Webber: "Alle Teams wetzen ihre Messer"

Warum Mark Webber nicht glaubt, dass McLaren vom späten Saisonstart profitiert, was er vom Reglement hält und was ihn an die gute alte Zeit erinnert

(Motorsport-Total.com) - Unverhofft kommt Mark Webber dieses Jahr in den Genuss, seine möglicherweise letzte Formel-1-Saison mit dem Heimrennen in Australien zu beginnen. Durch die Absage in Bahrain findet der Saisonauftakt in Melbourne statt - möglicherweise ein gute Omen für den "Aussie", dessen Red-Bull-Bolide bei den Tests bisher hervorragend funktioniert hat.

Titel-Bild zur News: Mark Webber, Christian Horner (Teamchef)

Mark Webber möchte endlich sein Heimrennen in Melbourne gewinnen

"Das ist wie in den guten alten Zeiten", freut sich der 34-Jährige gegenüber 'Reuters'. "Australien war immer das Eröffnungsrennen und Melbourne ist dafür ein sensationeller Schauplatz." Nach seinem furiosen Formel-1-Einstieg 2002, als er mit dem Minardi als Fünfter zwei WM-Punkte einfuhr und sich in den Schlussrunden gegen Mika Salo im Toyota-Boliden zur Wehr setzte, wurde Webber im Albert Park nicht gerade vom Glück verfolgt.

Das soll sich 2011 ändern: "Monaco ist das Rennen, das alle gewinnen wollen", sagt der Red-Bull-Pilot, der sich im Vorjahr diesen Traum erfüllte. "Danach kommt aber schon das Heimrennen. Dennoch sind wir nicht in der Position, in der wir es uns aussuchen können." Auch wenn die überwältigende Mehrheit der Stadträte Melbournes hinter dem Rennen stehen, meinte Bürgermeister Robert Doyle vor einigen Monaten, dass man die Formel 1 aus finanziellen Gründen so rasch wie möglich loswerden sollte.

Webber versteht Formel-1-kritische Stimmen in Melbourne nicht


Fotos: Mark Webber, Testfahrten in Barcelona


Webber, der in jedem Jahr seiner bisherigen Formel-1-Karriere in den Genuss eines Heimrennens gekommen war, nimmt die Kritik nicht ernst: "Das ist doch immer das Gleiche - jedes Jahr." Dass Melbourne nun die Saison eröffnen darf, sieht er als "großartigen Schub." Er rechnet damit, dass die Stadt in Sachen Tourismus und Nächtigungen profitieren wird: "Ich schätze, es gibt einen 15-Prozent-Bonus beim ersten Rennen."

"Jeder profitiert davon, wenn es etwas mehr Zeit gibt." Mark Webber

Sportlich könnte die Absage des Grand Prix von Bahrain für Webber ein Nachteil sein. Das McLaren-Team ist später als andere Topteams mit dem neuen Auto auf die Strecke gegangen und leidet unter Zuverlässigkeits-Problemen. Im Gegensatz dazu scheint der Red Bull RB7 wie am Schnürchen zu laufen.

Kein Vorteil für McLaren, Saison unberechenbar

Dennoch sieht der "Aussie" keinen Nachteil: "Ich glaube nicht, dass die zwei, drei zusätzlichen Wochen in der Weltmeisterschaft einen großen Unterschied machen werden. Einige Teams haben vielleicht etwas Zeit gewonnen, um ihr Haus für das erste Rennen in Ordnung zu bringen, doch auch die Leute, die in guter Form sind, werden ihre Messer polieren und wetzen. Jeder profitiert davon, wenn es etwas mehr Zeit gibt. Man sollte da nicht zu viel herauslesen."

Im Vorjahr gab es nach dem Saisonauftakt in Bahrain Kritik an der Formel 1: Das Rennen ließ knisternde Spannung vermissen, ganz im Gegensatz zum Rest der Saison. Ist die Verschiebung des Saisonauftakts aus dieser Perspektive ein Vorteil? Webber gibt sich diplomatisch: "Ich glaube, jeder Grand Prix hat dieses Jahr die Chance, ziemlich interessant zu werden."

"Ich glaube, jeder Grand Prix könnte dieses Jahr ziemlich interessant zu werden." Mark Webber

Der Red-Bull-Pilot hofft, dass das neue Reglement Wirkung zeigt. Die Piloten dürfen dieses Jahr auf das Energie-Rückgewinnungs-System KERS und auf einen verstellbaren Heckflügel zurückgreifen, wodurch mehr Überholmanöver ermöglicht werden sollen. "Wir wissen noch nicht genau, wie sich die Rennen in Sachen Strategie entwickeln werden und wie sich der Heckflügel, KERS und all diese Dinge auswirken werden, doch was wir bisher gesehen haben deutet darauf hin, dass es ziemlich unberechenbar sein wird. Wenn man unparteiisch ist, dann ist das eine gute Sache."