São Paulo: Massa gewinnt - Alonso Weltmeister

Massa mit souveränem Start-Ziel-Sieg in Brasilien vor Neo-Doppelweltmeister Alonso - Schumacher nach Reifenschaden mit starker Leistung Vierter

(Motorsport-Total.com) - Lange gab es in der Formel 1 keine Gänsehaut mehr, doch was sich nach dem heutigen Grand Prix von Brasilien in São Paulo abspielte, konnte einem schon das eine oder andere Tränchen in die Augen treiben: Ein ganz großer Sieger, ein würdiger Weltmeister und ein großer Champion, der sich verabschiedet - so präsentierte sich das Saisonfinale 2006.

Titel-Bild zur News: Podium in Brasilien 2006

Felipe Massa jubelte auf dem Podium mit Fernando Alonso und Jenson Button

Die Ausgangslage vor dem Rennen war im Prinzip klar: Michael Schumacher (Ferrari) musste unbedingt gewinnen, Fernando Alonso (Renault) nur einen einzigen Punkt nach Hause fahren, um zum zweiten Mal Weltmeister zu werden. Nach Schumachers Panne im gestrigen Qualifying waren die Chancen freilich ohnehin schon minimal, dennoch war die Spannung vor dem Start spürbar. Bei mehr als 20 Grad und Sonnenschein waren auch die Fans auf den Tribünen bestens aufgelegt.#w1#

Massa setzte sich schon am Start durch

Lokalmatador Felipe Massa (Ferrari) erwischte den besten Start, stach als Erster vor Kimi Räikkönen (McLaren-Mercedes), Jarno Trulli (Toyota), Alonso und Rubens Barrichello (Honda) in das Senna-S. Ralf Schumacher (Toyota) kam ebenfalls solide weg, Bruder Michael lieferte sich einen heißen Fight mit Nick Heidfeld (BMW Sauber F1 Team), hielt sich aber in der ersten Kurve schadlos und konnte somit seine Aufholjagd starten.

Noch in der ersten Runde schnappte Schumacher mehrere Konkurrenten, darunter auch sein Bruder und Barrichello, war dadurch relativ rasch Sechster. Dann kam das Safety-Car raus: Nico Rosberg war seinem Williams-Cosworth-Teamkollegen Mark Webber ins Heck gefahren und flog anschließend ohne Frontflügel massiv ab - für den Deutschen bedeutete dies ebenso das Aus wie für Webber, der an der Box ausstieg.

Hinter dem Safety-Car lautete die Reihung: Massa, Räikkönen, Trulli, Alonso, Giancarlo Fisichella (Renault), Michael Schumacher, Barrichello, Ralf Schumacher, Robert Kubica (BMW Sauber F1 Team), Jenson Button (Honda), Pedro de la Rosa (McLaren-Mercedes), Nick Heidfeld (BMW Sauber F1 Team). In der siebenten Runde wurde das Rennen dann wieder freigegeben, Überholmanöver gab es zunächst aber keine.

Berührung zwischen Schumacher und Fisichella?

Massa flog vorne von Anfang an allen auf und davon und ließ im Prinzip nie Zweifel an seinem Sieg aufkommen, während sich Schumacher früh Fisichella griff: Der Ferrari-Superstar zog im Senna-S am Renault vorbei, dabei dürfte es eine Berührung gegeben haben - und prompt platzte Schumachers linker Hinterreifen. Ob Fisichella daran schuld war, sei dahingestellt, Ferrari-Technikchef Ross Brawn war nach dem Rennen aber stinksauer.

Michael Schumacher

Dieser Reifenschaden beendete Michael Schumachers Siegeshoffnungen Zoom

Schumacher fiel an die letzte Stelle zurück, ließ beim notwendigen Boxenstopp nachtanken und ging mit 70 Sekunden Rückstand wieder auf die Strecke, womit auch seine letzten Chancen auf den WM-Titel endgültig dahin waren. Fast zeitgleich schieden auch die beiden Toyota-Piloten aus, womit der Kampf um den fünften Platz in der Konstrukteurswertung frühzeitig zugunsten des BMW Sauber F1 Teams entschieden war.

In der 21. Runde eröffnete Räikkönen die Serie der Boxenstopps; Alonso fuhr von den Topleuten den längsten ersten Stint und kam erst in Umlauf 26 rein. Gewinner der ersten Stopps war zweifellos Button, der sich rasch nach vorne arbeitete. Zeitgleich begann Schumacher knapp vor der 30. Runde mit den Überholmanövern - dank seines überragenden Topspeeds pflügte er durch das Feld wie ein warmes Messer durch Butter.

Interessanter Kampf um den zweiten Platz

Zwischendurch schien Pedro de la Rosa, neben Tiago Monteiro (MF1-Toyota) der einzige Einstopper im Feld, auf Platz zwei auf, doch der Spanier fiel wegen der Strategie bis zum Schluss noch auf Rang acht zurück. In jener Phase bildete sich auch ein Pulk mit Alonso, Button, Räikkönen, Fisichella und Barrichello, zu dem von hinten Schumacher rasant aufschloss, obwohl der 37-Jährige in seinem Abschiedsrennen zweimal mit Fahrfehlern ein paar Sekunden liegen ließ.

In der Schlussphase fightete Schumacher der Reihe nach Barrichello, Fisichella und am Ende auch noch Räikkönen nieder - mit dem Manöver des Rennens: Der Ferrari-Pilot setzte sich vor dem Senna-S trotz Kampflinie des Finnen neben den "Silberpfeil", bremste auf der schmutzigen Spur spät und sicherte sich somit den vierten Platz. Auch wenn es nicht für das Podium reichte, bereitete er sich so einen würdigen Abschied aus der Königsklasse des Motorsports.

Ein paar Runden vor Schluss beendete noch Heidfeld seinen unglücklichen Nachmittag nach einem Aufhängungsbruch bei Start und Ziel in der Mauer, ansonsten passierte aber nichts mehr: Massa fuhr seinen Sieg 18,6 Sekunden vor Alonso und 19,3 Sekunden vor Button, dem heimlichen Mann des Rennens, nach Hause - und dass anschließend halb São Paulo nach dem ersten Heimsieg eines Brasilianers seit Ayrton Senna 1993 Samba tanzte, versteht sich von selbst.

Starke Performance von Sato

Hinter dem bärenstarken Schumacher wurde Räikkönen Vierter, Fisichella, Barrichello und de la Rosa rundeten die Punkteränge ab. Unglücklicher Neunter wurde mit 15,5 Sekunden Rückstand auf Platz acht Kubica, erwähnen sollte man aber auch die sensationelle Performance von Takuma Sato : Der Super-Aguri-Honda-Pilot fuhr mit einer Zweistoppstrategie ein phänomenales Rennen, wurde mit einer Runde Rückstand Zehnter und ließ sechs Konkurrenten hinter sich.

Nico Rosberg

Nico Rosberg hatte Glück und blieb bei diesem schweren Unfall unverletzt... Zoom

Im Anschluss an die Siegerehrung spielten sich im Fahrerlager naturgemäß sehr gefühlsbetonte Szenen ab, denn neben Schumacher, der trotz des für ihn unglücklichen Ausgangs gut gelaunt war, war natürlich auch Massa von seinen Emotionen überwältigt - der Brasilianer hatte bei der Pressekonferenz der FIA Tränen in den Augen. Doppelweltmeister Alonso bewies indes menschliche Größe und wünschte Schumacher alles Gute für die Zukunft.

Der WM-Endstand: Alonso sicherte sich mit 134 Punkten zum zweiten Mal nach 2005 den WM-Titel, hatte am Ende doch recht klare 13 Zähler Vorsprung. Den dritten Platz auf dem WM-Podium sicherte sich der heutige Sieger Massa. Bei den Konstrukteuren setzte sich Renault gegen Ferrari ebenfalls durch, der Abstand betrug fünf Punkte. Auf den weiteren Positionen: McLaren-Mercedes, Honda und das BMW Sauber F1 Team.