Wurz: "Heute gewinnt er, obwohl er lupft"

Jaguar-Kandidat Alexander Wurz hat bei Michael Schumacher erste Anzeichen von sinkender Risikobereitschaft wahrgenommen

(Motorsport-Total.com) - Zwar hat Michael Schumacher in der vergangenen Saison seinen sechsten WM-Titel geholt, doch er musste dafür im Gegensatz zu den letzten drei Jahren bis zum letzten Rennen zittern. McLaren-Mercedes-Testfahrer Alexander Wurz glaubt, dass dies unter anderem mit einer veränderten Einstellung des Ferrari-Megastars zu tun haben könnte.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Im Regen von Brasilien soll Schumacher weniger riskiert haben als früher

Hob sich Schumacher früher besonders durch das Fahren im Grenzbereich und bei Regenrennen von der Konkurrenz ab, so scheinen sich seine Stärken verlagert zu haben. Wurz ist der Ansicht, dass der sechsfache Weltmeister mehr Vernunft und Berechnung in sein Tun einfließen lässt als früher und dafür in Sachen Risikobereitschaft deutlich zurückgeschraubt hat. Als Indiz dafür nannte der Österreicher in einer Spezialbeilage der 'autorevue' eine Beobachtung beim Chaos-Grand-Prix in Interlagos.

"Bei Michael ist mir aufgefallen, dass er dieses Jahr begonnen hat, weniger zu riskieren. Im Regen von Brasilien sind von den 20 Fahrern den Knick vor Start und Ziel im Qualifying vielleicht 15 voll gefahren, quer bei Tempo 260 im strömenden Regen", erklärte er. "Schumacher war einer von fünf, der gelupft hat. Das zeigt, wie sich seine Parameter verschoben haben. In seiner Benetton-Zeit wäre er gar nicht auf die Idee gekommen zu lupfen. Heute gewinnt er, obwohl er lupft."

Im Gegensatz dazu, so Wurz weiter, sei die Fahrweise von Juan-Pablo Montoya noch zu sehr fehleranfällig: "Eine WM gewinnst du auf seine Art halt schwer. Er war am meisten mit der Brechstange unterwegs, etwa am Nürburgring, wo er Coulthard noch um jeden Preis blockierte, obwohl seine Reifen bereits Blasen gezogen haben." Besser hat das seiner Meinung nach der eigene Teamkollege in den Griff bekommen: "Kimi schafft den Kompromiss aus aggressiver Schärfe und relativer Kontrolle erstaunlich gut für sein Alter."

Zu seiner persönlichen Zukunft konnte der 29-jährige Familienvater keine nennenswerten Neuigkeiten berichten: "Ich werde nichts sagen, was mir schaden könnte. Es ist ja bekannt, dass sich Jaguar im Laufe der diesjährigen Saison für meine Dienste interessiert hat, aus einer Verpflichtung damals aber nichts geworden ist. An dieser Situation hat sich bis heute nichts geändert. Faktum ist, dass ich ziemlich happy bin, einen gültigen Vertrag mit McLaren-Mercedes als dritter Fahrer zu haben."