• 30.06.2001 11:59

  • von Marcus Kollmann

Villeneuve kritisiert Michael Schumacher

Der Kanadier findet, dass Schumacher kein Vorbild für die Jugend ist und die Regeln falsch auslegt

(Motorsport-Total.com) - British American Racing-Pilot Jacques Villeneuve hat geäußert, dass Ferrari-Star und WM-Leader Michael Schumacher seines Erachtens nach kein Vorbild für die jungen Fahrer in den niedrigeren Formel-Klassen ist, die den Deutschen als Idol haben und ihm nacheifern.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher (Scuderia Ferrari)

Michael Schumachers Fahrstil stößt bei Jacques Villeneuve bedingt auf Kritik

Rückblende
Im Kampf um den Fahrerweltmeistertitel 1997 in Jerez de la Fontera sieht Michael Schumacher in seinen Rückspiegeln den in Siebenmeilenstiefeln heraneilenden Jacques Villeneuve im Williams. In der 'Dry-Sack'-Kurve geht der Kanadier auf volles Risiko und setzt zum Überholversuch an. Schumacher erkennt die Lage und versucht zu retten, was zu retten ist, indem er dem Williams-Piloten in die Seite fährt. Der Versuch Schumachers, seinen Punktevorsprung zu retten und damit Weltmeister zu werden, scheitert jedoch, der Kerpener landet im Kiesbett, aus dem er nicht mehr herauskommt, während Villeneuve in seinem nur leicht beschädigten Auto ins Ziel fährt. Damit ist der Kanadier Weltmeister.

Unterschiedliche Wege - Gleiches Ziel
1998 folgt für Villeneuve im Williams-Mecachrome eine schwierige Saison im Jahr eins nach seinem Fahrertitel. Am Ende des Jahres wechselt er zu BAR, wo er fortan versucht den Rennstall zum Gewinn der Weltmeisterschaft zu führen. Michael Schumacher bleibt hingegen bei Ferrari und verbessert die Konkurrenzfähigkeit der Scuderia Jahr für Jahr. 1998 verpasst er die Fahrerweltmeisterschaft knapp, 1999, als er wieder gute Chancen hat, kommt ihm ein Unfall in Silverstone dazwischen. 2000 siegt der Deutsche und holt seinen dritten Titel.

Villeneuve und Schumacher können nie Freunde werden
Freundschaft ist in der Formel 1 ein Luxus, den sich kein Fahrer leisten kann, denn um Weltmeister zu werden muss man egoistisch sein Ziel verfolgen, heißt es. Der Rammstoß, 1997 in Jerez, hat das Verhältnis zwischen Villeneuve und Schumacher grundlegend geprägt. Als Folge der damaligen Geschichte lässt der Kanadier, der seine Meinung frei äußert, egal was andere Leute von ihm denken, meist kein gutes Haar an Schumacher, dessen Fahrstil und Regelauslegung er oftmals als gefährlich einstuft.

Villeneuves Grund zur Beschwerde
Nach dem Start auf dem Nürburgring, wo sich Michael gegen seinen Bruder Ralf durch ein hartes Abdrängen des BMW-Williams-Piloten auf den ersten Metern durchsetzte, hat der 30-Jährige Villeneuve erklärt, dass Schumacher seiner Meinung nach kein gutes Vorbild für die jungen Rennfahrer sei: "Ich bin der Meinung, dass er für die junge Generation kein gutes Beispiel abgibt. Die Fahrer in den niedrigeren Rennserien schauen auf die Formel 1 und die Fahrer, welche für sie eine gewisse Vorbildfunktion haben. Sie orientieren sich an demjenigen, der schnell ist", zitiert das Fachmagazin 'Autosport' Villeneuve.

Der Weltmeister von 1997 findet nach wie vor, dass Michael die Regel, wonach man einmal die Linie nach dem Start wechseln darf, um so seine Position zu verteidigen, merkwürdig auslegt. Überrascht zeigte sich der Kanadier aber vor allem über die Härte Schumachers gegen seinen eigenen Bruder: "Ich war wirklich überrascht, dass er so gefahren ist, vor allem, weil es doch Ralf in dem anderen Auto war. Allerdings haben wir genau dies Michael schon in den letzten Jahren machen sehen, sodass sich kaum jemand mehr darüber aufregt."

Harsche Kritik übt Villeneuve an der Schumacherschen Interpretierung der unter den Fahrern getroffenen Vereinbarung: "Jeder Fahrer weiß, weshalb diese Regel aufgestellt wurde. Es geht darum, dass man nicht einen anderen Fahrer zum Ausweichmanöver ins Gras zwingt oder er zum Abbremsen gezwungen wird. Wenn man sich aber strikt an die schriftliche Fassung dieser Regel hält, dann darf man zu jeder Zeit seine Position verteidigen, was meiner Meinung nach falsch ist", macht Villeneuve deutlich, dass der Sinn und Zweck der Regel eigentlich ein anderer sei.

Der BAR-Pilot ist darüber hinaus der Meinung, dass gerade Schumacher, der Mr. Sicherheit der Formel 1, den tieferen Sinn hinter der Regel verstehen müsste.