GT3-Hersteller: Lieber Verbrenner mit E-Fuels als Hybrid

Die Zukunft im GT-Sport steht erst einmal weiter auf Verbrennungsmotor - Hybrid zu teuer, Wasserstoff etwas für Werke - E-Fuels als Heilsbringer bevorzugte Lösung

(Motorsport-Total.com) - Wie geht es mit der GT3-Klasse mittel- und langfristig weiter? Im Zuge der fortschreitenden und politisch forcierten Elektrifizierung von Straßenfahrzeugen stellt sich die Frage nach der langfristigen Zukunft der bislang erfolgreichsten GT-Klasse der Geschichte. Auf absehbare Zeit wird es wohl beim Verbrennungsmotor mit nachhaltigen Kraftstoffen bleiben.

Titel-Bild zur News: Der GT3-Sport wird auf absehbare Zeit beim reinen Verbrennungsmotor bleiben

Der GT3-Sport wird auf absehbare Zeit beim reinen Verbrennungsmotor bleiben Zoom

Lutz Leif Linden, der neben seiner Funktion als AvD-Generalsekretär auch Präsident der GT-Kommission des Automobil-Weltverbandes FIA ist, sagt gegenüber Motorsport-Total.com: "Es ist klar zu erkennen, was die Hersteller im Augenblick wollen oder sich vorstellen können, was mit in einer Zeitperspektive 2025 und was sie als nächstes dann bis 2028 und danach anstreben."

"Und ich kann eins sagen: Keiner der 15 großen, namhaften Hersteller möchte in diesem Tourenwagen- oder GT-Sport eine Hybridlösung haben. Das liegt einfach daran, dass alle sagen, es handelt sich um Customer-Racing."

Hybrid- oder gar Elektrolösungen sind auch 15 Jahre nach ihrer Einführung im Motorsport eine kostspielige Angelegenheit. Das zeigen nicht zuletzt die LMDh-Boliden, die trotz eines Mini-Hybridsystems sehr komplex sind. Porsche, der einzige Hersteller, der bisher ernsthaften Kundensport in diesem Bereich betreibt, unterstützt jedes Kundenteam tatkräftig.

Im GT-Kundensport, wo die Autos bei den erfolgreichsten Herstellern mittlerweile in dreistelligen Stückzahlen in Serie gehen, soll das nicht passieren: "Ich hatte eigentlich erwartet, dass vielleicht eine etwas positivere Haltung in Bezug auf Hybridlösungen besteht."

"Aber die sagen alle Nein, weil es mit Standard-Hybridlösungen sehr teuer und technisch so hochanspruchsvoll wird, dass es für Kundenteams kaum zu handeln ist. Deswegen sind die Hersteller allesamt nicht daran interessiert. Und ich rede hier jetzt wirklich von 15 namhaften Herstellern, die alle die gleiche Position vertreten."

E-Fuels werden vorangetrieben

Anders sehe die Sache bei synthetischen Kraftstoffen aus, die derzeit in vielen Serien Schule machen, um das dreckige Image des Motorsports abzuschütteln: "Dafür sind alle Hersteller offen. Das ist ein Thema, das ich seit eineinhalb Jahren sehr nachdrücklich vorantreibe. Und in diesem Punkt sind die international vorgegebenen Spezifikationen der FIA ja auch schon relativ weit."

"Das Problem ist allein die Verfügbarkeit der benötigten Mengen. Aber auch das wird mit der Zeit lösbar sein. Wir werden beispielsweise in Macau im November bereits einen Sprit mit hohen Bioanteil fahren. Im nächsten Jahr wird der Anteil noch weiter steigen und im Jahr 2026 wird der Kraftstoff dann vollsynthetisch sein."

Lutz-Leif Linden

Lutz Leif Linden arbeitet in der GT-Kommission der FIA Zoom

Zunehmend rückt auch das Thema Wasserstoff in den Vordergrund, mittlerweile auch in Verbrennungsmotoren. Spätestens seit dem Ausbruch des Ukraine-Krieges und der Abkehr vom russischen Erdgas hat sich das einfachste aller Atome vom "Champagner der Energiewende" zum möglichen Erdöl des 21. Jahrhunderts gemausert.

Linden betont jedoch, dass dies vorerst ein Thema für den Werkseinsatz bleiben wird und auch hier der Kundensport aus Kostengründen vorerst außen vor bleiben wird.

Die dritte Technologie, batterieelektrisches Racing, kommt im GT-Sport gar nicht vom Fleck. Die elektrische GT-Serie, die von der FIA seit nun mehr über einer Dekade verfolgt wird, nach wie vor nicht Realität geworden. Die Zukunft steht erst einmal auf Verbrennungsmotor. Übrigens eine Entwicklung, die GT-Papst Stephane Ratel vorausgesagt hat.

Dieser Artikel beinhaltet Passagen aus einem größeren Interview mit AvD-Generalsekretär Lutz Leif Linden. Das komplette Interview lesen Sie morgen auf Motorsport-Total.com.