• 22.10.2006 23:49

Renault feiert erfolgreiche Titelverteidigung

Mit Platz zwei in São Paulo sicherte Fernando Alonso dem Renault-Team beide WM-Titel - Freude auch bei den Verantwortlichen sehr groß

(Motorsport-Total.com) - Während aus deutscher Sicht alle Augen auf Michael Schumacher gerichtet waren, fuhr Fernando Alonso heute in Brasilien ein Rennen im Stile eines Weltmeisters: Der Renault-Pilot hielt sich aus allen Scharmützeln raus, strapazierte sein Auto nicht zu hart, arbeitete sich per Strategie sogar um zwei Positionen nach vorne und geriet somit nie ernsthaft in Gefahr.

Titel-Bild zur News: Renault-Team

Das Renault-Team feierte gleich nach dem Rennen mit Musik in der Box

Mit 25 Jahren ist er seit heute der jüngste Formel-1-Doppelweltmeister aller Zeiten - ein erster Rekord, den er dem großen Schumacher abluchsen konnte. Natürlich war die Freude entsprechend groß: "Was für ein wunderschönes Gefühl! Wir haben ein fantastisches Finale hingelegt, 26 von 30 möglichen Punkten geholt, was genug war, um uns zu Doppelweltmeistern zu machen. Es ist etwas Besonderes, beide Titel am selben Tag zu gewinnen, und die Stimmung ist jetzt unglaublich", sagte er.#w1#

Alonso nach dem Titelgewinn überglücklich

"2006 habe ich viel gelernt: immer fair zu bleiben, alles zu geben und konzentriert zu bleiben." Fernando Alonso

"Ich möchte mich bei allen im Team bedanken, bei allen in Enstone und Viry, bei Michelin, bei meinen Teamkollegen Giancarlo (Fisichella; Anm. d. Red.) und Heikki (Kovalainen; Anm. d. Red.), der in diesem Jahr so viel gearbeitet hat", so Alonso. "2006 habe ich viel gelernt: immer fair zu bleiben, alles zu geben und konzentriert zu bleiben. Es war für uns ein Auf und ab, aber wir haben das Ziel nie aus den Augen verloren und haben es jetzt erreicht."

"Meine Erinnerungen reichen vom Sieg in Barcelona bis zu den Feiern hier, dem Jubel der Mechaniker, und in Spanien wird einiges auf mich zukommen. Jetzt ist der Zeitpunkt, um das zu genießen, was wir geschafft haben. Ich bin auch stolz darauf, gegen Michael gefahren zu sein. Es ist eine Ehre, die letzten beiden Weltmeisterschaften seiner Karriere gewonnen zu haben. Diese Titel werden mehr bedeuten als alles andere. Er tritt mit allen Rekorden ab, aber es war ein großer Druck und ein Privileg, gegen ihn zu fahren", fügte er an.

Groß ist die Freude auch bei Teampräsident Alain Dassas, der ja neu im Amt ist und daher erstmals einen solchen Erfolg feiern darf: "Renaults Erfolg, zweimal hintereinander Doppelweltmeister zu werden, hat nichts mit Glück zu tun. Wir haben es geschafft, weil wir schneller und zuverlässiger als unsere Rivalen waren - und weil wir uns gegenüber 2005 steigern konnten, indem wir mehr Punkte sammelten und in mehr Rennen ins Ziel kamen", bilanzierte er.

Dassas stolz auf die Leistung des Teams

"Besonders schön war, die gesamte Renault-Gruppe permanent hinter uns gehabt zu haben." Alain Dassas

"Besonders schön war, die gesamte Renault-Gruppe permanent hinter uns gehabt zu haben. Sie haben uns zu diesem Sieg getrieben. Wir wollten sie nicht enttäuschen, und jetzt machen wir Renault stolz", meinte der Franzose. "Unser scheidender Champion Fernando verdient diesen Titel wie kein Zweiter. Er war ein außergewöhnlicher Teil unseres Teams. Wir werden ihn vermissen. In der Formel 1 geht es aber um Veränderung und neue Herausforderungen. Nun beginnt ein neues Abenteuer."

Teamchef Flavio Briatore äußerte sich ähnlich: "Es war ein unglaublicher Fight mit Ferrari", sagte er, "und ich möchte Michael zu einem außergewöhnlichen Rennen gratulieren. Wir haben es aber geschafft, wir verdienen diese Titel. Das ganze Team - angefangen bei Fernando über die Leute in Enstone und Viry - hatte in diesem Jahr eine schwierige Zeit. Es gab Höhen und Tiefen, aber wir haben nicht aufgegeben und sind jetzt Weltmeister. Als Team haben wir weniger Fehler gemacht als Ferrari, und Fernando hat weniger Fehler gemacht als Michael."

Briatore denkt auch an Fisichella

Fernando Alonso

Fernando Alonso: Vor diesem Mann sollten eigentlich wir unseren Hut ziehen... Zoom

"Wir dürfen aber auch Giancarlo (Fisichella; Anm. d. Red.) nicht vergessen, der eine starke Saison hatte. Seine Punkte machen den Unterschied zwischen Platz eins und zwei", so Briatore. "Ohne unsere Partner 'Mild Seven' und Michelin wäre all das nicht möglich gewesen. Alle Partner haben zu diesem Erfolg beigetragen. Ich bedanke mich bei ihnen, bei unseren Fans und bei der Renault-Gruppe für die Unterstützung. Ihr seid alle würdige Weltmeister!"

"Unglaublich aufregend" war das Rennen laut Chefingenieur Pat Symonds: "Es war eines der stressigsten Rennen meiner Karriere! Dies ist ein passendes Ende der Partnerschaft mit Fernando. Er ist ein verdienter Weltmeister, dem wir alles Gute für die Zukunft wünschen. Er wird ein harter Gegner, aber wir schätzen Wettbewerb. Gratulation an Michelin! Die Arbeit, die sie in den vergangenen beiden Monaten geleistet haben, war fantastisch. Sie können mit erhobenem Haupt die Bühne verlassen."

"Auch Michael alles Gute", ergänzte der Brite. "Er spielte in meiner Karriere eine wichtige Rolle und war für viele Jahre ein harter Gegner. Wir hoffen, ihn wieder zu sehen, und wünschen ihm alles Gute für die Zukunft. Das letzte Wort gebührt aber dem erstaunlichen Renault-Team: Diese WM-Titel gehören jedem einzelnen Teammitglied. Die Jungs in Enstone und Viry haben uns mit ihrem Einsatz dabei geholfen, unseren Job zu machen. Ihnen allen gehört dieser Erfolg."

Fisichellas Punkte retteten die Marken-WM

"Psychologisch war es nach einer harten Saison ein schwieriges Rennen." Giancarlo Fisichella

Im Jubel um die erfolgreiche Titelverteidigung ging natürlich ein wenig unter, dass Fisichella als Vierter einen entscheidenden Beitrag zum Gewinn der Konstrukteurs-WM leistete, denn ohne seine fünf Zähler von heute wäre der Markenpokal an Ferrari gegangen. Der Italiener hatte einen leistungsstärkeren Motor als Alonso, fuhr aber ein eher unauffälliges Rennen - bis auf seine angebliche Berührung mit Schumacher im Senna-S.

"Ich freue mich", sagte er. "Psychologisch war es nach einer harten Saison ein schwieriges Rennen, aber wir haben den Job erledigt. Meine Schlüsselszenen waren die Fights mit Michael am Anfang und am Ende. Er war so schnell, dass es nicht möglich war, ihn hinter mir zu lassen. Beim ersten Mal überholte er mich und wir fuhren Seite an Seite in die Kurve. Dann hatte er in der zweiten Kurve Übersteuern und ging wieder an ihm vorbei."

Keine Chance im Zweikampf gegen Schumacher

"Es war eine unglaubliche Saison, die wir heute Abend feiern werden." Giancarlo Fisichella

"Entscheidend war aber das Ende, als er fünf oder sechs Runden hinter mir lag. Ich musste ihn hinter mir halten, damit er nicht noch weiter aufholen konnte, und ich gab mein Bestes. Ich bremste auf den Bodenwellen sehr spät, blockierte die Vorderräder. Da kam er vorbei. Es war aber genug", gab Fisichella zu Protokoll. "Ich bin Vierter in der Weltmeisterschaft, mein bisher bestes Resultat. Es war eine unglaubliche Saison, die wir heute Abend feiern werden."

Zum Abschluss noch die Renault-Saison in Zahlen: Alonso hatte am Ende 13 Punkte Vorsprung auf Schumacher in der Fahrerwertung, während bei den Konstrukteuren ein Polster von fünf Zählern auf Ferrari ausreichend war. Insgesamt feierte das französische Team 2006 acht Siege, von denen sieben auf Alonso entfielen. Zum Vergleich: Ferrari gewann neunmal, unter anderem auch heute das Saisonfinale in Brasilien.