"Werden wieder einen starken Schumacher sehen..."

... oder gar deren zwei? 'F1Total.com'-Experte Marc Surer rechnet in den letzten Rennen der Saison wieder mit Ferrari und Ralf Schumacher

(Motorsport-Total.com) - Michael und Ralf Schumacher sind zwar weiterhin unbestritten das schnellste Brüderpaar der Welt und den Heidfelds und Montoyas dieser Welt haushoch überlegen, dennoch nehmen sie in der laufenden Formel-1-Saison nur die Positionen drei und sechs im Zwischenklassement ein. Aber: Wo andere Familien Luftsprünge machen würden, herrscht bei Schumachers Katerstimmung...

Titel-Bild zur News: Ralf und Michael Schumacher

Nach wie vor die mit Abstand schnellsten Benzinbrüder der Welt: Ralf und Michael

Zwar kann Ralf mit seinen 32 Punkten vor allem angesichts seines ersten Toyota-Podiums in Ungarn relativ zufrieden sein, zumal sein neues Team kaum jemand so stark erwartet hätte, doch beim großen Bruder ist Katzenjammer angesagt: Nach 13 von 19 WM-Läufen 2005 liegt der 36-jährige Ferrari-Pilot, der im neuen Jahrtausend noch keine Weltmeisterschaft verloren hat, als Gesamtdritter mit 32 Zählern Rückstand auf WM-Leader Fernando Alonso abgeschlagen zurück.#w1#

Pole Position von Budapest war mehr als ein gutes Omen

Ohne den geschenkten Sieg von Indianapolis würde der Wahlschweizer sogar noch schlechter dastehen, doch immerhin war zuletzt ein deutlicher Aufwärtstrend erkennbar. In Budapest, wo er traditionell gut zurechtkommt, sicherte er sich überlegen die Pole Position - und auch im Rennen war sein F2005 über weite Strecken konkurrenzfähig, ehe die Bridgestone-Reifen wieder einmal abbauten und den Rückstand signifikant anwachsen ließen.

"Man hat gesehen, dass die Reifen in Hockenheim funktioniert haben", analysiert 'F1Total.com'-Experte Marc Surer das Ferrari-Dilemma. "Es ist offensichtlich, dass ihre Reifen jetzt viel weicher sind, also im Qualifying funktionieren, und das Rennen zumindest einigermaßen durchstehen. Ich sage einigermaßen, weil Schumacher im letzten Renndrittel jeweils richtig zurückstecken musste. Bridgestone ist auf einem guten Weg, daher werden wir wieder einen starken Schumacher sehen."

Auch die gute Performance des um sechseinhalb Jahre jüngeren Schumachers kam für den Schweizer wenig überraschend, zumal der Toyota immer mehr zu dessen Fahrstil zu passen scheint. Dem in Österreich lebenden Deutschen fehlen inzwischen nur noch vier läppische WM-Punkte auf seinen Teamkollegen Jarno Trulli, obwohl er im Qualifying-Duell mit nur zwei internen Siegen bei bisher 18 Versuchen unverändert klar das Nachsehen hat.

"Habe immer gesagt, dass Ralf über sich hinauswachsen kann"

Surer: "Ich habe immer gesagt, dass Ralf über sich hinauswachsen kann, wenn er ein gutes Auto hat, und so langsam tritt er diesen Beweis an. Wenn ein Auto nicht so liegt, wie er das gerne hat, findet er seine Form nicht. Das haben wir Anfang des Jahres gesehen", weiß der Ex-Formel-1-Pilot. Auch die große Klappe von "Schumi II" findet er erfrischend: "Ich freue mich, dass er zwischendurch wirklich mal er selbst ist und nicht mehr der kleine Bruder. Das beobachte ich schon eine ganze Weile."

Wirklich augenscheinlich wurden die brüderlichen Differenzen erstmals beim Grand Prix von Monaco, als Michael in der allerletzten Runde quasi auf der Ziellinie noch eine Attacke gegen sein eigen Fleisch und Blut ritt - und dafür die Worte "Er hat sie nicht mehr alle!" von Ralf an den Kopf geworfen bekam. Anschließend schloss man zwar medienwirksam Frieden, doch die Spatzen pfeifen von den Dächern, dass sich die Schumachers gar nicht so nahe stehen, wie man vielleicht vermuten könnte.

Toyota auf dem auf-, Ferrari auf dem absteigenden Ast?

Was die sportlichen Perspektiven der beiden für die nächsten Jahre angeht, so muss sich Ralf sicher keine Sorgen machen, schließlich scheint Toyota endlich den aufsteigenden Ast gefunden zu haben. Doch wie geht es mit Ferrari weiter? "Schumi I" hat nur noch bis Ende 2006 einen Vertrag und sperrt sich im Moment gegen Verhandlungen. Außerdem könnte das neue technische Reglement schon kommende Saison das bestehende Kräfteverhältnis durcheinander wirbeln.

Immerhin scheint an der Reifenfront eine Lösung in Sicht zu sein, denn wenn die Gerüchteküche Recht behalten sollte, bekommt Ferrari ab kommender Saison Red Bull als zusätzlichen Partner neben Jordan und Minardi in den Bridgestone-Stall gestellt. Aber: "Die Frage ist natürlich, ob Ferrari dann noch das alleinige Sagen hat, welche Reifen sie bekommen", wirft 'F1Total.com'-Experte Surer ein. "Wenn es noch ein Topteam dazu gibt, ist diese Position in Frage gestellt."

Einen Wechsel weg vom langjährigen Pneupartner aus Japan schließt der 53-Jährige dennoch aus: "Ob sie von Michelin auch zwölf Millionen Dollar pro Jahr bekommen würden, wie das jetzt bei Bridgestone der Fall ist, ist fraglich. Ferrari muss mit dem Budget haushalten. Michelin will aber nichts zahlen. Die haben kein Interesse an Ferrari, denn ohne Konkurrenz ist ein Sieg nichts wert", erklärt der 82-fache Grand-Prix-Teilnehmer.