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Schrötter: "Jedes Ergebnis tut sehr gut"
In Mugello zeigte sich Marcel Schrötter im Spitzenfeld der Moto2-Klasse - Im Interview blickt der Deutsche auf die nächsten Schritte, um in Zukunft ganz vorne zu sein
(Motorsport-Total.com) - Im Winter wusste Marcel Schrötter lange nicht, ob er in diesem Jahr überhaupt in der WM antreten kann. Schließlich klappte die Finanzierung, doch nur mit wenig Testkilometern ging es nach Katar zum Saisonauftakt. Mittlerweile hat sich der Deutsche im vorderen Mittelfeld der hart umkämpften Klasse etabliert: In allen fünf Rennen fuhr der 20-Jährige mit der Kalex Jahrgang 2012 in die Punkteränge. Schrötter belegte die Plätze 13, 12, 10, 14 und 12. Zuletzt in Mugello ließ er in den Trainings und im Qualifying aufhorchen. Der Deutsche stellte sein Motorrad zum ersten Mal überhaupt in seiner WM-Karriere in die erste Startreihe und sorgte für Schlagzeilen.

© FGlaenzel
Startplatz drei in Mugello gab Marcel Schrötter viel Auftrieb beim Selbstvertrauen Zoom
Ohne die Unterstützung seiner Fans wäre es nie soweit gekommen. Im Winter liefen Spendenaktionen an, um Schrötter zu unterstützen. "Ich bedanke mich bei allen, die hinter mir stehen und mich auch mit Spendenkationen unterstützt haben. Ohne diese Unterstützung wäre ich jetzt nicht soweit", richtet er seinen Dank an alle, die an ihn glauben. Mit Startplatz drei in Mugello zeigte sich Schrötter erstmals ganz vorne in der Moto2-Elite. Im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com' analysiert der Hoffnungsträger seine Performance und spricht die nächsten Schritte an.
Frage: "Marcel, du bist in allen fünf Rennen in die Punkteränge gefahren. Damit kann man von einem positiven Saisonstart sprechen?"
Marcel Schrötter: "Auf jeden Fall. Nach der schwierigen Zeit im Winter waren die Erwartungen nicht so hoch. Deswegen können wir von einem erfolgreichen Saisonstart sprechen."
Frage: "Der Höhepunkt war der dritte Startplatz in Mugello. Was waren die Gründe, dass es dort so gut gelaufen ist?"
Schrötter: "Es gibt keinen bestimmten Grund, es ist schwierig zu sagen. In der Moto2 ist so viel möglich, weil alles so eng beisammen liegt. Mit einer kleinen Verbesserung kann es rasch nach vorne gehen, aber genauso gut rasch nach hinten. Wir haben schon teilweise in den letzten Rennen gesehen, dass wir einen guten Speed haben. Teilweise waren wir von den Topleuten nicht so weit weg. Dazu kam, dass ich die Mugello-Strecke sehr mag."
"Wir versuchen uns jedes Wochenende Stück für Stück zu verbessern. Wir wollen keine Wunder erwarten, sondern unsere Arbeit machen. In Mugello hat alles einigermaßen gut funktioniert. Wir waren schon in den Trainings gut dabei. Dass es dann für Startplatz drei reichte, war schon überraschend. Ich hatte auf der Strecke ein gutes Gefühl und wenn alles einigermaßen passt, dann kommen solche Ergebnisse zustande."
Frage: "Wie war das Gefühl, als du nach dem Qualifying ins Parc Ferme der Top 3 hineingerollt bist?"
Schrötter: "Es war schon ein sehr gutes Gefühl. Im Parc Ferme habe ich mir gedacht, warum nicht schon Sonntag ist. Ne, es war ein super Gefühl da hineinzufahren. Man weiß, dass man etwas erreicht hat und etwas geschafft hat. Es war schon auch das Gefühl der Erleichterung."

© FGlaenzel
Marcel Schrötter fährt im spanischen SAG-Team eine Vorjahres-Kalex Zoom
Frage: "Für einen Nachwuchsfahrer sind solche Highlights extrem wichtig und tun sicher auch dem Selbstvertrauen gut?"
Schrötter: "Genau, jedes Ergebnis tut sehr gut. Das ging schon in Katar los, als es gut gelaufen ist. Das tut persönlich sehr gut. Man darf aber nicht denken, dass es jetzt so weitergeht. Leichter wird es sicher nicht. Im Gegenteil, ich denke man muss genauso hart weiterarbeiten. Wir wollen dranbleiben, damit es kein Einzelfall bleibt, sondern dass uns das öfters gelingt. Eintagesfliegen gab es schon oft. Wir wollen versuchen, dass wir uns oft zeigen und dabei sein können. Es läuft dann hoffentlich auch in den Rennen besser."
Frage: "Beim Start bist du nicht so gut weggekommen und hast gleich einige Plätze verloren. Was war genau los?"
Schrötter: "Der Start selbst war nicht optimal. Ich tue mir noch etwas schwer, den optimalen Start hinzulegen. Es ist nicht ganz einfach. Es sind auch einige Leute dabei, die wirklich super starten. Eigentlich war ich in der Vergangenheit, bei den 125ern, ein guter Starter. Mit dieser höheren Power ist es nicht ganz so leicht. In diesem Bereich muss ich mich noch verbessern. Ich muss auch noch in den ersten Kurven mehr reinhalten und mehr Risiko nehmen. In diesem Bereich bin ich noch zu vorsichtig. Im Hinterkopf habe ich noch den Gedanken, dass sich lieber etwas früher bremse und dabeibleibe, anstatt später zu bremsen und zu stürzen. Ich wähle noch den sicheren Weg, aber das wird gerade in dieser Klasse schnell bestraft."
Die Bremsphase muss besser werden
Frage: "Nach dem Start warst du in einer größeren Gruppe, in der auch Pol Espargaro mitgefahren ist. Sind dir Unterschiede zu deiner Vorjahres-Kalex aufgefallen?"
Schrötter: "Es ist schwierig zu sagen, weil er einen komplett anderen Fahrstil hat. Ich bin acht bis zehn Runden hinter ihm hergefahren. Es ist schwierig da Unterschiede festzustellen. Jedes Motorrad ist anders abgestimmt und jeder Fahrer hat einen anderen Fahrstil. Man kann wirklich nicht sagen, wo die technischen Unterschiede liegen. Der größte Unterschied besteht in den Fahrstilen der Fahrer, weshalb es schwierig ist diesbezüglich etwas zu sagen."
Frage: "Wie läuft die Zusammenarbeit mit deinem Teamkollegen Xavier Simeon? Er fährt die aktuelle Kalex. Könnt ihr Daten vergleichen?"
Schrötter: "Es läuft eigentlich sehr gut. Wir haben uns schon oft gegenseitig geholfen. Wenn wir auf der Strecke zusammentreffen, dann bricht man nicht ab, wenn der andere versucht zu folgen. Im Großen und Ganzen läuft es sehr gut. Wir vergleichen die Daten und helfen uns schon gegenseitig. Es läuft relativ gut."
Frage: "Deine Technik läuft auch sehr zuverlässig, wie die Zielankünfte zeigen. Worauf konzentriert ihr euch derzeit bei der Abstimmung?"
Schrötter: "Wir sind jetzt an einem Punkt angekommen, an dem wir im Bereich der Bremsen arbeiten müssen. Abgesehen von der Anfangsphase, wo ich mehr lernen muss, war es in Mugello so, dass ich kaum Gegner überholen konnte, obwohl ich in vielen Streckenabschnitten schneller war. In harten Bremszonen musste ich oft zurückstecken oder wurde überholt. Wir wollen die Fahrwerksabstimmung so einstellen, damit ich besser bremsen kann. Eigentlich bin ich kein schlechter Bremser. Wenn dir das Fahrwerk nicht hilft, sondern du das Gefühl hast, dass du das Motorrad nicht verzögern kannst, dann wird es natürlich sehr schwierig."

© Ponsracing
In Mugello fuhr Marcel Schrötter lange hinter Pol Espargaro her Zoom
"Am Montag nach Mugello gab es einen Test und wir wollten mit dieser Arbeit anfangen. Gleich mit der ersten Veränderung haben wir einen Fortschritt erzielt. Leider konnten wir nicht viel testen, weil nach zwei Ausfahrten der Regen kam. Am Nachmittag konnten wir dann nicht mehr fahren, weil das Team zum Flughafen musste. Der Fokus liegt nun auf den Bremsen und wir wollen uns über das Fahrwerk diesbezüglich verbessern."
Frage: "Wie sieht die finanzielle Situation aus? Soweit man hört ist die Saison gesichert, aber die Reisekosten sind noch offen."
Schrötter: "Technisch und vom Team her ist alles finanziert, nur bei den Reisekosten bin ich auf mich selbst gestellt. Am Mugello-Wochenende hat sich zum Glück etwas ergeben. Ein Reisebüro möchte mich unterstützen. Es kam Interesse und jetzt werden wir schauen, wie es weitergeht. Es sieht positiv aus."
Frage: "Was hast du dir für die nächsten beiden Rennen in Barcelona und Assen vorgenommen?"
Schrötter: "Ich will meine Form mitnehmen. In den Trainings fahre ich konstante Zeiten alleine. Ich will mich verbessern und dazulernen. Wir wollen auch mit dem Motorrad Fortschritte machen und die angesprochenen Dinge wie die Bremsen verbessern, damit das Motorrad noch besser wird. Wir wollen dranbleiben und uns wieder ein Stück verbessern. Auch wenn es vielleicht nicht wieder für die Top 3 reicht. Manchmal sieht man Fortschritte nicht, weil sich auch alle anderen Teams verbessern. Das Ziel geht in Richtung Top 10. Wenn ich in den Trainings immer in den Top 15 bleibe, dann ist es okay. Im Rennen sollten es dann mittlerweile in die Top 10 gehen. Das wäre natürlich super."

