• 08.10.2007 15:45

  • von Fabian Hust

China-Grand-Prix: Was sonst noch geschah...

Lesen Sie, was sich hinter den Kulissen des China-Grand-Prix' zugetragen hat und welche Promis über den schnellsten Zirkus der Welt staunten

(Motorsport-Total.com) - Es war das Rennen der Vorentscheidung, das doch keine Vorentscheidung brachte. Lewis Hamilton muss sich nach seinem Ausrutscher weiterhin in Geduld üben. Auch Fernando Alonso und Kimi Räikkönen werden erst nach dem Saisonfinale in Sao Paulo wissen, ob sie der neue (oder alte) Formel-1-Weltmeister sein werden.

Titel-Bild zur News: Keanu Reeves mit Nick Fry

Keanu Reeves mit Nick Fry: Begeistert vom Formel-1-Zirkus

Wie die Sieger fühlte sich nur sieben Tage nach der herben Enttäuschung von Fuji die Scuderia Toro Rosso, die in Shanghai in einem Rennen acht WM-Zähler einfuhr. Das feierte man beinahe wie den Gewinn eines WM-Titels. Sebastian Vettel wurde vom Team erst mit einem Eimer kaltem Wasser abgeduscht, dann wurde er von den Teammitgliedern empor gehoben. Frei nach dem Motto: Erst am Boden zerstört, dann vom Boden abgehoben.#w1#

Auch Teamkollege Vitantonio Liuzzi, der das bisher beste Ergebnis des Teams mit dem sechsten Rang abrundete, wurde bei seiner Rückkehr in die Box von den Mechanikern abgeduscht - allerdings nur mit einer Wasserflasche. Die Toro Rosso-Jungs konnte es nicht lassen, schnell Nachschub zu holen und dem Italiener während eines TV-Interviews eine zweite Portion in den Rücken zu leeren.

Der erste Aussetzer des Wochenendes

Während einige Teammitglieder wohl am nächsten Tag etwas Kopfweh gehabt haben dürften, waren die Journalisten schon am Samstag genervt, weil bei der Pressekonferenz nach dem Qualifying Aussetzer im Ton es teilweise verunmöglichten zu verstehen, was die werten Herren vorn von sich zu geben hatten. Cool reagierte hingegen Lewis Hamilton, als dann auch noch ein Handy mit lauter Elektro-Musik zu läuten begann: "DJ in the house?", fragte der Brite keck.

Die neue Transparenz der Formel 1

In der Pressekonferenz trauten die Medienvertreter ihren Ohren nicht, am Freitag ihren Augen nicht. Als Lewis Hamilton, Mark Webber und Sebastian Vettel wegen der "'YouTube'-Affäre" erneut zur Rennleitung mussten, konnte man die Anhörung visuell sehr gut verfolgen - weil die eigentlich verspiegelten Scheiben einen Durchblick zuließen, als draußen die Nacht herein brach. Eine neue Art der Transparenz in der Formel 1...

Schlecht gefälscht

Ganz und gar nicht transparent ist hingegen für die Behörden das Netzwerk jener Fälscher, die in Asien Plagiate verkaufen. So konnte man außerhalb der Strecke Fanartikel kaufen, die die offiziellen Lizenzinhaber auf die Palme brachten und einige Beobachter amüsierten. So gab es doch tatsächlich eine Kappe von Michael Schumacher zu kaufen. Laut Stickerei wurde "Michaer Schumacher" 2001, 2002, 2003, 2004, 2005, 2006 und 2007 Weltmeister...

Heiß begehrte Schlüpfer

Heiß begehrt war bei den Chinesen auch die Teambekleidung des BMW Sauber F1 Teams, zumindest ein Teil davon. Direkt aus Japan kommend hatten die meisten Teammitglieder jede Menge Schmutzwäsche dabei. In Shanghai angekommen gaben sie diese an den jeweiligen Hotelrezeptionen zur Reinigung ab. Beim BMW Sauber F1 Team, das dieses Jahr in einem Hotel direkt an der Rennstrecke, sozusagen neben den Reisfeldern, einquartiert war, hat dies zu einer drastischen Reduzierung der Bekleidung geführt. Vorwiegend Unterwäsche der meist männlichen Teammitglieder verschwand.

Mit diesen Problemen hatten die prominenten Gästen hoffentlich nichts zu tun, die auf Einladung der Teams vor Ort waren. Michael Ammermüller schaute bei Red Bull vorbei, Hollywood-Star Keanu Reeves ("Matrix)" drückte - als Gast des Honda-Teams - Lewis Hamilton die Daumen ("Ich wünsche ihm den Sieg. Wunderschöne Anlage hier!").

In der Matrix

"Ich war schon als Kind vom Rennsport fasziniert", erklärte der Amerikaner, der nachts aufsteht, um sich die Rennen anzuschauen: "Ich nutzte hier die Zeit, um mir das Auto und seine Teile sehr genau anzuschauen, vor allem die Reifen, den Motor und die Telemetrie. Nick Fry gab mir die Möglichkeit, im Auto Platz zu nehmen, und es hat sogar gut gepasst - trotz meiner 1,85 Meter. Die Autos sind sehr ästhetisch - fasziniert hat mich jedoch am meisten die Geschwindigkeit. Ich hoffe, das war hier nicht mein letztes Mal!"

Faithless ganz und gar nicht untreu

Techno-Musiker Maxi Jazz ("Faithless") nahm im RB3 des Red Bull Racing-Teams Platz und strahlte wie ein kleiner Junge auf seinem ersten Bobby-Car. Jazz beendete gerade seine Weltournee und spielte am Freitag beim 'Yue Festival' in Shanghais 'ZhongShan Park'. Der große Formel-1-Fan will kommendes Jahr übrigens in der Ferrari Challenge an den Start gehen.

"Ich war schon bei vielen Rennen dabei, als ich für Red Bull bei Rennwochenende auftrat", so Jazz. "Man könnte also sagen, dass mich das nicht mehr juckt, aber das Gegenteil ist der Fall, mir verschafft das immer noch einen großen Kick. Das Beste: Ich habe mich dazu entschieden, kommendes Jahr in der Ferrari Challenge zu fahren. Klar geht es mir auch ums Gewinnen, aber mehr um den Spaß."

Tafel statt Schulbank

Wenig Fachkenntnis schienen die Streckenposten am Shanghai-Kurs zu haben, für sie wurde eine Tafel mit den Fotos der Fahrer und Autos aufgestellt - quasi zum Lernen in letzter Minute. Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug wird hingegen wohl weiterhin dem Fachbereich Motorsport treu bleiben - er verlor bei einer Wette auf den VfB Stuttgart gegen Testfahrer Pedro de la Rosa 100 Euro. Trost gab es von Ex-DaimlerChrysler-Vorstand Jürgen Hubbert, der in Shanghai zu Gast war.

Kein gutes Klima

Ganz und gar nicht cool fanden zahlreiche Mitglieder des Formel-1-Zirkusses die Klimaanlagen, die wieder einmal für zahlreiche Erkältungen sorgten. Mit von der Partie: Nick Heidfeld, Robert Kubica und Adrian Sutil. Die McLaren-Mercedes-Piloten wurden sogar dazu aufgefordert, die Klimaanlage abzuschalten. Für Vater Hamilton kam diese Aufforderung zu spät, er war so stark erkältet, dass er sogar fast seine Stimme verlor.

Knapp daneben ist auch vorbei

Seinen Glauben an seine Kompetenz hat möglicherweise der legendäre Formel-1-Kommentator Murray Walker am Sonntag verloren, der ebenfalls vor Ort zu Gast war. Der Brite wurde von einer jungen Dame während des Rennens gefragt, was er über Lewis Hamilton denke. Walker antwortete natürlich ohne zu zögern, dass er sicher ist, dass Hamilton hier die Weltmeisterschaft gewinnt. Keine 50 Meter weiter rutschte just zu diesem Moment Hamilton in der Boxengassen-Einfahrt ins Kiesbett...

Doppeltes Pech für Briatore

Nicht im Kiesbett, aber im Fahrerlager gesichtet wurde ferner Schauspieler David Carradine ("Kill Bill"). Nicht im Fahrerlager hingegen: Formel-1-Boss Bernie Ecclestone und Renault-Teamchef Flavio Briatore. Beide waren auf Geschäftsterminen in Europa und mussten ansehen, wie die 'Queen's Park Rangers' gegen 'West Bromwich Albion' mit 5:1 verloren - jener Verein, in den sie sich vor kurzem eingekauft hatten. Briatore verpasste zum ersten Mal ein Rennen seit fast einem Jahrzehnt!

Mit der Tür ins Haus...

Zur Notreparatur musste am Samstag die McLaren-Mercedes-Hospitality-Truppe anrücken, als Fernando Alonso nach der Qualifying-Niederlage gegen Teamkollege Lewis Hamilton und den beiden Ferrari-Piloten die Türe seines Privatbereichs im Motorhome derart heftig zuschlug, dass sie aus den Angeln flog. Da stand ihm die Türe zu einem weiteren Jahr bei McLaren-Mercedes so offen wie schon lange nicht mehr...