• 19.04.2002 11:58

  • von Marcus Kollmann

Villeneuve deutet Weggang an

Der Kanadier hat nun offen ausgesprochen, was kaum mehr ein Geheimnis ist - sein Weggang von BAR erfolgt wohl nach dieser Saison

(Motorsport-Total.com) - In den letzten Wochen und Monaten brodelte die Gerüchteküche verstärkt. Wieder einmal ging es darum, wie lange die Liaison BAR-Honda/Jacques Villeneuve unter dem Regime vom neuen Teamchef wohl noch halten wird. David Richards hatte mit seiner Aussage, dass man schließlich keinen Top-Fahrer benötige, wenn man mit dem Auto ohnehin nur im Mittelfeld mitfahren kann, Öl ins Feuer gegossen und dafür gesorgt die Spekulationen um einen bevorstehenden Weggang seines Starpiloten weiter anzuheizen.

Titel-Bild zur News: Jacques Villeneuve (BAR-Honda)

Kehrt Villeneuve nach vier erfolglosen Jahren BAr-Honda den Rücken?

Nun hat der Rennfahrer selbst das Wort ergriffen und ausgesprochen womit in Formel-1-Kreisen bereits seit längerem gerechnet wird - 2002 könnte seine letzte Saison beim Team aus Brackley sein.

"Es kommt der Punkt, an dem es einfach genug ist", so der Kanadier, dessen Erwartungen mit BAR-Honda an der Spitze mitfahren zu können sich nicht erfüllten. "Ich hasse es nicht konkurrenzfähig zu sein. Das mag niemand. Aber es ist frustrierend und laugt aus. Man muss die Leute immer antreiben, in der Hoffnung es würde in der Zukunft besser werden", lässt der 103-fache Grand Prix-Teilnehmer wissen, dass er enttäuscht ist, dass es trotz seiner Bemühungen nie wirklich mit der Konkurrenzfähigkeit besser geworden sei. Stattdessen musste man sich immer sagen, dass es im nächsten Jahr besser werden wird, was es gemessen an der stetig konkurrenzfähigeren Situation in der Formel 1 und den Fortschritten der Konkurrenz aber nicht wirklich wurde.

"Ich werde abwarten was in den nächsten Monaten passiert und werde sicher nicht für immer bleiben", erklärte Villeneuve gegenüber der Zeitung 'Evening Standard' seinen Weggang andeutend. "Es war ein Risiko zu BAR zu gehen, das sich am Ende nicht ausgezahlt hat. Doch ich habe eine Menge gelernt und bin ein besserer Fahrer als vorher. Schwierig zu akzeptieren ist nur, dass ich mich entschloss meinen Vertrag damals zu verlängern, denn in den ersten beiden Jahren hatten wir keine Leistungen erbracht und es gab keine Anzeichen dafür, dass es bergauf gehen würde", gestand der zuletzt in der Saison 2001 zwei Mal als Drittplatzierter auf das Podium gekletterte Rennfahrer, dass er es im Nachhinein bereut bei BAR-Honda geblieben zu sein. Doch andere Alternativen hatte der Kanadier, der zuletzt in der Saison 1997 einen Rennsieg feiern konnte, eigenen Aussagen nach auch nicht gehabt.

Dass das BAR-Team die Konkurrenzfähigkeit des Autos in der Saison 2002 dahingehend verbessern kann, dass Villeneuve auch im nächsten Jahr für die Truppe aus Brackley fahren wird, scheint derzeit unwahrscheinlich. Zudem deuten die Aussagen des Teamchefs ("Zunächst muss man erst einmal das Auto hinbekommen. Wenn es dann konkurrenzfähig ist, dann können wir uns auch nach Top-Fahrern umsehen") darauf hin, dass man den Ex-Formel-1-Weltmeister von 1997 nicht länger haben will und nach diesem Jahr besser getrennter Wege geht.

Mit seinen 31 Jahren ist Jacques Villeneuve aber noch zu jung, um sich eigentlich aus der Königsklasse zurückzuziehen. Dies dürfte der Sohn von Gilles Villeneuve auch nicht wollen, könnte das doch auch als Schuldeingeständnis interpretiert werden er wäre nicht in der Lage gewesen das um ihn herum aufgebaute Umfeld bei British American Racing zu motivieren. Der 1 Meter 68 große Rennfahrer dürfte vielmehr beabsichtigen, seine von 1996 bis 1998 bei Williams aufgebaute, und in den letzten Jahren unter der mangelnden Konkurrenzfähigkeit seines fahrbaren Untersatzes gelittene, Reputation als Racer und Sieg-Fahrer wieder herzustellen. Stellt sich nur die Frage bei welchem Team. Theoretisch wäre bei den größeren Teams wie BMW-Williams, Renault und Ferrari für 2003 je ein Cockpit zu besetzen...