"Es geht einfach nicht": Francesco Bagnaia verzweifelt in Mugello
Aggressive Anfangsphase, aber dann keine Chance gegen die Marquez-Brüder - Nach Platz vier spricht Francesco Bagnaia über seine ungelösten Probleme in dieser Saison
(Motorsport-Total.com) - Nichts wurde es mit Francesco Bagnaias erhoffter Trendwende beim Heimrennen in Mugello, wo er in den vergangenen drei Jahren den Grand Prix und in den vergangenen beiden Jahren den Sprint gewonnen hat.

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In den ersten Runden kämpfte Bagnaia mit den Marquez-Brüdern Zoom
Diesmal musste sich der Italiener im Sprint wie immer in dieser Saison den Marquez-Brüdern geschlagen geben. Am Samstag stand Bagnaia noch als Dritter auf dem Podium, aber am Sonntag wurde es nur der vierte Platz, nachdem ihn Fabio Di Giannantonio kurz vor dem Ziel überholt hatte.
"Gleich wie immer. Ich starte gut, dann werde ich überholt. Ich bleibe hinter ihnen stecken und kann die Lücke nicht schließen", wiederholt Bagnaia fast gebetsmühlenartig sein Problem, das ihn schon die gesamte Saison plagt.
"Ehrlich gesagt tue ich mir extrem schwer, das umzusetzen, von dem ich weiß, dass ich es eigentlich kann. Ich weiß, dass ich schneller in die Kurven hineinfahren könnte. Ich weiß, dass ich Dinge tun könnte, die ich bei anderen Fahrern sehe - aber ich kann es nicht."
"Es geht einfach nicht. Ich habe große Mühe, Geschwindigkeit in die Kurven mitzunehmen. Das Vorderrad bewegt sich stark, blockiert oft und untersteuert deutlich. Es ist schade, denn ich bin der Einzige, bei dem das Tempo im Vergleich zum Vorjahr langsamer wurde."
Im Grand Prix zeigte Bagnaia eine kämpferische Anfangsphase und lieferte sich enge Duelle inklusive Berührungen mit seinem Ducati-Teamkollegen Marc Marquez. Aber als Marc und Alex schließlich vorbei waren, konnte Bagnaia keine Akzente mehr setzen.
"Ich denke, für ihn war es die beste Strategie", meint Marc Marquez über die aggressiven ersten Runden von Bagnaia. "Ich habe ohnehin mit einem sehr aggressiven 'Pecco' gerechnet, denn ich habe mir nochmals seine letzten Siege hier angeschaut."
"Und da hat er das Rennen immer von Anfang bis Ende angeführt. Er fühlt sich sehr wohl, wenn er vorne fährt. Also wusste ich, dass er es versuchen würde. Aber heute hat ihm vielleicht einfach ein wenig die Pace gefehlt."
"Trotzdem hat er eine sehr gute erste Runde gefahren, und es war die richtige Strategie", sagt Marc Marquez über seinen Teamkollegen. "Am Ende ist es eben Racing." Bagnaia zog im Dreikampf mit den Marquez-Brüdern schließlich den Kürzeren.
Warum Bagnaia nach den ersten Runden chancenlos war
Der Italiener bestätigt seine Strategie, dass er von Anfang an versuchen wollte, an der Spitze zu fahren: "Ich wollte wie immer vorne bleiben. Wenn man Rennen fährt, will man vorne sein. Ich war in der ersten Rennphase ziemlich zuversichtlich, es fühlte sich gut an."
"Aber nach sechs Runden ließ der Vorderreifen stark nach. Ich musste langsamer machen, weil ich sonst gestürzt wäre. Ich kann mit dem Motorrad nicht machen, was ich will - ich muss dem folgen, was das Motorrad vorgibt."
"Und wenn ich versuche, meinen Stil umzusetzen, stürze ich - oder stürze fast. Heute zum Beispiel war ich in der letzten Kurve fast am Boden, nur weil ich versucht habe, die Linie zu fahren, die ich immer fahre."
"Seit dem ersten Rennen ist es so: Vielleicht starte ich gut, und dann fahre ich das gesamte Rennen hinter den Brüdern her, beobachte, was sie tun, und hoffe auf einen Fehler - nur um vielleicht eine Chance zum Überholen zu bekommen. Aber so funktioniert es nicht."
"Ich stecke bei sieben, acht Zehntel Rückstand fest. Dann versuche ich, aufzuholen, komme auf zwei, drei Zehntel heran - aber dann muss ich wieder langsamer machen, weil das Vorderrad anfängt, überall zu untersteuern. So sehen meine Rennen dieses Jahr immer aus."

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Ein enttäuschender Renntag für Bagnaia, seine Frau und seine Schwester Zoom
"In dieser Saison kann ich keinen normalen Slide fahren, keinen kontrollierten. Ich kann nicht auf der Linie bremsen wie Marc - wenn ich das versuche, verliere ich sofort das Vorderrad. Ich bewege mich in einem Grenzbereich, in dem ich einfach nur hoffe, dass nichts passiert."
War die aggressive Anfangsphase der Grund dafür, warum Bagnaia in den letzten Runden Di Giannantonio nicht mehr dahinter halten konnte und Platz drei verlor? "In den letzten Runden gab es starke Vibrationen am Hinterrad", seufzt der Ex-Weltmeister.
Davide Tardozzi: "Ducati arbeitet an Lösungen"
Vor zwei Wochen fand Bagnaia in Aragon mit einer größeren Bremsscheibe etwas mehr Gefühl. Diese konnte er in Mugello nicht verwenden, aber auch nicht beim kommenden Rennen in Assen. War das bessere Gefühl in Aragon ein Trugschluss?
"Ehrlich gesagt war es wie in Aragon", meint Bagnaia zu diesem Vergleich. "Dort habe ich das Rennen genauso beendet - 0,7 oder 0,8 Sekunden hinter Alex. Ich war immer dort. Heute war es dieselbe Position."
In der WM-Wertung ist sein Rückstand auf 110 Punkte angewachsen. Dass der WM-Zug ohne ihn abgefahren ist, ist auch Bagnaia bewusst: "So ist es unmöglich, an den WM-Titel zu denken. Wenn ich solche Rennen fahre und wir am Motorrad nichts ändern, dann bleibt alles gleich."
"Wir müssen etwas anders machen und hoffen, dass wir eine Lösung finden. Denn das Potenzial ist da. Ich weiß, dass ich um den Sieg kämpfen kann. Was ich in den ersten sechs, sieben Runden gezeigt habe, ist das, was ich eigentlich immer fahren kann."
Auch Davide Tardozzi gibt zu, dass Bagnaia sich auf seiner Paradestrecke Mugello "etwas mehr" erwartet hatte, aber der Ducati-Teammanager sagt zu den Problemen auch offen: "Im Moment haben wir dafür noch keine Lösung gefunden."
"Aber wir wissen ganz genau - und die Daten zeigen es -, dass 'Pecco' noch immer derselbe schnelle Fahrer ist wie im vergangenen Jahr. Wir vertrauen ihm und arbeiten bei Ducati jeden Tag hart daran, etwas zu finden. Und ich denke, dass Gigi die Lösung schon bald haben wird."


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