• 04.10.2007 13:34

  • von Inga Stracke

Wurz: Von Japan über Europa nach China

Alexander Wurz im Interview: Wie er im Krankenhaus um seine Familie bangte und warum er in Shanghai ein tolles Rennen liefern könnte

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Alex, das waren stressige Tage für dich: Erst der Ausfall in Fuji, darüber geärgert - und dann?"
Alexander Wurz: "Ich habe mich großartig geärgert über das Missgeschick von Sato, denn ich hätte von dem Zeitpunkt an ohne Tankstopp ins Ziel fahren können. Wir haben uns gute Chancen ausgerechnet, wie auch in den typischen Rennen in Kanada und am Nürburgring. Aber gut, es hat halt nicht sein sollen."

Titel-Bild zur News: Alexander Wurz

Alexander Wurz beim Abgehen der Strecke in Shanghai am Donnerstag

Frage: "Du warst dann aber auch mit anderen Dingen des Lebens beschäftigt. Erzähl mal von deiner Reise seit Fuji, bitte!"
Wurz: "Es ist Schritt für Schritt gegangen. Nach dem Ausscheiden habe ich gleich Frank (Williams; Anm. d. Red.) gefragt, ob ich frühzeitig abreisen kann. Ich bin dann sofort nach Tokio zum Flughafen gefahren und habe den ersten Flug nach Europa genommen. Am Montag um 7:30 Uhr in der Früh war ich schon im Spital bei meiner Frau und bei meinem neugeborenen Sohn Oscar und den anderen zwei Kindern."#w1#

Ehefrau Julia: Komplikationen bei der Geburt

"Jetzt habe ich schon eine große Bande zu Hause!" Alexander Wurz

"Das war super, denn die Geburt war nicht einfach - es gab ein paar Komplikationen. Das bekam ich in der Nacht von Samstag auf Sonntag alles live mit. Dementsprechend unwohl fühlst du dich als Vater, wenn du nicht körperlich bei deiner Familie sein kannst, um dafür zu sorgen, dass es ihnen gut geht. Daher war ich heilfroh, dass ich nach Hause gekommen bin und dass schlussendlich alles in Ordnung ist und alle wohlauf sind. Jetzt habe ich schon eine große Bande zu Hause!"

Frage: "Wie war es, als du Oscar zum ersten Mal gesehen hast?"
Wurz: "Er schaut aus wie die totale Kopie von Charlie, mein zweiter Sohn - unglaublich, es ist exakt eine Fotokopie! Am Anfang schlafen die Babys ja viel, weil sie sich vom Geburtsschock erholen müssen, das heißt er liegt wie ein kleiner Engel dort. Er wiegt 2,63 Kilo - relativ leicht, er war vier Wochen zu früh dran, übrigens exakt wie all meine anderen Söhne auch. Alles Frühstarter, aber ohne Strafe! Es war wirklich irrsinnig schön. Die Leute, die selbst Vater sind, verstehen das, was man für ein Gefühl hat, wenn man sein eigenes Kind in der Hand hält. Die, die es nicht verstehen können, weil sie noch keine Kinder haben, haben etwas verpasst im Leben."

Frage: "Du warst jetzt also zwei Tage daheim?"
Wurz: "31 Stunden waren es ganz genau, die ich zu Hause war, und ich bin dann wieder hierher gekommen. Es war ein bisschen eine Hektik zu Hause, denn mein zweiter Sohn hat fast 40 Grad Fieber bekommen - das heißt, ich habe im Spital zwischen Geburtsstation und Notaufnahme gependelt. Aber jetzt ist wieder alles in Ordnung. Es war eine intensive Zeit, die ich zu Hause hatte."

Keine Probleme mit dem Jetlag

"Letztes Jahr war ich hier brutal schnell unterwegs." Alexander Wurz

Frage: "Da wird dann ja die Formel 1 eine richtige Erholung für dich, oder?"
Wurz: "Ich bin eh gut erholt, mit dem Jetlag habe ich kein Problem. Aber kommen wir zum Business, weg von der Familie: Ich freue mich schon irrsinnig auf Shanghai. Letztes Jahr war ich hier brutal schnell unterwegs, die Strecke ist vom Charakter her so, wie sie mir entgegenkommt. Ich freue mich echt aufs Fahren."

Frage: "Was sind die Kriterien?"
Wurz: "Wichtig war im Vorjahr, dass man die Reifen richtig einsetzt, denn jeder hatte Aufwärmprobleme. Auf den Geraden sind alle zick-zack gefahren, weil zu wenig Temperatur in den Reifen war. Dieses Jahr haben wir den ganz harten Bridgestone-Reifen - es wird sicherlich schwierig, den zum Arbeiten zu bringen. Das heißt, Teil unserer Arbeit am Setup wird sein, eine höhere Reifentemperatur zu erzeugen."

"Sonst gibt es die lange Gerade, ähnlich wie in Fuji einen sehr langen Vollgasanteil, wenig Abtrieb - aber im Infield mit dieser mittelschnellen und einer wahnsinnig schnellen Kurve bräuchte man wieder Flügel. Es ist also ein Kompromiss von der ersten bis zur letzten Kurve - wie auf allen modernen Rennstrecken, die Hermann Tilke entwirft."