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Was zwischen den Seen sonst noch geschah

Lesen Sie hier alles über diverse Pannen abseits des Renngeschehens in Interlagos, über die finnischen Geburtstage und vieles mehr

(Motorsport-Total.com) - Sportlich gesehen war der Grand Prix von Brasilien mit dem spannenden Dreierfinale, das nachträglich am Grünen Tisch entschieden werden könnte, sicherlich das Highlight des ohnehin schon prickelnden Formel-1-Jahres 2007, aber auch abseits des Renngeschehens war im Autodromo Carlos Pace an den vergangenen Tagen so einiges los.

Formula Una von Red Bull

Red Bull ließ wieder einmal die schönsten Formula Unas des Jahres auflaufen

Bereits vor dem Wochenende lud Rubens Barrichello nach seiner ersten Saison ohne einen einzigen WM-Punkt seine Honda-Crew zum Dank zu einem Kartrennen ein - wobei man sich fragen muss: Dank wofür? Der im Weltkugeldesign gehaltene RA107 war nämlich eine derartige Gurke, dass ihn Jenson Button am liebsten eigenhändig ins Museum schieben würde. Barrichello blieb es sogar versagt, bei seinem Heimrennen die Zielflagge zu sehen, weil der Motor in einer riesigen Rauchwolke einging.#w1#

iPod Nano für die Honda-Mechaniker

Trotzdem bekamen alle Mechaniker des Brasilianers im Rahmen des Kartrennens in São Paulo am Mittwoch, das übrigens Anthony Davidson vom Honda-Kundenteam Super Aguri vor Barrichello gewann, einen speziell gravierten iPod Nano geschenkt. Gerüchten zufolge sollen daraufhin auch die Mitarbeiter der anderen Teams bei ihren Fahrern angeklopft haben, wo denn ihre Belohnung für ein Jahr harte Arbeit bleibt...

Wie dem auch sei, Brasilianer sind bekannt für ihre Familienverbundenheit. Familie Barrichello, die bekanntlich gleich hinter der Tribüne in der vierten Kurve wohnt, war ebenso vollzählig anwesend wie die Massas, deren Hoffnungen auf einen zweiten Heimsieg von Felipe wegen der Unterstützung für Weltmeister Kimi Räikkönen platzten.

Bleiben wir noch kurz bei Honda: Button musste im Vorfeld des Wochenendes einen PR-Termin absagen, weil er nicht rechtzeitig in São Paulo ankam - seine Maschine war wegen eines technischen Defekts zu einer unplanmäßigen Landung in Miami gezwungen. Ein Grinsen entlockte ihm dann aber ein Gag seiner Mechaniker, die ihm spaßeshalber einen Zigarettenanzünder ins Cockpit einbauten - dabei ist Lucky Strike längst kein Honda-Sponsor mehr!

Geburtstage der finnischen Piloten

Heikki Kovalainen

Renaults Zukunftshoffnung Heikki Kovalainen feierte seinen 26. Geburtstag Zoom

Ebenfalls schon vor dem Wochenende feierte Heikki Kovalainen seinen 26. Geburtstag - und er freute sich nicht schlecht darüber, 2007 mehr Punkte gesammelt zu haben (30) als er Jahre auf dem Buckel hat! Weltmeister Räikkönen schien indes schon eine Vorahnung zu haben, denn bei seiner Geburtstagsparty in einem Hotel in der Stadt soll es recht fröhlich zugegangen sein. Die Puma-Turnschuhe, die er sich selbst kaufte, hätte sich der "Iceman" aber sicher sparen können, schließlich hätte er sie vom Sportartikelhersteller, der bekanntlich Ferrari-Sponsor ist, sicher gratis bekommen.

Einen Wettbewerb zwischen den Teams gab es übrigens schon vor dem eigentlichen Rennen, denn der Mineralölhersteller Petrobras veranstaltete für Mechanikerteams auch 2007 wieder sein jährliches Fußballturnier. Unter anderem feierte in diesem Rahmen Toyota einen 6:3-Sieg gegen McLaren-Mercedes - einer der wenigen Erfolge der Japaner in diesem Jahr. Gleichzeitig zitterte Turniersieger Williams um Kazuki Nakajima, der ausgerechnet von einem Red-Bull-Spieler übel gefoult wurde - die beiden Teams ritterten wenig später um Platz vier bei den Konstrukteuren, Williams setzte sich durch.

Apropos Nakajima: Der Japaner legte - abgesehen vom Qualifying - ein rundes Grand-Prix-Debüt hin, fuhr sogar die fünftschnellste Rennrunde. Einen Patzer leistete er sich allerdings beim Boxenstopp, wo er zwei seiner Mechaniker über den Haufen und krankenhausreif fuhr. Beobachtet wurde das ganze mit kritischen Augen von seinem Vorgänger Alexander Wurz, der für den 'ORF' als Co-Kommentator tätig war und seiner ehemaligen Crew noch während der Übertragung beste Genesungswünsche per SMS zukommen ließ.

Frank Williams nicht vor Ort

Überhaupt ging bei Williams abseits der Rennstrecke so einiges schief, denn Pressesprecherin Claire Williams, die Tochter des Teamchefs, kam ohne Gepäck aus London in São Paulo an - die Fluglinie Iberia hatte ihre Koffer verschlampt. Aus diesem Grund musste Williams auch auf ein traditionelles Galadinner der Kollegen von 'ITV' verzichten, bei dem sie durch Patrick Head vertreten wurde. Der reiste in der Mercedes-Limousine von Frank Williams an, der seinerseits nicht in Brasilien war und sich das Rennen von Großbritannien aus im Fernsehen anschaute.

Bei McLaren-Mercedes war nach der verlorenen Weltmeisterschaft natürlich der große Katzenjammer angesagt, aber Teamchef Ron Dennis durfte dennoch einen Pokal mit nach Hause nehmen: Die Mechaniker hatten nach der harten Saison mit Spionageskandal als Trost für ihren Boss einen Glasvase anfertigen lassen, in die "Konstrukteursweltmeister 2007" eingraviert ist. Die Trophäe sorgte beim ansonsten als kühl verschrienen Briten für Rührung - und wird in seinem Haus einen Ehrenplatz bekommen.

Brisante FIA-Pressekonferenz am Samstag

Lewis Hamilton

Lewis Hamilton war am Samstag von den Fragen einer Journalistin genervt Zoom

Dennis' Musterschüler Lewis Hamilton sah sich indes im Rahmen der FIA-Pressekonferenz einigen unangenehmen (und unseriösen) Fragen der französischen Journalistin Anne Giuntini von der 'L'Équipe' konfrontiert, die ihm für das Herauskommen aus der Box vor Räikkönens schneller Runde hartnäckig Absicht unterstellen wollte. Hamilton brach die Fragerei entnervt ab: "Mit Ihnen möchte ich nicht mehr sprechen!" Kleine Randnotiz: Giuntini ist die Ehefrau von Renault-Motoreningenieur Denis Chevrier.

Im Pressezentrum sorgten indes am Freitag die kaputten Kopierer für Ärger unter den Pressecorps der Teams, weil diese ihre üblichen Releases nicht so flott wie gewohnt an den Mann bringen konnten. Für die Red-Bull-PR-Leute war dies aber nicht die einzige Panne: Als sie am Freitagmorgen ihr geparktes Auto beim Bell-Boy im Hotel abholen wollten, sagte ihnen dieser nur, dass es bereits abgeholt worden sei. Tja, São Paulo und die Kriminalitätsrate...

São Paulo und die Kriminalität

Angesichts solcher Vorfälle, von denen es in den vergangenen Jahren mehrere gegeben hat, sind wohl nicht alle froh über die Vertragsverlängerung der Strecke bis 2014. Zumindest sollen aber die Boxenanlage und das Pressezentrum renoviert werden. Auf der einen Seite wird die Anlage dadurch etwas von ihrem unbestrittenen Charakter verlieren, auf der anderen Seite werden hoffentlich die merkwürdigen Hinweisschilder auf den Toiletten verschwinden. Dort steht geschrieben: "Werfen Sie Toilettenpapier nicht in die Toilette, sondern in den Abfalleimer!"

Eines muss man den Brasilianern aber lassen: Mit der Neuasphaltierung der Strecke haben sie einen sensationellen weil von niemandem erwarteten Job gemacht - die berüchtigten Bodenwellen sind fast weg. Und auch die Haupttribüne, die immer wieder die Kommentatorenkabinen der TV-Broadcaster zum Beben gebracht hat, wenn Barrichello in seinen Ferrari-Jahren in Führung lag, macht nun einen wesentlich stabileren und gepflegteren Eindruck. Positiv auch: Das große Verkehrschaos blieb diesmal wie durch ein Wunder aus.

Für die traditionell stark im Fahrerlager vertreten britischen Journalisten war Brasilien übrigens keine Reise wert: Erstens wurde nichts aus dem erhofften WM-Titel für Hamilton, dessen Kappen und T-Shirts sich nebenbei bemerkt besser verkauften als jene der Lokalmatadoren Massa und Barrichello, und zweitens mussten sie sich auch noch über die Niederlage der Engländer im Rugby-WM-Finale in Paris gegen das Team aus Südafrika ärgern.

Rugby-WM-Finale sorgte für Spannung

Renault-Mechaniker

Auch bei Renault schaute man sich das Finale der Rugby-Weltmeisterschaft an Zoom

Eben dieses lockte eine riesige Menschentraube in die Red-Bull-Hospitality, wo das Match übertragen wurde. Vom Rugbyfieber ließ sich sogar Nico Rosberg anstecken, der - sein Williams-Team wird es ihm danken - natürlich den Engländern die Daumen drückte. Allerdings war der Deutsche wohl etwas zu sehr bei der Sache: Im Eifer des Gefechts vergaß er auf einen PR-Termin für Williams-Sponsor Oris...

Natürlich waren - auch wenn es angesichts des WM-Kampfes diesmal niemanden interessierte - auch in Interlagos wieder die obligatorischen VIPs anwesend. Ein kurzer Auszug: Sébastien Buemi (Red-Bull-Kaderfahrer), Naomi Campbell (Supermodel), Lady Sarah Ferguson (Herzogin von York), Emerson Fittipaldi, Mika Häkkinen (beide Ex-Weltmeister), Alex Ribeiro (Ex-Formel-1- und Medical-Car-Fahrer) sowie natürlich Bruno Senna und dessen Mutter Viviane.

Am Sonntagabend ging Red Bulls traditionelle Saisonabschlussparty für das Fahrerlagervölkchen über die Bühne. Das Thema des Abends war "Beach". Aus diesem Grund bestand die Einladung zur Party aus einer roten Schirmkappe mit Sonnenvisier. Vor dem Hintergrund der Tatsache, dass nach zwei trüben Tagen die Sonne herausgekommen ist, entpuppte sich diese Form der Einladung als ebenso nützliches wie unerwartetes Geschenk, das von vielen Leuten den ganzen Tag über an der Strecke getragen wurde.

Red Bull nahm Journalisten auf den Arm

Eine Red-Bull-Pressesprecherin konnte aber nicht widerstehen, einige der Medienvertreter gewaltig auf den Arm zu nehmen. Sie machte ihnen weiß, man müsse die Schirme den ganzen Tag über auf dem Kopf tragen, wenn man begünstigten Zutritt zur Party haben möchte. Prompt taten es die leichtgläubigen Schreiberlinge so, wie es ihnen gesagt wurde - bis ihnen klar wurde, dass sie damit die einzigen waren.

Für Matt Bishop, den Chefredakteur des Hochglanzmagazins 'F1 Racing', war São Paulo übrigens der letzte Auftritt als Journalist - er wechselt die Fronten und wird ab 2008 die PR-Abteilung von McLaren-Mercedes verstärken. Bishop, der bekannt ist für seine grelle Kleidung, bekam von Kangaroo TV übrigens ein besonders buntes T-Shirt bekam - dieses war dann aber doch selbst für ihn eine Stufe zu extrem. Vielleicht würde es ja Kai Ebel von 'RTL' gefallen?

Neuer Pressechef bei Renault

Red-Bull-Party

Bei der Red-Bull-Party herrschte wieder einmal allerbeste Feierstimmung Zoom

Und dann war da noch die Verabschiedung von Bradley Lord, der seinen Posten als Pressechef bei Renault aufgibt. Im Laufe des Wochenendes hatten die Renault-Caterer sorgfältig das ganze faulige Essen gesammelt - am Sonntag wurde Lord nämlich an einen Reifenwagen gefesselt und eben damit beworfen! Wir sind jedenfalls froh, dass wir nicht dabei waren, als er zu Hause seinen Schmutzwäschekoffer geöffnet hat...

Ach, und dann wäre da noch eine Kleinigkeit: Wenn Sie sich gefragt haben, warum die Headline "Was zwischen den Seen sonst noch geschah" lautet, dann sei erklärt, dass die deutsche Übersetzung von Interlagos eben "zwischen den Seen" bedeutet. Das Autodromo Carlos Pace liegt nämlich zwischen zwei malerischen Seen unmittelbaren vor den Toren der Skyline der Millionenmetropole São Paulo.

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