Wer setzt sich beim Motegi-Abschied durch?
Will Power könnte mit einem weiteren Top-Ergebnis die Gesamtführung übernehmen - Entscheidung in der Rundkurswertung - Debüt für Joao Paulo de Oliveira
(Motorsport-Total.com) - Die IndyCar-Saison 2011 geht am Wochenende endgültig in ihre heiße Phase. Im japanischen Motegi steigt am Sonntagmorgen um 06:00 Uhr MESZ der drittletzte Saisonlauf und gleichzeitig der letzte auf einem Straßenkurs. Anders als in der Vergangenheit wird in diesem Jahr nicht auf dem Oval des Twin-Ring Motegi, sondern auf dem dazugehörigen, 4,8 Kilometer langen Rundkurs gefahren, der zwei Wochen später auch von der MotoGP-WM unter die Räder genommen wird.

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Die IndyCars gastieren am Wochenende letztmalig im japanischen Motegi
Der Grund für den Wechsel des Layouts liegt im verheerenden Erdbeben begründet, das Japan im März diesen Jahres heimgesucht hat und neben dem Tsunami und der anschließenden nuklearen Katastrophe in Fukushima auch eine Beschädigung von Teilen des Ovals in Motegi verursacht hat.
Ungeachtet der schwierigen Umstände wird das diesjährige Indy Japan 300 ohnehin der vorerst letzte Auftritt der IndyCars im Land der aufgehenden Sonne sein. IndyCar-Finanzchef Terry Angstadt ließ bereits im Februar verlauten, dass der Vertrag nach 2011 nicht verlängert werde. Stattdessen orientiert sich die Serie in Richtung China, wo in der Saison 2012 erstmals ein IndyCar-Rennen stattfinden soll.
Layout-Wechsel ein Vorteil für Will Power?
Das Hauptaugenmerk liegt auch am kommenden Wochenende wieder auf den Meisterschaftsfavoriten Dario Franchitti (Ganassi) und Will Power (Penske), nachdem der Australier seinen Punkterückstand auf Franchitti von 50 nach dem Rennen in Toronto auf inzwischen nur noch fünf Zähler verkürzen konnte. Scott Dixon verfügt im zweiten Ganassi-Dallara mit derzeit 72 Punkten Rückstand auf Tabellenführer Franchitti zumindest noch über theoretische Titelchancen.
"Ich kann aus meiner eigenen Erfahrung sagen, dass du dich niemals sicher fühlen darfst", sagt Power mit Blick auf den ihm im letzten Moment entgangenen IndyCar-Titel 2010 und fügt an: "Ein schlechtes Rennen von Dario bei einem gleichzeitig guten Tag von mir, und ich bin sofort da." Wenn der Penske-Pilot so weitermacht wie zuletzt in Sonoma und Baltimore könnte er tatsächlich als neuer Tabellenführer zu den beiden abschließenden Ovalrennen auf dem Kentucky Speedway und dem Las Vegas Motor Speedway reisen.
Franchitti macht sich indes noch keine großen Sorgen: "Power und ich, wir sind uns sowohl auf den Ovalen als auch auf den Straßenkursen ebenbürtig - vorausgesetzt, wir bekommen unser Auto so hin, wie wir uns das vorstellen." Sowohl in Sonoma als auch in Baltimore war für den dreifachen Champion in Diensten des Ganassi-Teams zuletzt nicht mehr als Platz vier zu holen.
KV/Lotus-Pilot Tony Kanaan hätte jedenfalls nichts gegen einen neuen Champion in diesem Jahr. "Power hat sich auf den Ovalen stark verbessert. Dass wir nun in Japan einen weiteren Rundkurs im Programm haben, spielt ihm zusätzlich in die Karten. Es wird noch ein spannendes Duell zwischen den beiden werden und obwohl ich Darios Freund bin, freue ich mich immer, wenn jemand seine erste Meisterschaft gewinnt", versichert der Brasilianer.
Entscheidung in der Mario-Andretti-Trophy

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Dario Franchitti oder Will Power? Einer von beiden gewinnt die Rundkurswertung Zoom
Während im Kampf um den Titel in Motegi allenfalls eine Vorentscheidung fallen kann, machen Franchitti und Power den Gewinn der Rundkurswertung - der sogenannten Mario-Andretti-Trophy - am Wochenende endgültig unter sich aus. In dieser Wertung hält Power nach bisher fünf Siegen und sieben Poles auf Straßenkursen in diesem Jahr einen 14-Punkte-Vorsprung auf seinen schottischen Rivalen.
So gilt der Australier in Diensten des Penske-Teams auch im Vorfeld des ersten Auftritts auf dem Stop-and-Go-Kurs in Motegi als Favorit. "Ausgehend davon, was ich bisher bei YouTube gesehen habe, scheint es eine ziemliche coole Strecke zu sein", sagt Power. "Letztlich lernst du auf der ersten Runde im Auto allerdings wesentlich mehr als bei einer Besichtigung zu Fuß oder anhand eines Videos."
Mangels schneller Kurven sieht Power den Bremsen in Motegi eine entscheidende Bedeutung zukommen. "Es gibt eine Menge Geraden mit harten Anbremszonen an deren Ende. Das sollte ein interessantes Rennen ermöglichen. Das Haushalten mit den Bremsen und die richtige Balance derer wird von enormer Wichtigkeit sein." Anders als die MotoGP-Bikes nutzen die IndyCars übrigens die Boxengasse des Ovals und biegen daher in der letzten Kurve nach links in die Pitlane ab.
IndyCar-Debüt für Joao Paulo de Oliveira
Neben den üblichen Verdächtigen im 26-köpfigen Starterfeld gibt es beim drittletzten Saisonlauf auch einen IndyCar-Debütanten zu vermelden. Joao Paulo de Oliveira wird den Conquest-Dallara mit der Startnummer 34 anstelle von Sebastian Saavedra steuern. Der Brasilianer ist als amtierender Champion der Formel Nippon mit dem Motegi-Rundkurs bestens vertraut und holte sich beim jüngsten Auftritt der japanischen Formelrennserie im Juli an Ort und Stelle den Sieg.
"Ich stand bereits seit längerer Zeit mit einigen IndyCar-Teams in Kontakt", verrät de Oliveira, der Gewinner der Deutschen Formel-3-Meisterschaft des Jahres 2003. Den Ausschlag für das Engagement bei Conquest gab schließlich der ehemalige Pilot des Teams, Roger Yasukawa. "Roger ist einer meiner Freunde und teilte mir mit, dass Conquest auf der Suche nach einem Fahrer sei. Daraufhin hat er mich beim Team empfohlen, woraufhin das Team mit mir Kontakt aufgenommen hat."
Die einheimischen Farben werden beim letzten Japan-Gastspiel der IndyCars neben KV/Lotus-Pilot Takuma Sato von Hideki Mutoh vertreten. Der ehemalige Andretti/Green- und Newman/Haas-Fahrer sitzt am Wochenende im AFS/Sam Schmidt-Dallara mit der Startnummer 17, der zuletzt vom Briten Martin Plowman pilotiert wurde. Genau wie de Oliveira verfügt auch Mutoh über Streckenkenntnis was den 4,8 Kilometer langen, mit 14 Kurven versehenen, Rundkurs betrifft. Bei Dreyer & Reinbold Racing sitzt zum dritten Mal nach Sonoma und Baltimore Giorgio Pantano im Cockpit des Boliden mit der Startnummer 22.

