• 19.04.2002 12:37

  • von Marcus Kollmann

Dupasquier schießt gegen Bridgestone-Teams

Der Motorsportdirektor des französischen Reifenlieferanten hat die Konkurrenz aufgefordert ihre Verbalangriffe einzustellen

(Motorsport-Total.com) - Noch lange bevor die Saison 2002 begann, hatte der sich abzeichnende "Reifenkrieg" zwischen Bridgestone auf der einen und Michelin auf der anderen Seite seinen Schatten voraus geworfen.
Die Vorwürfe aus dem französischen Lager, wonach die japanischen Konkurrenten ihre bei den letzten Rennen der Saison 2001 eingesetzten Reifen chemisch behandelten, um so eine bessere Performance zu ermöglichen, bedeuteten erst den Anfang dessen, was langsam aber sicher immer mehr zu eskalieren scheint.

Titel-Bild zur News: Pierre Dupasquier

Dupasquier hat es satt, sich immer wieder rechtfertigen zu müssen

"Reifenkrieg" hat in der Formel 1 eine gewisse Tradition

Nachdem Michelin seine Hausaufgaben in Vorbereitung auf die Saison 2002 gemacht hatte, meldete sich Bridgestone kurz vor Saisonbeginn kritisch zu Wort. Die Japaner hatten spitz gekriegt, dass man im Hause Michelin über den Winter sehr erfindungsreich gewesen war und plante einen Reifen mit asymmetrisch verlaufenden Rillen in diesem Jahr einzusetzen. Bridgestone war der Meinung, dass man in Clermont-Ferrand bei der Auslegung des Reifenreglements zu weit gegangen sei und FIA-Präsident Max Mosley sprach gegenüber dem französischen Reifenhersteller eine Empfehlung dahingehend aus, dass dieser seinen neuen "Wunder-Reifen" in eigenem Interesse nicht mit nach Australien oder zu einem anderen Rennen bringen sollte.

Die erste Runde im Schlagabtausch ging also an Bridgestone, die für die ungewöhnlich kühlen Bedingungen beim Australien-GP die besseren Pneus hatten. In der sengenden Hitze Malaysias gerieten die Japaner dann aber gegenüber den mit dem Asphalt förmlich zu einer Einheit gewordenen Michelin-Reifen ins Hintertreffen. In Brasilien ging das Duell hingegen unentschieden aus: BMW-Williams-Pilot und Michelin-Kunde Juan-Pablo Montoya sicherte sich die Pole Position am Samstag, Ferrari-Pilot und Bridgestone-Kunde Michael Schumacher holte den Sieg am Sonntag. in San Marino herrschten wie schon beim Saisonauftakt in "down under" kühlere Bedingungen, welche den Bridgestone-Teams in die Hände spielten und der erstmals mit zwei F2002 ein Rennen bestreitenden Scuderia Ferrari einen Doppelsieg bescherten.

Im Anschluss an das Rennen wurde jedoch Kritik vom Technischen Direktor der "Roten", Ross Brawn, an Michelin laut: "Die Michelin-Teams fahren schon am Freitag mit ihren Rennreifen, um diese anfahren zu können", so der Brite gegenüber 'Motorsport News'. "Wir sind darüber alles andere als erfreut, dass unsere Gegner mit Reifen fahren, die 15 bis 20 Runden alt sind. Dadurch, dass sie sie anfahren, stabilisieren sie den Reifen und das entspricht wohl nicht dem Sinn des Reglements", so der Brite erzürnt.

FIA könnte Situation entschärfen

Auf diesen Vorwurf hat nun Pierre Dupasquier, Michelin-Motorsportdirektor, reagiert. "Wenn Sie der Meinung sind sich beschweren zu müssen, dann sollten sie das bei der FIA tun, welche die Einhaltung der Regeln überwacht", so Dupasquiers deutliche Aufforderung an die Bridgestone-bereifte Konkurrenz die Verbalangriffe einzustellen gegenüber dem Magazin 'Autosport'.

Der Franzose ist es seiner weiteren Erklärung nach Leid, sich immer wieder rechtfertigen müssen und fest davon überzeugt, dass sich Michelin an das Reifenreglement halte. Die Konkurrenz sieht das jedoch anders. Neueste Vermutung aus dem Bridgestone-Lager: Michelin verwendet zwei verschiedene Gummimischungen bei seinen Reifen, was nicht gestattet ist.

Weiteren Diskussionen wird es also auch in Zukunft nicht an einer Grundlage fehlen. Einzig und allein die FIA könnte mit einem "Machtwort" und einem keine Fragen offen lassenden Reifenreglement die Situation entschärfen. Bislang hat es diesbezüglich jedoch keine Anstalten gegeben, weshalb davon auszugehen ist, dass man den verbalen Wettkampf als der "Show" zuträglich einstuft und sich offensichtlich beide Hersteller an die geltenden Bestimmungen halten.