• 23.10.2006 03:16

Weber: "Das Leben geht weiter"

Willi Weber, Manager von Michael Schumacher, über das letzte Rennen seines Schützlings und die eigenen Zukunftspläne für die Zeit danach

(Motorsport-Total.com/Premiere) - Michael Schumacher wirkte nach seiner starken Leistung im gestrigen Grand Prix von Brasilien, die nur mit Platz vier belohnt wurde, ein wenig angeschlagen, doch der siebenfache Weltmeister konnte die Enttäuschung zumindest gut verstecken. Sein Manager Willi Weber machte im Gegensatz dazu im anschließenden Interview einen relativ niedergeschlagenen Eindruck.

Titel-Bild zur News: Willi Weber

Auch für Willi Weber hieß es gestern Abschied nehmen von der Formel 1

Frage: "Herr Weber, wie lautet ihr Resümee nach diesem letzten Rennen?"
Willi Weber: "Gut, eigentlich hätte ich mir für den Michael im letzten Rennen ein anderes Resultat gewünscht, aber wenn ich das alles noch einmal Revue passieren lasse, dann muss ich sagen, dass er eigentlich allen gezeigt hat, dass er der größte und beste Rennfahrer der Welt ist. Er hat allen anderen die Schau gestohlen."#w1#

Weber empfand das Rennen als "geil"

"Jeder, der jetzt nach Hause geht, wird sagen, dass dieses Rennen geil war!" Willi Weber

"Wenn ich das zusammenfasse, hätte er sich gar nicht besser verabschieden können als mit diesem Rennen. Er musste es gar nicht gewinnen, sondern er hat eine Duftmarke hinterlassen. Jeder, der jetzt nach Hause geht, wird sagen, dass dieses Rennen geil war! Entschuldigung, aber das war wirklich sensationell!"

Frage: "Ist er zufrieden aus dem Auto gestiegen oder hat es ihn doch gewurmt, dass er nicht auf das Podium kam?"
Weber: "Michael ist natürlich ein Rennfahrer durch und durch, und ein Rennfahrer ist so ausgelegt, dass er gewinnen will. Er wollte das Rennen partout gewinnen, deswegen hat er auch nicht so den ganz zufriedenen Eindruck hinterlassen..."

Frage: "Tröstet es ihn ein bisschen, dass es nicht seine eigenen Fehler waren, die entschieden haben?"
Weber: "Nein, das tröstet niemals. Man denkt immer darüber nach, wenn ich, hätte ich, wieso und weshalb. Da waren ein paar Fahrerkollegen dabei, die haben es ihm nicht sehr einfach gemacht heute, ein paar unnötige Dinge, aber es ist nun einmal passiert. Man kann jetzt nicht darüber nachdenken und sagen, was wäre wenn, denn es ist nun einmal so - und damit müssen wir jetzt leben. Das Leben geht weiter, da bin ich sicher."

Frage: "Wann war für Sie der schlimmste Zeitpunkt im Laufe des Abschiednehmens?"
Weber: "Der schlimmste Zeitpunkt war für mich, als wir beide die Entscheidung getroffen haben. Ich wusste ja, dass es vernünftig ist und dass das alles richtig ist, wie wir uns entschieden haben, aber dann habe ich echt geglaubt, ich falle in ein tiefes Loch, ich kann ohne Formel 1 nicht mehr leben. Je näher dann der Abschied kam, desto glücklicher wurde ich eigentlich. Es fällt mir relativ leicht, muss ich sagen."

Frage: "Können Sie sich vorstellen, dass er noch einmal zurückkehren wird?"
Weber: "Nein. Da bin ich ganz sicher, darauf würde ich auch jederzeit wetten."

Schumachers Freunde nicht in Abschiedsstimmung

"Wenn dann das Auftaktrennen ohne ihn stattfindet, dann bekommt man es erst so richtig mit." Willi Weber

Frage: "Wie war denn die Stimmung zwischen den ganzen Freunden, die er an diesem Wochenende dabei hatte?"
Weber: "Eigentlich toll, muss ich sagen. Ich hätte ein bisschen einen Abgesang erwartet, aber das ist nicht so. Keiner nimmt es so richtig wahr - das wird erst kommen, wenn sie zu Hause sind. Wenn dann das Auftaktrennen ohne ihn stattfindet, dann bekommt man es erst so richtig mit. Jeder glaubt, es war das letzte Rennen in dieser Saison, aber es war wirklich das letzte Rennen überhaupt in der Formel 1. Viele registrieren das einfach noch nicht so."

Frage: "Wie geht es denn mit Ihnen weiter? Haben Sie zum Beispiel schon mal Sebastian Vettel zur Seite genommen, um ihn unter Vertrag zu nehmen?"
Weber: "Nein. Eigentlich habe ich überlegt, in der Richtung gar nichts mehr zu machen, denn das, was wir zusammen aufgebaut und geleistet haben, das dürfte sicherlich einmalig sein. Ich würde jeden jungen Fahrer an den Leistungen von Michael messen, aber das würde ihn kaputt machen und mich auch, deswegen lasse ich lieber die Finger weg."

Frage: "Da sind Sie sich aber selbst untreu geworden und haben Nico Hülkenberg unter Vertrag genommen..."
Weber: "Erwischt! Eigentlich wollte ich auch das nicht, aber der Junge überrascht mich immer mehr mit seinen Leistungen und mit seiner Art und Weise zu denken, wie er an die Sache herangeht. Es gibt so viele Vergleiche zu früher. Ich habe die Strukturen und alles, warum sollte ich jetzt die Tür abschließen? Ich probiere es noch einmal, aber mit Sicherheit nicht mehr in der Form wie mit Michael. Ich werde jemanden dazwischenschalten, sollte er in die Formel 1 kommen, damit ich mir das mit Koffer packen, Jetlag und das, was ich fast 20 Jahre gemacht habe, nicht mehr antun muss."