• 23.10.2006 00:00

  • von Inga Stracke

Singh: "Es war mir eine Ehre"

Der ehemalige Physiotherapeut im 'F1Total.com'-Interview über das Kennenlernen mit Schumacher, die gemeinsame Zeit und das letzte Rennwochenende

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Wie hast du dich gefühlt, gestern noch einmal im Ferrari-Shirt durch Sao Paulo zu laufen?"
Balbir Singh: "Das war wie damals, wie immer."

Titel-Bild zur News: Balbir Singh

Balbir Singh kennt Michael Schumacher seit mehr als zehn Jahren

Frage: "Mit dem Unterschied, dass du diesmal nicht arbeiten musstest..."
Singh: "Ja, das stimmt. Aber ich habe mich sehr gefreut, die ganzen Mechaniker nochmal zu sehen. Es ist durch die italienische Mentalität sowieso ein besonderes Team. Man fühlt, dass man dazugehört. Es sind wahnsinnig liebe Leute. Man ist hier immer willkommen. Es ist sehr familiär."#w1#

Frage: "Und heute hast du dich zum Abschied in Schwarz gekleidet?"
Singh: "Das hat damit nichts zu tun. Das haben mich aber schon ein paar Leute gefragt. Ich habe mir diesbezüglich heute Morgen gar keine Gedanken gemacht. Da habe ich zum Spaß einfach gesagt 'Black is beauty!'."

Frage: "Kannst du dich noch an den ersten Tag erinnern, als du Michael das erste Mal kennen gelernt hast?"
Singh: "Das war 1995 im November in Frankreich. Das ist schon einige Jahre her. Die Begegnung ist durch seinen Onkel zustande gekommen. Er war bei mir immer in Behandlung. Dadurch kam der Kontakt zu Stande."

"Er sagte eigentlich nur aus Spaß zu mir: 'Hey, der Michael sucht jemand, hättest du nicht Bock, dass ich mit dir da hingehe und ihn dir vorstelle?'. Ich hatte gar keine Ahnung von der Formel 1..."

"Als ich ihn kennen lernte, da war er gerade beim Testen mit Ferrari. Da habe ich zum ersten Mal in meinem Leben von so nahe ein Formel-1-Auto gesehen. Da waren wir dann eine Woche zusammen und für ihn war dann die Sache klar. Pack mal deine Sachen, wir ziehen los!"

Frage: "Das waren bestimmt ein paar interessante Jahre?"
Singh: "Ja, ich habe die ganze Welt gesehen. Es war auch eine wahnsinnige Erfahrung, ihn als Menschen näher kennen zu lernen. Klar, dass er an der Strecke Abstand von den Leuten nehmen muss, aber ich habe ihn auch abseits der Strecke näher kennen gelernt."

"Das ist für mich auch eine Ehre, dass ich diese ganzen Jahre mitmachen durfte. Ich mache mir manchmal schon Gedanken. Da bist du in Indien geboren, dann kommst du hierher, kommt direkt in eine völlig andere Welt, arbeitest mit einem solchen Menschen zusammen. Zehn Jahre, das ist schon eine sehr lange Zeit. Daraus ist auch eine Freundschaft entstanden. Und das wird auch immer so bleiben."

Frage: "Er hat dich ja auch hierher eingeladen, das spricht ja für ihn, oder?"
Singh: "Ja, das stimmt. Ich habe mich sehr gefreut. Es ist ein emotionaler Tag und wir haben eine wunderschöne Zeit miteinander gehabt. Es ist kaum vorstellbar, dass das heute zu Ende geht. Aber wie gesagt, alles geht irgendwann einmal zu Ende. Ich freue mich, dass ich dies noch einmal genießen darf. Es ist schön, dass ich mit ihm zusammen 'Good bye' sagen darf."

Frage: "Du hast ja während seiner Zeit auch viele andere prominente Persönlichkeiten kennen gelernt. Wen noch?"
Singh: "Ich habe ganze Kartons voll von Fotos mit Menschen, die ich kennen gelernt habe. Ich habe die Fotos dort immer reingelegt und dachte mir, dass ich das mal sortiere, wenn die Zeit zu Ende ist, um zu schauen, wen ich da eigentlich alles kennen gelernt habe. Es ist unglaublich, ich habe viele Leute kennen gelernt."

Frage: "Du hast ja nicht nur die Physiotherapie für Michael gemacht, sondern auch sein Essen. Singh: "Was ist denn sein Lieblingsessen?"
Sein Lieblingsessen ist Pasta. Das ist schon klar."

Frage: "Was möchtest du ihm und seinen Fans für die Zukunft mitgeben?"
Singh: "Bei den Fans möchte ich mich, ich denke auch in seinem Namen, bedanken, sie sind ihm die ganzen Jahre über treu geblieben. Heute werden sie genauso von Herzen weinen wie ich."

"Ich wünsche ihm Gesundheit und eine schöne Zeit mit seiner Familie. Er soll es genießen, er hat in den 16 Jahren schon Stress gehabt. Ich wünsche ihm vom Herzen, dass er ein schönes Leben hat."