Windsor: Was die Formel 1 in China falsch macht

Ex-US-F1-Chef Peter Windsor gibt der Formel 1 die Schuld für das mangelnde Interesse in China und würde die Fahrer im Winter auf Welttournee schicken

(Motorsport-Total.com) - Peter Windsor kennt die Formel 1 seit Jahrzehnten - aus allen Perspektiven: Der Brite arbeitete als Teammanager bei Ferrari und Williams, fungiert als Journalist und versuchte zuletzt, mit seinem US-F1-Rennstall in die Formel 1 eizusteigen. Im vergangenen Jahrzehnt versuchte der Formel-1-Zirkus, neue Märkte zu erobern, doch laut Windsor geht man dieses Vorhaben mit der falschen Einstellung an.

Titel-Bild zur News: Peter Windsor

Peter Windsor übt heftige Kritik an den Entscheidungsträgern der Formel 1

"Ich glaube nicht, dass man jedes Jahr nach dem Grand Prix von China sagen kann: 'Oh, die Chinesen verstehen die Formel 1 nicht, gehen wir nach Singapur, da sind wir willkommen'", übt er gegenüber 'GPUpdate.net' Kritik an den Entscheidungsträgern in der Formel 1. "Man müsste sich eher fragen, warum die Chinesen die Formel 1 nicht verstehen, und was man tun kann, damit es funktioniert. "

Dabei dürfe man keineswegs konservativ zu Werke gehen: "Wenn das bedeutet, dass man das Leben von Fahrern, Teammitgliedern und Fernsehleuten dramatisch ändern muss, dann sollten wir es tun, denn es ist heute viel schwieriger, Geld aufzutreiben, als jemals zuvor."

Freispruch für China

Und wenn es darum geht, Geld aufzutreiben, dann sei man auf eine boomende Wirtschaft wie die in China angewiesen: "China ist wahrscheinlich die zweitgrößte Wirtschaftsmacht der Welt, wir haben dort einen Grand Prix, wir haben eine tolle Rennstrecke, doch wir nützen es nicht. Es gibt nicht genügend chinesische Sponsoren in der Formel 1, wenn man in Betracht zieht, wieviel Geld China zur Weltwirtschaft beiträgt."

Laut Windsor macht es sich die Formel 1 zu leicht, indem sie den Austragungsorten den Schwarzen Peter zuschiebt, anstatt die Fehler im eigenen Bereich zu suchen. "Bei einigen Rennen ist die Zuschaueranzahl sehr niedrig", weiß der Brite. "Doch es ist nicht der Fehler des Landes, es ist der Fehler der Formel 1, die sich in diesen Ländern nicht gut genug verkauft."

Wen ortet Windsor als Schuldigen? "Es geht nicht um eine Person, die dafür verantwortlich ist", relativiert er. "Ich finde, dass die Formel 1 - und das sage ich schon seit vielen Jahren - viel mehr tun sollte, um den Sport außerhalb der Saison zu bewerben, vor allem in Ländern, wo wir wissen, dass es eine gewisse Lethargie gibt."

Windsors Vorschläge

Doch hat Windsor auch konkrete Vorschläge, wie man wichtige Märkte erobern kann? Zur Genüge - er setzt gleich bei den Fahrern an: "Sie sollten im Winter auf einer Welttournee sein und bei Kartrennen und Charityevents antreten und den Sport bewerben. Das gleiche gilt für die Schlüsselpersonen der Formel 1."

Er bringt den Hintergrund seiner Vorschläge auf den Punkt: "Sechshundert Millionen TV-Zuseher verschwinden nicht einfach über den Winter - sie sind immer noch hungrig, das ist ein großes Publikum. Ich bin überrascht, dass die Teams ihre Fabriken und ihr Personal außerhalb der Saison und zwischen den Rennen nicht zugänglicher machen, denn es handelt sich um eine große Show. Es ist eine TV-Show vom 1. Januar bis zum 31. Dezember, es sind nicht nur 20 TV-Shows. Die Frage ist, wie man es verpackt und zum Laufen bringt."

Er wirft den Teams fehlende Kreativität vor: "Wenn du das Leben des dritten Aerodynamikers bei Virgin interessant machen willst, dann kannst du das tun." Windsor setzt einen Appell: "Der Kerl ist eine interessante Person, also legt los und setzt es um!"