Warum Pirelli am C6 festhalten will - und was besser werden muss
Pirelli möchte trotz gemischtem Feedback weiter mit dem C6-Reifen arbeiten, hat aber auch ein paar Hausaufgaben dabei - Kein Einsatz in Singapur?
(Motorsport-Total.com) - Pirellis neuer C6-Reifen hat sich seit seiner vielbeachteten Einführung beim Großen Preis der Emilia-Romagna letzten Monat als umstritten erwiesen. Dennoch hält der alleinige Reifenlieferant der Formel 1 an der Idee fest, sechs verschiedene Trockenmischungen bereitzustellen.

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Mario Isola sieht beim C6 noch einige Stellschrauben zu drehen Zoom
Allerdings räumt Pirelli ein, dass einige der Eigenschaften des C6 verändert werden müssen - vor allem der Rundenzeitgewinn im Vergleich zum C5, der zuvor der weichste Reifen der Palette war.
"Die Mischung hat ihre Aufgabe erfüllt", sagte Pirellis Motorsportdirektor Mario Isola. "Besonders in Kanada hatten wir meiner Meinung nach ein sehr gutes Qualifying. Der C6 liegt sehr nah am C5, verhält sich aber anders. Die Teams haben Schwierigkeiten, den C6 vollständig zu verstehen."
"Den C5 kennen sie viel besser, er gibt dem Fahrer mehr Vertrauen. Allerdings ist der C6 etwas schneller", so Isola. "Wer es schafft, das volle Potenzial des C6 auszuschöpfen, erhält einen Vorteil - aber das ist manchmal sehr schwierig."
Die Idee hinter dem C6 war, dass er an Rennwochenenden die de facto Qualifying-Mischung sein sollte, während die harten und mittleren Reifen dann im Rennen selbst genutzt werden. Da diese beiden zuvor die weichsten Reifen der Auswahl waren, wollte Pirelli die Teams so zu Zweistoppstrategien drängen, denn der C5 hielt in der letzten Saison selten lange.
Doch Pirelli reagierte auch auf das Feedback der Fahrer, die die Reifen als zu empfindlich empfanden und lieber länger angreifen wollten, statt ständig Reifenmanagement betreiben zu müssen. Durch die Reduzierung der thermischen Degradation der diesjährigen Reifen öffnete sich aber unbeabsichtigt die Tür zu mehr Einstoppstrategien.
Fahrer nutzten im Qualifying lieber C5
Deshalb verliefen einige Rennen prozessionsartig. Parallel dazu erwies sich der C6 als problematischer als erwartet. Bei seinem ersten Einsatz war er bei einigen Teams nicht schneller als der C5, da diese entweder seinen optimalen Punkt nicht erreichten oder dieser zu schnell wieder verflog und die Leistung danach stark abfiel.
Zudem berichteten einige Fahrer, dass sie sich beim Aufwärmen des C6 durch die veränderliche Oberfläche der Reifen unsicher fühlten. Deshalb setzten manche lieber auf die gewohnteren C5-Reifen, sowohl in der Qualifikation in Imola als auch letztes Wochenende in Montreal.
"In Kanada", so Isola, "zogen einige Teams und Fahrer den C5 in der Qualifikation vor, weil sie sich damit wohler fühlten. Das führte zu einer anderen Situation und dazu, dass die Teams mehr Medium- und harte Reifen fürs Rennen zur Verfügung hatten."
"Normalerweise müssen sie sich bei der Auswahl der Reifen zwischen einem harten und zwei Mediums oder zwei harten und einem Medium entscheiden, wenn sie die weichsten Reifen nur fürs Qualifying nutzen. Das gibt ihnen weniger Flexibilität für die Rennstrategien."
"In Kanada hingegen konnten sie durch die Qualifikation auf dem Medium mehr Mediums ins Rennen mitnehmen. Das hat zu mehr unterschiedlichen Strategien geführt."
Kein Einsatz in Singapur?
Der C6 bewirkt also nicht ganz das, was sich Pirelli erhofft hatte - aber er hat dennoch seine Wirkung. Das reicht Pirelli, um sie als Erfolg zu betrachten. Isola bestätigte dennoch, dass der Hersteller voraussichtlich darauf verzichten werde, den C6 wie ursprünglich geplant in Singapur zu nutzen.
"Wie immer werden wir simulieren und die Auswahl treffen, die die größte Anzahl an Strategien innerhalb eines kleinen Zeitdelta ermöglicht", sagt er. "Wir sind uns noch nicht sicher, ob wir ihn in Singapur verwenden, denn die Strecke dort kann ziemlich aggressiv sein. Mal schauen, ob wir ihn in Singapur nutzen wollen. Eine Möglichkeit besteht aber weiterhin für Las Vegas, wo es sehr kalt ist."
Damit der C6 wirklich dazu beiträgt, die Unterschiede zwischen den Strategien zu verwischen und Ein-Stopp-Rennen unattraktiver zu machen, muss er weniger empfindlich und vor allem deutlich schneller auf einer Runde sein als der C5.
"Für die Zukunft wünsche ich mir einen C6 mit mehr Abstand zum C5", so Isola. "Derzeit liegen sie nur etwa zwei Zehntel auseinander. Wir brauchen mindestens eine halbe Sekunde. Gleichzeitig soll der Verschleiß ähnlich bleiben wie jetzt, um unterschiedliche Strategien zu generieren. Daran arbeiten wir für die nächste Saison."


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