Wer letzte Nacht am schlechtesten geschlafen hat: Sergio Perez

Das Drama um Sergio Perez: Wie ihm für einen kurzen Moment die Sicherungen durchgebrannt sind und warum Mexiko trotzdem ein Schritt nach vorn war

Titel-Bild zur News: Sergio Perez

Nach dem Crash in Kurve 1 war Sergio Perez' Red Bull nicht mehr fahrtauglich Zoom

Liebe Leserinnen und Leser,

genau 16 Sekunden lang durfte Mexiko am Sonntagabend vom heiß ersehnten Heimsieg von Sergio Perez im Autodromo Hermanos Rodriguez träumen. Dann wurde es ganz still an der Strecke. Und so kann es nach diesem Grand Prix natürlich nur einen geben, der letzte Nacht am schlechtesten geschlafen hat. Übrigens, nach Miami, erst zum zweiten Mal 2023.

Damals, im Mai, war die Ausgangslage noch eine ganz andere. Im Formel-1-Paddock wurde darüber geredet, ob Perez der erst zweite Mexikaner werden könnte, der eine WM anführt. Und unter Perez-Fans wurde diskutiert, ob der mexikanische Volksheld seitens Red Bull Chancengleichheit mit Max Verstappen vorfinden würde, sollte es tatsächlich zu einem Showdown zwischen den beiden kommen.

Ich schrieb damals schon: "Perez glaubt noch dran, dass er gut genug ist, um Verstappen zu schlagen. Die Wahrheit ist: Er ist es nicht. Die Geschichtsbücher werden das dokumentieren."

Und: "Ich kann mir gut vorstellen, dass Miami ein Wendepunkt in dieser WM war. Weil Perez' Selbstvertrauen einen Knacks erhalten haben könnte [...]. Gut möglich, dass Verstappen jetzt zu einem ähnlichen Solo ansetzt, wie er das schon 2022 getan hat. Denn eins ist klar: Wenn am Ende ein Red-Bull-Fahrer Weltmeister wird, dann wird es Verstappen sein."

Verliert Perez wirklich sein Red-Bull-Cockpit?

Inzwischen sind die Themen im Paddock ganz andere. Sky-Experte Ralf Schumacher glaubt immer noch beharrlich, dass Perez Gefahr läuft, 2024 nicht mehr im Red Bull zu sitzen. Das glaube ich ehrlich gesagt nicht - zumindest nicht am Saisonbeginn. (Glaubt ihr, dass Perez rausfliegt? Diskutiert jetzt mit anderen Formel-1-Fans in unserem Forum!)

Aber: Dass ausgerechnet Daniel Ricciardo derjenige ist, der letzte Nacht (zurecht) am besten geschlafen hat (Hier geht's zur Schwesterkolumne meines Kollegen Stefan Ehlen!), erhöht zumindest den Druck.

Checo kann einem schon leidtun nach diesem verpatzten Rennsonntag. Mexiko war, auch wenn der fünfte Startplatz es auf den ersten Blick nur so halb ausdrückt, sein bestes Wochenende seit langem. Im Qualifying war er nur um 0,160 Sekunden langsamer als Verstappen, und bis zur ersten Kurve war er dank eines Raketenstarts und einer geschickten Positionierung im Windschatten drauf und dran, in Führung zu gehen.

Ich frage mich: Wäre er wirklich als Erster aus der ersten Runde zurückgekommen, hätte es dann vielleicht geklappt mit dem Heimsieg? Perez ist normalerweise einer, der sich vom Publikum tragen lässt und auf einer Welle der Euphorie zu Höchstleistungen aufläuft, wenn anderen die Nerven flattern. Vielleicht wäre er dann sogar für Verstappen schwierig zu knacken gewesen.


Hätte, wäre, wenn.

Am Ende stehen null Punkte, zum dritten Mal in dieser Saison nach Monaco und Japan, und sein Vorsprung auf Lewis Hamilton im Kampf um den Vizetitel beträgt nur noch 20 Punkte. Wäre Hamilton der zweite Platz in Texas nicht wegen der zu stark abgeschliffenen Bodenplatte aberkannt worden, wäre Perez den zweiten Platz in der WM schon los.

Nicht alles war schlecht in Mexiko ...

Mein Urteil über die ersten 16 Sekunden seines Rennens ist ein gemischtes. Einerseits toll, wie er sich vor der ersten Kurve in Position gebracht hat. Andererseits war er in der 17. Sekunde nicht abgebrüht genug und ließ sich von der Emotion leiten, vielleicht zu Hause gewinnen zu können.

Jeder, der schon mal F1 23 gezockt und einen super Start hingelegt hat, dann aber in der ersten Kurve zu gierig wurde und gecrasht ist, kennt das Gefühl. Nur: Anders als der PlayStation-Gamer zu Hause im Wohnzimmer konnte Perez nicht auf "Session neu starten" klicken und es nochmal besonnener probieren.

Seitens Helmut Marko, der Perez in der Vergangenheit auch schon kritisch angefasst hat, gab's nach dem Rennen ein klares Bekenntnis dazu, dass der Vertrag für 2024 eingehalten werden soll. Und ich neige dazu, dem Dr. zu glauben - zumindest dann, wenn Perez seinen Aufwärtstrend in Interlagos, Las Vegas und Abu Dhabi fortsetzen kann und dort dann auch Ergebnisse nach Hause bringt.

Papa Perez hat dieses Wochenende im ORF ein sehenswertes Interview gegeben. Marko sei der beste Förderer, den es für seinen Sohn geben könnte, Max Verstappen der beste Teamkollege, den Checo je hatte - und: Checo werde noch zehn Jahre für Red Bull fahren und dann auch zumindest einmal Weltmeister werden.

Ich fürchte, lieber Antonio, bei dieser Prognose gehe ich nicht mit.

Euer

Christian Nimmervoll

Hinweis: Es liegt in der Natur der Sache, dass diese Kolumne meine subjektive Wahrnehmung abbildet. Wer anderer Meinung ist, kann das gern mit mir ausdiskutieren, und zwar auf meiner Facebook-Seite "Formel 1 inside mit Christian Nimmervoll". Dort gibt's nicht in erster Linie "breaking News" aus dem Grand-Prix-Zirkus, sondern vor allem streng subjektive und manchmal durchaus bissige Einordnungen der wichtigsten Entwicklungen hinter den Kulissen der Formel 1.

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