• 17.04.2002 19:12

  • von Fabian Hust

Ross Brawn hinterfragt Verhalten der Michelin-Reifen

Wieder einmal hat ein Konkurrenzteammitglied Zweifel, ob das Verhalten der Michelin-Reifen mit dem Reglement vereinbar ist

(Motorsport-Total.com) - Noch sind die Erwartungen der Experten nicht erfüllt worden, wonach es nur eine Frage der Zeit ist, bis ein Bridgestone-Team gegen die Reifen eines Michelin-Autos Protest einlegt. Vermutlich wird dies erst geschehen, wenn es Michelin gelingt, einen dominanten Reifen herzustellen, was bisher nicht der Fall ist. Einen neu entwickelten Reifen mit asymmetrischen Rillen packte Michelin erst gar nicht aus, da man fest mit einem Protest der Konkurrenz rechnen musste, nachdem der Reifen von der Konkurrenz bereits in Frage gestellt wurde, als die Michelin-Pläne durchsickerten.

Titel-Bild zur News: Michelin

Sind die Michelin-Reifen innerhalb der berühmten "Grauzone" konstruiert?

In Imola wurde ein neues Kapitel im Reifenkrieg aufgeschlagen. War es nach dem Saisonfinale in Japan Michelin, die dem japanischen Konkurrenten die fragwürdige Bearbeitung der Reifen mit leistungsfördernden Chemikalien unterstellten, warf man vergangenes Wochenende Michelin vor, die Reifen mit zwei verschiedenen Gummimischungen ausgestattet zu haben. Michelin-Sportchef Pierre Dupasquier wollte das weder dementieren noch bestätigen.

Die Lage ist brisant und droht zu explodieren, sollte einer der Reifenhersteller dominant werden. Noch ist es nicht soweit, dennoch aber gibt es immer wieder kleine Sticheleien. Vor allem die Tatsache, dass die Michelin-Reifen mit zunehmender Laufleistung angeblich schneller werden, missfällt dem Bridgestone-Lager. Dort sind die Reifen neu am schnellsten und lassen gebraucht nicht mehr jene Rundenzeiten zu, wie wenn sie glänzend neu sind ? so will es eigentlich das Reglement.

Dort verankerte man den Passus im Zusammenhang mit den Rillenreifen. Erstens müssen die Rillen nach dem Rennen noch erkennbar sein, damit diese im Rennen nicht zu Slicks abgefahren werden können. Und die Reifen sollen auch nicht schneller werden. Bei Michelin schiebt man sinkende Rundenzeiten im Rennen nicht auf die abgefahreneren Reifen, sondern auf ein ständiges sinkendes Fahrzeuggewicht durch geringere Mengen an Benzin im Tank.

Fakt ist aber auch, dass oftmals die Fahrer im Rennen und im Qualifying angefahrenen Michelin-Reifen verwenden. Und das ist der Knackpunkt für Ferraris Technischen Direktor Ross Brawn: "Die Michelin-Teams fahren schon am Freitag mit ihren Rennreifen, um diese anfahren zu können", so der Brite gegenüber den 'Motorsport news'. "Wir sind darüber alles andere als erfreut, dass unsere Gegner mit Reifen fahren, die 15 bis 20 Runden alt sind. Dadurch, dass sie sie anfahren, stabilisieren sie den Reifen und das entspricht wohl nicht dem Sinn des Reglements."

Noch hat Ferrari scheinbar nicht vor, Protest einzulegen, laut Brawn sei es eine Frage, wie weit Michelin in dieser Hinsicht gehe. Es gibt im Moment auch nicht genügend Hinweise darauf, dass die Michelin-Reifen tatsächlich schneller sind, wenn sie angefahren sind. Dass die Teams im Rennen angefahrene Reifen verwenden, könnte auch den Hintergrund haben, dass die Michelin-Reifen zunächst Grip haben, wenn sie neu sind, dann abbauen und sich nach einigen Runden wieder erholen. So kann man im Rennen dieses "Leistungstief" umgehen, was nicht illegal wäre.