Williams: "Fahreränderungen sind unwahrscheinlich"
BMW-Williams-Teamchef Sir Frank Williams spricht im Interview über sein Team, die Fahrer und seine Zukunft
(Motorsport-Total.com/dpa) - BMW-Williams-Teamchef Sir Frank Williams, der seit einem Autounfall 1986 im Rollstuhl sitzt, leitet das derzeit vermeintlich zweitbeste Team in der Formel 1 hinter Ferrari. In diesem Jahr stand das Team aus Grove mit Juan-Pablo Montoya schon drei Mal auf der Pole Position (Brasilien, Monaco, Kanada). Darüber hinaus gewann man mit Ralf Schumacher den Grand Prix von Malaysia in Kuala Lumpur.

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Sir Frank Williams will in den kommenden Jahren WM-Titel gewinnen
Frage: "Wie sehen ihre Erwartungen für den Grand Prix auf dem Nürburgring aus ? wohl die letzte Chance auf eine Wende in der WM?"
Sir Frank Williams: "Der Große Preis von Europa ist eine Möglichkeit für unser Team zu gewinnen. Es wird sehr, sehr schwer, denn die Tatsache, dass es Michael Schumachers Heimrennen ist, macht es schwieriger. Aber er wurde hier früher schon geschlagen, die Strecke wurde verändert und ist für uns alle eine neue technische Herausforderung. Wenn es warm und trocken ist, sind wir zuversichtlich."
Frage: "Wann wird ein BMW-Williams-Pilot wieder Weltmeister?"
Williams: "In diesem Jahr ist der Abstand zu Ferrari nach Formel-1-Maßstäben unkomfortabel groß. Wir versuchen, die Lücke zu schließen. Wenn du dein Auto substanziell weiterentwickeln musst, ist das nicht in einem Monat getan. Das dauert zwei, vier, sechs Monate."
Frage: "Wer wird schneller Weltmeister ? Ralf Schumacher oder Juan-Pablo Montoya?"
Williams: "Da kann man nur raten. Beide haben ein großartiges Talent. Die Fähigkeit zum Titelgewinn hängt von der Zuverlässigkeit des Autos ab, und davon, wie die Fahrer mit ihren Ingenieuren zusammenarbeiten, konstant das Beste herausholen. Wenn möglich, in jedem Rennen."
Frage: "Die beiden sind völlig gegensätzliche Charaktere."
Williams: "Der eine ist introvertiert, der andere extrovertiert."
Frage: "Am Ende sind die Ergebnisse ähnlich."
Williams: "Das enttäuscht einige Mitglieder der Sensationspresse, die Reibereien erwarten. Sie sind nicht die besten Freunde. Aber sie gehen sehr professionell miteinander um. Einer kann dem anderen dabei helfen, alle anderen zu schlagen."
Frage: "Wird diese Kombination auch 2003 für BMW-Williams fahren?"
Williams: "Ralf hat einen Vertrag für nächstes Jahr, wir haben eine Option auf Juan-Pablo. Zur passenden Zeit wird das Team seine Entscheidung treffen. Aber wir haben großes Vertrauen in Juan-Pablo. Es ist unwahrscheinlich, dass wir etwas verändern."
Frage: "Wie beurteilen sie die Entwicklung von Ralf Schumacher?"
Williams: "Er ist 1999 zu uns gekommen. Und uns hat gefallen, was wir gesehen haben. Jung, aggressiv, eifrig. In der Zwischenzeit ist er gereift, als Fahrer und als Mensch. Ich mag seine Gesellschaft. Wir haben ein sehr gutes Verhältnis."
Frage: "Kann er so erfolgreich wie sein Bruder werden?"
Williams: "Michael ist ein besonderer Fall, den alle bewundern. Er hat die Standards für Fahrer gehoben, körperlich und mental. Ralf ist sich des Niveaus der Vorbereitung bewusst. Es liegt an ihm, ob er diese großen Opfer an privater Zeit und an Lebensstil bringen will."
Frage: "Deutschland hat zwei Grand Prixs. Fahrer und Firmen sorgen für eine deutsche Welle im Motorsport. Ihre Meinung dazu?"
Williams: "Es ist gut, denn es ist ein extrem wichtiges Land in der ganzen Welt, nicht nur in Europa. Es gibt viele deutsche Unternehmen in der Formel 1. Deshalb verdient das Land zwei Grand Prixs. Ein langfristiges Problem könnte sein, dass Bernie Ecclestone die Formel 1 noch internationaler machen möchte und neue Märkte erreichen will. So könnte Deutschland ein Rennen verlieren."
Frage: "Angeblich überlegt BMW, sich bei Williams einzukaufen. Wären sie daran interessiert?"
Williams: "Wenn BMW oder ein anderer großer Autohersteller einen größeren Anteil an Williams kaufen wollte, wäre prinzipiell der größte Nutzen daraus, dass es die langfristige Zukunft einer Firma garantiert. Ein großer Hersteller würde nicht eine Summe X ausgeben, um sich in ein Team wie Williams einzukaufen, und das nur als Zweijahresinvestition planen. Das gibt der Firma finanzielle Stabilität für ihre eigene Finanzplanung und wäre ein attraktiver Punkt, um höchstqualifizierte Angestellte anzuziehen."
Frage: "Denken sie darüber nach, sich zurückzuziehen?"
Williams: "Das Alter geht an niemandem vorbei. Es ist umsichtig, die Nachfolge zu planen. Das ist geplant."
Frage: "Wie sehen ihre persönlichen Ziele für die nächsten Jahre aus?"
Williams: "WM-Titel, WM-Titel, WM-Titel."

