Webber zu Ricciardo: "Mach was draus"
Red-Bull- und Ex-Minardi-Pilot Mark Webber sowie Toro-Rosso-Testfahrer Daniel Ricciardo über die Arbeitsweisen und Möglichkeiten in einem kleinen Team
(Motorsport-Total.com) - Neun Jahre nach dem sensationellen Debüt von Mark Webber für Minardi, als dieser beim Heim-Grand-Prix in Australien auf Anhieb auf den fünften Platz fuhr, geht nun Landsmann Daniel Ricciardo für die inzwischen in Toro Rosso umgetaufte Truppe aus Faenza an den Start. Der Red-Bull-Junior wird allerdings zunächst nur zu Freitagseinsätzen kommen. Im Rahmen der Testfahrten in Valencia nahmen sich die beiden die Zeit für ein Interview.

© Red Bull
Webber und Ricciardo - die beiden Australier in der Red-Bull-Familie
Frage: "Mark, was hat Daniel bei Toro Rosso zu erwarten?"
Mark Webber: "Zunächst einmal ist es eine gute Gelegenheit, die Strecken kennenzulernen. Aber Daniel weiß selbst am besten, wie cool das für ihn ist und wie glücklich er sich schätzen darf, am Rennwochenende ins Cockpit steigen zu dürfen."
Frage: "Ist die Testarbeit am Rennwochenende eine andere als während eines offiziellen Tests?"
Webber: "Ja! Er wird sicher eine Menge lernen, was den Ablauf eines Rennwochenendes betrifft, selbst wenn es jeweils nur ein kleiner Einblick am ersten Tag sein wird, wenn die Stammpiloten noch nicht alle auf der Strecke sein werden. Ungeachtet dessen ist eine tolle Gelegenheit für Daniel, Runden abzuspulen, was heutzutage während der Saison durch das Testverbot verdammt schwierig ist. Es gibt zwar vor und nach der Saison Testfahrten, aber so hat er die Möglichkeit, auch dazwischen kontinuierlich fahren zu können, das ist toll für ihn. Er wird eine Menge lernen und es genießen, Nachteile sehe ich überhaupt keine."
Frage: "Ein Nachteil könnte vielleicht sein, dass du aufpassen musst, nicht das Auto eines anderen Fahrers zu verschrotten, Daniel?"
Daniel Ricciardo: "Ich glaube nicht, dass mir großartig Gedanken darüber mache, ob ich in Sebs (Buemi; Anm. d. Red.) oder Jaimes (Alguersuari) Wagen sitze. Das Team wird von mir erwarten, dass ich es bis zum Letzten ausquetsche und dazu werde ich hoffentlich auch Gelegenheit haben."
Frage: "Wie stellst du dir die erste Ausfahrt aus der Box am Morgen in Bahrain vor?"
Ricciardo: "Wie ich mich dabei fühlen werde, kann ich jetzt noch nicht sagen. Bisher hat es mich nicht umgehauen, aber das wird es noch. Es spielt keine Rolle, ob es 'nur' das Freitagstraining ist. Für mich wird es sich komplett echt anfühlen, denn ich werde mit Jungs zusammen auf der Strecke sein, die ich während der zurückliegenden zehn bis 15 Jahre im Fernsehen habe fahren sehen. Das wird mir vielleicht im ersten Moment unwirklich vorkommen, aber wie Mark schon sagte, wird es gleichzeitig eine gute Vorbereitung für die Zukunft sein."
Frage: "Eine andere Sache wird es freilich sein, wenn du zwei Wochen später im Albert Park auf eine Strecke gehst, auf der zwölf Monate lang niemand gefahren ist. Alle Fahrer werden sich über den fürchterlichen Gripverhältnisse beschweren, auf den Tribünen werden dich aber 20.000 Australier anfeuern und erwarten, dass du die Zeitenliste anführst...?"
Ricciardo: "Ich assoziiere das Wort 'fürchterlich' grundsätzlich mit gar nichts, was ich in einem Formel-1-Auto anstelle. Im Moment freue ich mich über jede noch so winzige Kleinigkeit, die mit dem Fahren in Zusammenhang steht. Ganz gleich, ob die Strecke schmutzig, kalt, nass oder was auch immer sein wird, ich werde einen Weg finden, es zu genießen und das Beste daraus machen."
Frage: "Mark, Daniel hat ein Jahr als Dritter Fahrer bei Red Bull verbracht. Wird es für einen Unterschied machen, nun am anderen Ende der Boxengasse für Toro Rosso zu arbeiten?"
Webber: "Ich bin mir sicher, dass er hier und da überrascht sein wird, wie das Team arbeitet, aber das wird eine gute Lernplattform für ihn darstellen. Er hat im letzten Jahr die Arbeitsweise in einem Siegerteam erfahren und wird somit beide Seiten kennenlernen, auch die Abläufe in einem kleinen Team. Seien wir ehrlich: Toro Rosso tut sich seit dem Weggang von Sebastian (Vettel; Anm. d. Red.) unglaublich schwer. Es kann nur gut für Daniel sein, beide Seiten kennenzulernen, er verdient diese Möglichkeit."

