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Williams: Experten schwärmen von cleverem Diffusor

Williams machte bei den bisherigen Tests einen hervorragenden Eindruck - Glaubt man Experten, dann könnte die clevere Diffusorlösung daran großen Anteil haben

(Motorsport-Total.com) - Bei den Tests standen bislang die Nasen im Mittelpunkt der öffentlichen Diskussion. Dabei wird etwas außer Acht gelassen, dass die Formel-1-Boliden anno 2014 im Heck verglichen mit dem Vorjahr durch die Reglementänderungen viel mehr Abtrieb verloren haben als vorne. Dafür sorgte das Verbot des unteren Heckflügel-Elements und die Verkleinerung des oberen Elements - zudem wurde auch das Auspuff-Anblasen, das die Wirkung des Diffusors verbessert, aus der Formel 1 verbannt.

Titel-Bild zur News: Williams, Diffusor

Von oben wird das Flügelelement auf dem Diffusordach sichtbar Zoom

Die Teams versuchen nun mit unterschiedlichen Mitteln, die Wirkung der Beschränkungen wieder wett zu machen. Denn: Nur wer viel Abtrieb an der Hinterachse aufbaut, kann dies auch an der Vorderachse tun. Sonst gerät das Auto aus der Balance.

McLaren fand diesbezüglich die Aufsehen erregendste Lösung: Man verkleidete die hinteren Querlenker und nutzt sie zwischen den Heckflügel-Endplatten als Flügel. So will man den Verlust des unteren Heckflügel-Elements ausgleichen.

Wie der Williams-Diffusor funktioniert

Williams hat eine unauffälligere Lösung gefunden: Die Truppe um Technikchef Pat Symonds hat den Diffusor mit einem zweiten Dach versehen und erzielt damit einen Effekt, der mit dem berühmten Doppel-Diffusor, der Ende 2010 verboten wurde, vergleichbar ist. Man beschleunigt die Luft, die über den Unterboden zum Diffusor geleitet wird, durch den Luftstrom auf dem Diffusordach zusätzlich.

Felipe Nasr

Von hinten ist der Zusatzflügel auf dem Diffusor kaum sichtbar Zoom

"Sie haben ein Leitblech angebracht, das die Luft von den Seitenkästen in einem weniger spitzen Winkel nach oben beschleunigt als der Diffusor", erklärt Technikexperte Enrique Scalabroni, der in den 1990er-Jahren bei Ferrari Chefdesigner war, gegenüber 'F1 Racing'. "Dadurch wird der entstehende Unterdruck des Diffusors noch vergrößert. Ursprünglich wurde dieser Effekt auch durch das untere Heckflügel-Element erzielt."

Geringer Luft-Widerstand

Dieses zusätzliche Flügelelement hat aber laut Scalabroni noch einen weiteren positiven Effekt: Es stabilisiert den Heckflügel, der bei Williams nicht an einer zentralen Strebe befestigt ist, sondern am Diffusor fixiert wurde. "Es funktioniert wie eine Brücke", fällt dem Argentinier auf.

"Dadurch wird die Steifigkeit der kompletten hinteren Struktur verbessert. Ich halte das für eine sehr intelligente Lösung, die außerdem nicht viel Luft-Widerstand erzeugt." Das ist unter neuen Reglement-Bedingungen wichtig, da ein höherer Luft-Widerstand auch den Spitverbrauch vergrößert.

Auch Ex-Jordan-Technikchef Gary Anderson findet die Williams-Lösung bemerkenswert. "Der Williams ist eines der Autos, das mich am meisten beeindruckt", schwärmte der Ire gegenüber 'Autosport', als er die Heckpartie in Jerez unter die Lupe nahm. Auch ihm hat es das zusätzliche Flügelelement auf dem Diffusor angetan: "Es befindet sich innerhalb der Maximalhöhe des Diffusors", erklärt er, weshalb es nicht gegen das Reglement verstößt. "Dadurch wird die Performance des Diffusors deutlich verbessert, vor allem beim Bremsen."

"Ich halte das für eine sehr intelligente Lösung, die außerdem nicht viel Luft-Widerstand erzeugt." Enrique Scalabroni