Werde jetzt Teil der großen Community von Motorsport-Total.com auf Facebook, diskutiere mit tausenden Fans über den Motorsport und bleibe auf dem Laufenden!
Willis: Entwicklung des BAR 005 beginnt diesen Monat
Der Technische Direktor von BAR-Honda über die gegenwärtige Situation, die Zusammenarbeit mit Villeneuve und die Zukunftsziele
(Motorsport-Total.com) - Damit das BAR-Honda-Team im Chassis-Bereich nicht noch weiter zurückfällt, erkannte der im Dezember 2001 entlassene frühere Teamchef Craig Pollock, dass man in Brackley einen erfahrenen Aerodynamiker benötigt, der weiß wie ein Top-Team arbeitet und entsprechendes Know-how mit nach Brackley bringt. Folglich bemühte sich Pollock in der letzten Saison intensiv um erfahrene Leute und horchte sich um. Am Ende gelang es dem Schotten den beim Top-Team BMW-WilliamsF1 als Chefaerodynamiker tätigen Geoff Willis davon zu überzeugen zu BAR-Honda zu kommen.

© BAR
Willis ist zuversichtlich, dass er BAR-Honda konkurrenzfähig machen kann
Seit April ist der 42 Jahre alte, grauhaarige Engländer nun offiziell als Technischer Direktor für British American Racing tätig. Nachdem er sich einen ersten Überblick über die Gesamtsituation verschaffte und die Stärken und Schwächen erkannte, wird es nun seine Aufgabe sein das englische Team in Sachen Chassis konkurrenzfähig zu machen. Im Interview mit der BAR-Homepage verriet Willis nun, welche Pläne er hat, welchen Einfluss seine Anwesenheit auf diese Saison haben wird und wann er damit beginnen wird den BAR 005 zu entwickeln.
Frage: "Geoff, welchen Eindruck hast du vom Team?"
Geoff Willis: "Ehrlich gesagt mehrere. Ich beginne einfach mal mit den positiven Dinge. Die Motivation im Team stimmt, die teaminterne Kommunikation funktioniert und die Einstellung was notwendige Veränderungen betrifft ist auch positiv. Auf der anderen Seite kann man nicht von der Hand weisen, dass wir jede Menge zu tun haben. Technisch gesehen sind wir nicht dort wo wir uns befinden könnten. Wir können einfach nicht auf dem Level mitfahren auf dem ich uns gerne sehen würde. Die meisten Probleme hängen bei uns mit der Qualität des technischen Designs zusammen. Doch wir haben die Leute und die Ressourcen, um das zu ändern. Wir müssen Sie nur auf den richtigen Weg führen. Aber es gibt auch noch weitere gute Dinge die ich erkannt habe. Die Organisation an der Rennstrecke, die Herstellung und die Organisation in der Fabrik zum Beispiel. Das sind alles Stärken und deshalb ist auch nicht alles negativ. Jedoch müssen wir akzeptieren, dass wir viel zu tun haben, wollen wir so konkurrenzfähig werden wie ich denke dass es mit unseren Ressourcen möglich ist."
Größte Defizite liegen im Bereich Aerodynamik
Frage: "Welchen Einfluss wird deine Anwesenheit auf die Leistungen in dieser Saison haben?"
Willis: "Eine gute Frage. Es gibt verschiedene Probleme was die mechanische als auch strukturelle Seite des Autos anbelangt, wie zum Beispiel die Gewichtsverteilung und der Schwerpunkt des Autos. Das sind jedoch Dinge die man nicht kurzfristig ändern kann. Ich bin der Meinung, dass wir im Bereich Aerodynamik ein Defizit haben. Es gibt bestimmte Charakteristiken der Aerodynamik die Probleme an diesem Auto bereiten. Um die kann man sich recht schnell kümmern, doch ich möchte da jetzt keinen Zeitrahmen nennen im dem das passieren wird. Wir müssen zunächst einmal noch ein wenig mehr über die Ursprünge dieser Probleme in Erfahrung bringen. Ich hoffe, dass wir sie dann Schritt für Schritt in dieser Saison abstellen können."
Frage: "Es heißt, dass ihr auch vom Motor her mehr PS benötigt und in Kanada eine neue Ausbaustufe zum Einsatz kommen soll. Auch wenn es schwierig zu beurteilen ist, kannst du abschätzen um wie viel euch das nach vorne bringen wird?"
Willis: "Honda macht fortlaufend Fortschritte mit dem Motor. Das ist natürlich genauso wichtig wie es wichtig ist, dass wir Fortschritte mit dem Chassis machen müssen. In diesem Business ist es doch so, dass das Gesamtpaket korrekt zusammenpassen muss, sodass dein Chassis, dein Motor, deine Reifen und deine Fahrer ganz vorne mitfahren können. Für uns besteht die Aufgabe hauptsächlich darin, dass wir uns um die Defizite des Chassis kümmern."
Entwicklung des BAR 005 beginnt Ende April - Kein BAR 004B geplant
Frage: "Wann planst du mit der Entwicklung des neuen Boliden zu beginnen?"
Willis: "Ich beschäftige mich schon damit und denke darüber nach. Vermutlich werden wir Ende dieses Monats, mit dem Beginn unseres Windkanalprogramms, damit starten. Wir denken derzeit auch schon über die grundsätzliche Form, den Radstand, die Kapazität des Tanks und das Getriebe nach. Diese Dinge werden vermutlich in den kommenden drei oder vier Wochen angegangen."
Frage: "Geoff, du hast bei Williams für ein etabliertes Team gearbeitet. Kannst du uns verraten, warum du die Herausforderung bei BAR-Honda zu arbeiten angenommen hast?"
Willis: "Das Wort Herausforderung ist schon eines der Schlüsselworte, welches den Grund eigentlich genau beschreibt. Ich habe eine lange Zeit bei einem Team gearbeitet und war in schweren als auch zuletzt guten Zeiten dabei. Es war aber ein Zusammenspiel verschiedener Dinge, weshalb ich interessiert war zu BAR zu gehen. Einen Teil meiner Aufgabe hatte ich bei Williams erreicht. Aber er ist natürlich schwer, zu sagen, dass ich glücklich war ein Team das um die Weltmeisterschaft kämpft zu verlassen, denn ich bin dort ja 12 Jahre tätig gewesen. Aber man sehnt sich auch nach neuen Herausforderungen. Vielleicht sollten wir uns alle mehr den Herausforderungen stellen, denn wir tendieren dazu, dass wir es im Nachhinein bereuen uns Dingen nicht gestellt zu haben. Ich habe eine Gruppe von Leuten gefunden, zusammen mit David und Nick Fry, welche eine positive Einstellung hat. Wir haben einige Veränderungen vorgenommen und ich bin deshalb sehr zuversichtlich. Ich unterschätzte nicht wie viel Arbeit noch zu erledigen ist, doch wir befinden uns auf dem richtigen Weg, um diese Probleme aus dem Weg zu räumen."
Frage: "Du hast dir den BAR 004 schon genauer betrachten können. Was ist dein Eindruck vom Auto und denkst du, dass ihr eine B-Version während dieses Jahres noch einsetzen werdet?"
Willis: "Was ich bisher vom Auto gesehen habe zeigt mir, dass es irgendwie nicht auf dem Stand der Zeit ist. Das ist ein Zeichen dafür, dass man es nicht verstanden hat wie sich die Formel 1 innerhalb der letzten 5 Jahre entwickelt hat. Ich bin sicher, dass das Auto von Jahr zu Jahr besser wurde, doch leider hat die Konkurrenz viel größere Sprünge gemacht. Was die B-Version betrifft, so stellt sich natürlich die Frage was man denn darunter genau versteht. Ich denke, dass wir das Chassis nicht verändern werden. Beispielsweise könnten wir stattdessen viele Aerodynamikteile verändern und durch neue Teile ersetzen. Ich glaube nämlich nicht, dass man in ein Auto ein neues Getriebe einbaut, nur weil man denkt es würde dadurch besser fahren. Dieses Jahr will ich eine bestimmte Anzahl an Komponenten des Autos verwenden. Einige Komponenten werden jedoch verändert, um dem Designteam ein Verständnis dafür zu vermitteln was man heute macht, wie der technische Stand im Jahr 2002 ist. Und ich möchte mich einigen der mit der Leistung zusammenhängenden Teile - welche mehr im aerodynamischen als mechanischen Bereich liegen - annehmen."
Willis: Wollen 2004 Podiumsplätze aus eigener Kraft erreichen
Frage: "Wie gut ist es wieder mit Jacques zusammenzuarbeiten? Es scheint ja so, dass bei BAR eine Williams-Enklave um ihn herum ist..."
Willis: "Es stimmt, hier sind in der Tat ein paar Flüchtlinge. Vielleicht sollte ich jedoch nicht Flüchtlinge sagen. Es ist auf jeden Fall schön, wieder mit Jacques zu arbeiten. Ich hatte dazu in den letzten Jahren ja nicht die Gelegenheit dazu. Ich denke, dass Jacques und ich in den Jahren, in denen wir nicht miteinander arbeiteten, eine Menge gelernt haben und freue mich auf eine erfolgreiche Partnerschaft."
Frage: "Nun, jetzt arbeitest du wieder mit Jacques und weißt auch was für ein Auto er gerne fahren möchte. Wie lange wird es deiner Meinung nach dauern, bis du ihm ein Auto geben kannst mit dem Jacques wieder um Siege fahren kann?"
Willis: "Das ist eine wirklich sehr schwierige Frage. Doch ich denke, dass ich weiß, was für ein Auto er gerne fahren will. Das gleiche Auto das ich auch mag. Ein schnelles Auto. Es gibt verschiedene Schritte, damit man das erreichen kann. Erster Schritt: Sicherstellen, dass die Technik auf dem aktuellen Stand ist. Zweiter Schritt: Die Performance verbessern. Ich hoffe, dass wir nächstes Jahr in der Lage sind mit beiden Autos in jedem Rennen ins Ziel zu kommen. Wir sollten dann so oft wie möglich Punkte holen können und in jedem Rennen auch wissen, dass wir Punkte holen werden. Im Jahr darauf denke ich, dass wir in einer Position sind in der wir erwarten können von Zeit zu Zeit Plätze auf dem Podium zu erreichen. Und zwar nicht durch Glück, sondern aus eigener Kraft, weil unsere Leistungsfähigkeit stimmt. Um in der Position zu sein, um Meisterschaften kämpfen zu können, muss man auf der Leiter einige Stufen heraufklettern und es dauert, bis man ganz oben angekommen ist. Und bedenkt man die Professionalität der anderen Teams, dann sollte man diese Aufgabe nicht unterschätzen. Es ist ein langer Weg und es werden andere Leute zur gleichen Zeit versuchen zu erreichen was wir erreichen wollen."

