. Ich würde mir zur Halbzeit eine Fünf geben. Ich habe in einigen Rennen Fehler gemacht, wodurch ich gestürzt bin. Aber ich bin auch auf andere Rennen sehr stolz."
Frage: "Hast du beim Start der WM-Saison gedacht, dass du jetzt in dieser Position sein würdest?"
Hanika: "Es ist schwierig, es so zu sehen, weil ich nicht viele Punkte gesammelt habe. Trotzdem kämpfe ich immer um WM-Punkte. Vielleicht liegt es auch am Pech, dass ich bisher nicht mehr Zähler gesammelt habe. Trotzdem weiß ich, dass ich bei jedem Grand Prix Punkte sammeln kann. Das ist gut. Es ist egal, auf welchem WM-Platz ich liege, denn das war für diese Saison nicht das Ziel. Ich muss lernen und ich glaube, gemeinsam mit dem Team machen wir es gut."
Frage: "Vor dem Saisonstart wolltest du Rookie des Jahres werden. Wie denkst du jetzt darüber nach?"
Hanika: "Es ist schwierig, weil ich viele Punkte verloren habe. Mein Rückstand ist mittlerweile groß. Aber es wartet noch die zweite Saisonhälfte und ich glaube, ich werde einige gute Rennen haben. Ich gebe mein Bestes, damit ich Rookie des Jahres werde."
Niveau in der WM ist sehr hoch
Frage: "Es ist dein erstes Jahr in der Weltmeisterschaft. Was hat dich am meisten überrascht?"
Hanika: "Ohne Zweifel das Wettbewerbslevel. Wir fahren auf vielen Strecken schneller als im Vorjahr. Das habe ich zum Beispiel im Qualifying bemerkt. Das Level ist sicherlich höher als im Vorjahr, denn viele Fahrer können gewinnen und in die Top 5 fahren. Es ist sehr schwierig und hat mich überrascht. So ist es aber eben, und ich muss einer der Fahrer sein, die an der Spitze kämpfen."

© Pacepix.com
Karel Hanika fährt im gleichen Team wie WM-Favorit Jack Miller Zoom
Frage: "In welchen Bereichen hast du dich als Fahrer im Vergleich zum Rookies-Cup verändert?"
Hanika: "In vielen Bereichen. Ich musste meinen Fahrstil etwas verändern, die Arbeit mit den Mechanikern und ich musste neue Strecken lernen - all die Dinge, um in der Moto3 konkurrenzfähig zu sein. Im Vorjahr war es anders. Ich hatte keine Schwierigkeiten an der Spitze zu sein und ich verspürte keinen Druck. In der Weltmeisterschaft sind alle Fahrer sehr schnell, aber ich muss mich unter Druck setzen und immer mein Bestes geben. Manchmal gehe ich über das Limit und mache Fehler. Deshalb konnte ich einige Rennen nicht beenden. Ich lerne und ich muss jede Runde genießen, wenn ich an der Spitze bin."
Frage: "Setzt du dich stark unter Druck?"
Hanika: "Ja natürlich, viel mehr als ein Außenstehender. Zum Beispiel auch viel mehr als das Team, weil ich will eines Tages Weltmeister sein. Daran arbeite ich jeden Tag. Ich weiß, dass die Zukunft rosig sein könnte. Sich selbst unter Druck zu setzen, ist normal, aber manchmal übertreibe ich es."
Hanika musste Fahrstil verändern
Frage: "Warum musstest du deinen Fahrstil ändern, wenn doch das Motorrad deiner letztjährigen Maschine sehr ähnlich ist?"
Hanika: "Ich musste mich verändern, weil es im Rookies-Cup keine Datenanalyse gibt - weder Zeiten noch Telemetrie, die wir hier haben. Jetzt kann ich zum Beispiel sehen, wo ich schneller fahren könnte und wo langsamer. Hier weiß man alles, vor allem wo ich mich verbessern kann. Mein Fahrstil hat sich verändert, weil ich jetzt jede Kurve analysieren kann. Dann entscheiden wir, welcher Weg der optimale ist."
"Ich musste auch meine Körperbewegungen auf dem Motorrad verändern, und außerdem auch die Nutzung der Kupplung, denn sie hat sich im Vergleich zum Vorjahr verändert. In diesem Bereich hatte ich in der bisherigen Saison Mühe. Es sind nur kleine Veränderungen, aber sie summieren sich zu einem großen Unterschied. Man darf sich nie ausruhen, denn das Level ist wie gesagt viel höher und Fehler können dich viele Positionen kosten."
Frage: "Du hast ein neues Motorrad, einen neuen Crew-Chief, neue Mechaniker - wie kommst du in deiner ersten Saison mit dem Ajo-KTM-Team zurecht?"
Hanika: "Ich bin sehr glücklich. Ich habe tolle Menschen um mich herum. Ich bin auch glücklich, dass wir fünf Fahrer in unserer Struktur haben. Das hilft sehr. Ich komme gut mit meinen Mechanikern und mit Jordi (Gallardo, sein Crew-Chief; Anm. d. Red.) klar. Ich lerne jeden Tag etwas hinzu. Die Beziehung zu Aki Ajo ist exzellent. Er hilft immer. In Wahrheit sind wir ein großartiges Team."
Hanika kann viel von Miller lernen
Frage: "Einer deiner Teamkollegen ist Titelanwärter. Kannst du von Jack viel lernen?"
Hanika: "Ja natürlich. Wir können viele Daten von ihm nehmen und daraus Vorteile ziehen. Wenn er vor mir ist, kann ich sehen wo ich Zeit verliere. Er hilft mir auch persönlich sehr, weil ich in der Vergangenheit nie diese Möglichkeiten hatte. Er hat viel Erfahrung und kämpft jetzt um den WM-Titel. Natürlich lerne ich an seiner Seite viel."

© Red Bull/GEPA
In der WM lernt Karel Hanika auch die schönen Seiten des Lebens kennen Zoom
Frage: "Glaubst du, dass du jetzt als WM-Fahrer von der tschechischen Öffentlichkeit mehr unterstützt wirst?"
Hanika: "Von den Fans auf jeden Fall. Ihre Unterstützung ist sensationell. Ich bin sehr glücklich. Vielleicht erwarten sie mehr von mir, aber die Leute verstehen auch, dass man im Debütjahr nicht gleich ganz vorne sein kann. Ich habe eine tolle Fanbasis, die mich und Jakub Kornfeil unterstützt."
Frage: "Welches Rennen war bisher dein bestes?"
Hanika: "Obwohl es vielleicht seltsam klingt, war es Assen. Ich war sehr konkurrenzfähig. Ich fuhr lange Zeit auf dem zweiten Platz und glaube, dass ich in den Top 5 ins Ziel gekommen wäre. Dann machte ich aber einen Rookie-Fehler. Mit diesem Rennen bin ich aber glücklicher als zum Beispiel mit den zehnten Plätzen in Texas oder Mugello."
Frage: "Und dein schlechtestes Rennen?"
Hanika: "Ich würde sagen Argentinien. Ich machte in der vierten Kurve einen schweren Fehler und stürzte. Es war ein dummer Crash. Es ist ein Rennen, von dem ich glaube, dass es gut hätte laufen können. Deshalb war es sehr schade. Glücklicherweise habe ich mich dabei nicht verletzt."
Frage: "Was erwartest du von der zweiten Saisonhälfte? Machst du dir über die Überseerennen Sorgen?"
Hanika: "Wir müssen sicherlich hart arbeiten und viele neue Strecken kennenlernen. Ich mache mir aber keine Sorgen. Es sind die gleichen Fahrer und ich weiß, wie die Rennen ablaufen. Ich habe jetzt auch mehr Erfahrung als zu Saisonbeginn. Das ist gut, denn ich glaube, meine Rennen sollten besser werden. Ich muss stärker werden und gute Resultate holen."
Frage: "Auf welches Rennen freust du dich am meisten?"
Hanika: "Ich freue mich auf mein Heimrennen. Ich weiß zwar nicht, wie das Rennen laufen wird, aber ich freue mich auf Brünn. Ich hoffe, dass es ein gutes Wochenende wird, ich einen guten Startplatz erobere und ein gutes Rennen habe. Ich kenne auch Misano und Aragon aus dem Rookies-Cup. Am meisten freue ich mich aber auf Brünn."
In der zweiten Saisonhälfte müssen Ergebnisse kommen
Frage: "In welchen Bereichen musst du dich in der zweiten Saisonhälfte verbessern?"
Hanika: "Bei vielen Dingen. Mit der Arbeit am Limit zum Beispiel, und ich muss Probleme der ersten Saisonhälfte lösen. Ich brauche auch mehr Selbstvertrauen und muss versuchen, so wie in Assen zu arbeiten - meinem bisher besten Wochenende. Ich brauche nur ein Rennen an der Spitze. Ich weiß, dass wir den Speed haben, um bei jedem Rennen in der Spitzengruppe zu sein."

© FGlaenzel
Karel Hanika ist am besten an dem langen Zopf hinter dem Helm zu erkennen Zoom
Frage: "Welche Ziele hast du für den Rest der Saison?"
Hanika: "In den Top 5 zu sein, wäre eine tolle Errungenschaft. Ich sollte aber nicht zu optimistisch sein, denn es ist bei diesem Wettbewerbslevel nicht einfach. Ich wäre selbst mit einem Ergebnis in den Top 10 zufrieden. Das Ziel ist es immer, in der Spitzengruppe dabei zu sein, oder ihr zumindest für so viele Runden wie möglich zu folgen."
Frage: "Wer wird Weltmeister?"
Hanika: "Ich hoffe, Jack. Ich glaube, er verdient es, weil er tolle Leistungen zeigt. Er versucht immer zu gewinnen und will sich mit Platz zwei nicht abfinden. Ich bin auf dieser Weise ähnlich. Ich versuche ihm so gut wie möglich zu helfen - aber innerhalb der Regeln". (lacht; Anm. d. Red.)
Frage: "Wie wirst du den Sommerurlaub verbringen?"
Hanika: "Ich werde einige Tage in Spanien verbringen. Ich werde trainieren und für Indianapolis so gut wie möglich vorbereitet sein. Ich werde auch einige Tage mit meiner Familie verbringen und mich ausruhen, weil normalerweise kaum Zeit dafür ist. Vielleicht mache ich mit Freunden einen Campingausflug und fahre Motocross. Das gefällt mir sehr gut. Glücklicherweise muss ich bis Oktober nicht in die Schule gehen. Es wird mein vergangenes Jahr!"

