"Wenn ich da war, war Platz": Morbidelli rempelt Vinales aus dem Rennen
Im Duell um Platz vier kommt es zur Kollision zwischen Franco Morbidelli und Maverick Vinales - Unterschiedliche Sichtweise - Crash kostet Vinales Spitzenergebnis
(Motorsport-Total.com) - Beim Grand Prix von Italien in Mugello kam es in der neunten Runde im Duell um Platz vier zu einer Kollision. Am Ende der achten Runde lag Franco Morbidelli (VR46-Ducati) vor der KTM von Maverick Vinales auf Platz vier.

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Im Duell um Platz vier kam es zu einer Kollision zwischen Morbidelli und Vinales Zoom
"Aber ich habe in Kurve 1 einen Fehler gemacht", berichtet Morbidelli, "und Maverick war da." Das Duell begann also schon einige Kurven vor der Kollision. Vinales bestägigt: "Ich habe ihn aus Kurve 2 heraus überholt."
Als sie dann auf die Links-Rechts-Kurvenkombination Materassi und Borgo San Lorenzo zufuhren, stach Morbidelli nach innen und rempelte Vinales seitlich an. Der Spanier stürzte sofort ins Kiesbett und war ausgeschieden.
"Ich war komplett vorne", betont Vinales. "Dann habe ich nur noch die Hitze [seines Motorrads] gespürt. Wenn ich sein Vorderrad gesehen hätte, hätte ich natürlich aufgemacht - ich will ja keinen Sturz riskieren. Dann wäre ich geradeaus ins Kies gefahren, okay."
"Aber ich habe ihn nicht einmal gesehen, ich habe nur die Hitze gespürt. Ich weiß nicht ... das ist Racing, um ehrlich zu sein", äußert sich der KTM-Fahrer überraschend milde über Morbidelli. Der Italiener sieht die Situation etwas anders.
"Wenn ich dort war, dann war Platz - ganz sicher", sagt der Italiener zu seiner Sicht der Kollision. "Wenn kein Platz gewesen wäre, wäre ich nicht dort gewesen. Es tut mir leid, wie dieser Zweikampf geendet hat. Ich musste dafür bezahlen - gleich doppelt."
Die Rennkommissare rund um Ex-Rennfahrer Simon Crafar sprachen für Morbidelli eine Long-Lap-Strafe aus. Weil er sie nicht korrekt zwischen den beiden Linien fuhr, musste er sie anschließend noch einmal absolvieren.
War die Strafe gerecht? Denn schließlich wurde Morbidelli noch Sechster, während für Vinales das Rennen vorbei war. "Ich könnte jetzt tausend Erklärungen geben, aber letztlich spielt das keine Rolle", winkt der Spanier ab.
"Es ist die Aufgabe der Rennkommissare, zu entscheiden und Strafen auszusprechen. Ich bin weder dafür noch dagegen - ich bleibe neutral. Wenn es eine Strafe gibt, akzeptiere ich sie - und damit hat es sich."
Gab es nach dem Rennen eine Aussprache der beiden? "Ja, er kam nach dem Rennen zu mir, hat sich entschuldigt und gesagt, dass es sein Fehler war", bestätigt Vinales und betont: "Damit ist alles in Ordnung."
Starke Performance: Vinales sieht KTM auf einem guten Weg
Dennoch hat der Unfall Vinales und KTM ein mögliches Spitzenergebnis gekostet. Denn zu diesem Zeitpunkt lag er vor Morbidellis Teamkollegen Fabio Di Giannantonio, der am Ende Dritter wurde. Vinales will aber seinen Speed als guten Aspekt von Mugello betrachten.
"Insgesamt war es ein sehr positives Wochenende", sagt der Tech3-Fahrer. "Wir sind auf dem richtigen Niveau, das ist sehr wichtig. Wir sind gut gefahren, haben auf der Heimstrecke der Ducatis mit ihnen gekämpft - das ist ein wirklich gutes Zeichen."
"Für mich war es besonders erfreulich, weil ich zum ersten Mal im Rennen vorne dabei war und dabei die Reifen geschont habe. Das ist ein gutes Zeichen, denn ich bin sehr sauber gefahren, habe besonders auf die Traktion geachtet - und war trotzdem dran. Das ist ein klarer Fortschritt."

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Nur Vinales konnte in Mugello gegen Ducati kämpfen Zoom
Vinales war in Italien das gesamte Wochenende über der beste KTM-Fahrer. Im Sprint fuhr er nur knapp hinter dem Podium auf Platz vier. Nur er konnte aus eigener Kraft die starke Ducati-Armada herausfordern und zumindest mit dem VR46-Duo kämpfen.
Im Vergleich zur Ducati erkennt Vinales auch Stärken der KTM: "Ich denke, in Kurven, in denen man die Geschwindigkeit mitnehmen muss - wie zum Beispiel Arrabbiata 1 und 2, Kurve 7 oder 5 -, da ist unser Motorrad ziemlich stark."
"Zumindest von meiner Seite aus gesehen sind wir in diesen Passagen sehr gut. In Kurven, in denen man die Bremse länger halten muss - wie in Kurve 12 oder 15, der letzten Kurve -, wirken die Ducatis etwas leichter zu fahren."

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Für das nächste Rennen in Assen ist Vinales sehr optimistisch Zoom
"Wenn sie die Vorderradbremse lösen, scheinen sie leichter einzulenken, dadurch können sie mehr Kurvenspeed mitnehmen. Das sehen wir auch immer wieder in den Daten. Seit der Überarbeitung der Aero-Spezifikation sind wir etwas näher dran, aber wir haben noch Spielraum."
"Ansonsten fühle ich mich auf Augenhöhe", schätzt Vinales, der diese gute Performance von Mugello mitnehmen möchte. Denn am kommenden Wochenende steht mit Assen eine Strecke im Kalender, die ihm sehr gut liegt.
"Ja, jetzt kommen Strecken, die mir meiner Meinung nach besser liegen. Wir müssen den Schwung mitnehmen - es ist keine Zeit, um zurückzublicken oder zu hadern. Es ist Zeit, ans nächste Rennen zu denken und daran, was wir besser machen können."
"Vor allem, um gar nicht erst in solche Situationen [wie mit Morbidelli] zu geraten. Wenn du Erster oder Zweiter bist, vermeidest du das alles. Also: Lass uns das schaffen - Erster oder Zweiter - dann ändert sich alles."


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