Armpump in der MotoGP: Wenn der Unterarm blockiert

Armpump plagt immer wieder Fahrer in der MotoGP - Warum die Schmerzen im Unterarm so tückisch sind und weshalb sich viele operieren lassen

(Motorsport-Total.com) - In der MotoGP entscheiden oft wenige Zehntelsekunden über Sieg oder Niederlage - körperliche Fitness und Belastbarkeit der Fahrer spielen dabei eine ebenso große Rolle wie fahrerisches Können oder die technische Ausstattung.

Titel-Bild zur News: Fabio Quartararo

Fabio Quartararo ließ sich bereits mehrfach wegen Armpumps operieren Zoom

Eine der häufigsten und zugleich tückischsten Beschwerden, die MotoGP-Piloten plagt, ist das sogenannte Armpump. Was für Außenstehende nach einer harmlosen Muskelverhärtung klingt, kann auf der Strecke zur echten Gefahr werden.

Denn wer die Kontrolle über seine Hände und Unterarme verliert, riskiert nicht nur den Ausgang des Rennens, sondern auch seine Sicherheit und die der anderen. Doch was genau steckt hinter diesem Phänomen, warum sind so viele Fahrer betroffen, und weshalb greifen legen sie sich immer wieder unters Messer?

Was ist Armpump?

Armpump, medizinisch als Chronic Exertional Compartment Syndrome (CECS) bezeichnet, ist eine schmerzhafte Durchblutungsstörung im Unterarm.

Sie tritt unter extremer körperlicher Belastung auf - typischerweise bei Sportarten wie Motocross oder der MotoGP. Dabei schwellen die Unterarmmuskeln durch dauerhafte Anspannung an, was zu einem Druckanstieg in den Muskelkompartimenten führt.

Diese Kompartimente sind von einer festen Bindegewebshülle (Faszie) umgeben, die kaum nachgibt. Die Folge: Die Blutversorgung wird eingeschränkt, es kommt zu Schmerzen, Kribbeln, Kraftverlust oder Taubheitsgefühlen. Auf dem Motorrad kann das zum Kontrollverlust über Kupplung oder Bremse führen.

Warum betrifft es gerade MotoGP-Fahrer so häufig?

In der Königsklasse des Motorradrennsports ist der körperliche Druck auf die Fahrer enorm. Besonders beim harten Bremsen wirken enorme Kräfte auf Hand und Unterarm.

Zusätzlich belasten hohe Fliehkräfte, permanente Vibrationen und aggressive Fahrmanöver die Muskulatur. Die Fahrer müssen über 40 Minuten lang maximalen Kraftaufwand leisten - ohne Entlastung. Das alles begünstigt das Auftreten von Armpump.

Warum entscheiden sich so viele für eine Operation?

Obwohl einige versuchen, Armpump durch Physiotherapie, Dehnübungen oder Muskelaufbau in den Griff zu bekommen, ist dies häufig nur bedingt erfolgreich. Deshalb lassen sich viele Profis operieren, um sich Linderung zu verschaffen.

Bei der sogenannten Fasziotomie wird die Bindegewebshülle um den Muskel geöffnet oder teilweise entfernt. So bekommt der Muskel mehr Platz und der gefährliche Druck wird verringert. Die OP ist relativ klein, die Ausfallzeit kurz - oft sitzen die Fahrer schon nach wenigen Wochen wieder auf dem Motorrad.

Ein Risiko des Extrem-Motorsports

Armpump ist kein Anzeichen von mangelnder Fitness, sondern eine Konsequenz extremer physischer Anforderungen im Hochleistungssport. Die Häufigkeit operativer Eingriffe zeigt, wie gravierend die Einschränkungen sein können.

Für viele ist die OP der einzige Weg, ihre Leistungsfähigkeit langfristig zu sichern. Armpump ist damit ein Paradebeispiel dafür, wie hart MotoGP-Fahrer an die Grenzen ihrer physischen Belastbarkeit gehen - und was sie dafür in Kauf nehmen.