Windsor: "Die Formel 1 muss sich in den USA offener geben"

Peter Windsor wagt eine Vorhersage zum künftigen US-Grand Prix und erläutert Voraussetzungen für einen Erfolg des Rennens

(Motorsport-Total.com) - Peter Windsor, Mitbegründer des gescheiterten US-F1-Projekts, macht sich angesichts des US-Comebacks der Königsklasse im Jahr 2012 so seine Gedanken. Nach Ansicht des 58-jährigen Engländers stehen die Veranstalter des Grand Prix in Austin vor einer immensen Aufgabe. "Einen Kurs aus der Feder von Hermann Tilke finanziell funktionieren zu lassen, das ist speziell für die Amerikaner eine riesige Zielsetzung", so Windsor gegenüber 'GPUpdate.net'

Titel-Bild zur News: Streckenlayout für Austin

Der vom Tilke-Büro entworfene Grand-Prix-Kurs entsteht im Südosten von Austin

Wenn sich unter dem Strich ein Profit einstellen soll, dann kann dass nach Ansicht Windsors nur passieren, wenn das Rennen ein "phänomenaler Erfolg wird". Der ehemalige Teammanager in Diensten von Williams und Ferrari rechnet vor: "Wenn im nächsten Jahr 200.000 Zuschauer an die Rennstrecke kommen und jeder von ihnen 350 Dollar am Rennwochenende ausgibt, dann bin ich überzeugt, dass der Grand Prix profitabel sein wird."

Man darf nicht vergessen, dass der US-amerikanische Motorsport seit Jahrzehnten um die NASCAR- und die IndyCar-Serie herum aufgebaut ist. "Die Fans geben dort meist weniger als 100 Dollar pro Kopf an der Strecke aus", weiß Windsor. "Die Veranstalter sind darauf eingestellt, Geld zu verdienen, weil das gesamte Konzept darauf ausgelegt ist, den Sport zu promoten - ganz gleich, ob wir von Football, Baseball, Basketball oder Motorsport sprechen", fährt der Engländer fort. In der Tat treibt keine Nation der Welt den Merchandising-Aspekt zu solchen Höhen wie es die US-Amerikaner tun.

"In den USA gibt es mehr Motorsportfans als die Formel 1 wahrhaben will." Peter Windsor

"Doch wie wir alle wissen, funktioniert diese Denke in der Formel 1 einfach nicht", gibt Windsor zu Bedenken. Selbst erfolgreiche Grands Prix wie der in Australien fahren millionenschwere Verluste ein. Die Frage ist, ob die US-Boys darauf eingestellt sind. Windsor jedenfalls hat so seine Zweifel daran, sieht aber in anderer Hinsicht Hoffnung: "In den USA gibt es wesentlich mehr Motorsportfans als man in der Formel 1 wahrhaben will." Wenn sich die Formel 1 endlich offener zeigen würde, dann wäre ihr laut Windsor "riesige Unterstützung" im vielzitierten Land der unbegrenzten Möglichkeiten sicher.

Was der Engländer meint, wenn er von einer größeren Öffnung der Grand-Prix-Szene gegenüber dem US-Publikum spricht, liegt auf der Hand. "Wenn das Rennen im Jahr 2012 ein Erfolg werden soll, dann müssen sie jetzt damit anfangen, ihre Autos und Fahrer zu Promotion-Zwecken nach drüben zu schicken", appelliert Windsor an die Verantwortlichen rund um Bernie Ecclestone. Ob die besagten Personen das allerdings genauso sehen, bleibt abzuwarten.

Mit Blick auf die Lage der Strecke im Einzugsgebiet der texanischen Hauptstadt, zeigt sich der US-F1-Mitbegründer skeptisch: "Meiner Meinung nach wäre es logisch gewesen, die Formel 1 in eine der großen Metropolen, sagen wir Los Angeles, San Francisco, New York oder Chicago zu holen." Vor allem das Beispiel Singapur macht deutlich, dass die Stadtrennen auch in der Königsklasse ein echter Erfolg werden können. Windsor jedenfalls würde gern mehr solcher Events im Kalender sehen.