Verstappen hadert mit Red Bulls Set-up: "Übers Ziel hinausgeschossen"

Großer Rückstand für Red Bull im zweiten Freitagstraining in Monaco: Warum Helmut Marko trotzdem Hoffnung hat und wie das Team nun den Turnaround angeht

(Motorsport-Total.com) - In Imola war Max Verstappen noch der große Sieger, am Monaco-Freitag landen der Niederländer und Red Bull aber auf dem Boden der Tatsachen: Nachdem Verstappen im ersten Training noch Zweiter hinter Charles Leclerc wird, reicht es in der zweiten Session nur zu Rang zehn - mit mehr als sieben Zehnteln Rückstand auf den Ferrari-Star.

Titel-Bild zur News: Max Verstappen und Red Bull gab das zweite Training in Monaco doch zu denken

Max Verstappen und Red Bull gab das zweite Training in Monaco doch zu denken Zoom

"Das erste Training war gut, da waren wir dabei", analysiert anschließend Red-Bull-Berater Helmut Marko im Gespräch mit Motorsport-Total.com: "Im zweiten Training haben wir aber Änderungen vorgenommen, die nicht das gebracht haben, was wir uns erhofft hatten", erklärt der Österreicher, dass man die Abstimmung nicht mehr so gut getroffen habe: "Viel Untersteuern, das passt nicht zu Max" - und auch nicht zur engen Strecke...

Der Weltmeister selbst erklärt mit Blick auf den Nachmittag im Fürstentum: "Wir haben dann am Set-up etwas ausprobiert, um zu sehen, wie weit wir die Balance pushen können - da sind wir wohl etwas über das Ziel hinausgeschossen", glaubt Verstappen: "Ich konnte die Kurven dann nicht mehr so attackieren, wie ich es wollte - dadurch verlierst du einfach viel Zeit, ohne dass eine vernünftige Rundenzeit rauskommt."

"Ferrari Favorit": Aber Red Bull traut sich McLaren zu!

Mit Blick auf das Kräfteverhältnis in Monaco sagt er: "Ich erwarte nicht, dass wir hier die Schnellsten sind, aber wir wollen natürlich näher dran sein als im zweiten Training. Ich bin aber zuversichtlich, dass wir uns noch deutlich steigern können."

Allerdings ist auch Verstappen aufgefallen: "Ferrari sieht extrem stark aus. McLaren ist auch nicht weit weg, aber wenn man die Pace bisher in dieser Saison betrachtet, hat Ferrari hier wohl einen großen Schritt gemacht."

In Imola noch der große Sieger, in Monaco mit viel Arbeit: Max Verstappen

In Imola noch der große Sieger, in Monaco mit viel Arbeit: Max Verstappen Zoom

Marko teilt die Einschätzung seines Schützlings: "Insgesamt ist Ferrari hier Favorit", glaubt der Österreicher: "Leclerc ist hier immer schnell. Und die Fahrzeughöhe, mit der sie normalerweise fahren, macht für sie hier nicht so viel Unterschied - sie sind meistens so unterwegs, das verschafft ihnen Vorteile", erklärt der Red-Bull-Berater mit Blick auf Ferraris "relativ weiches Set-up".

Doch auch Red Bull habe die Performance über die Randsteine "deutlich verbessert". Und auch aus zwei weiteren Beobachtungen schöpft Marko Hoffnung fürs Wochenende: "Positiv war der Longrun, eine 1:13,9 in der letzten Runde, das war sehr stark." Mit Blick auf den WM-Kampf fügt er außerdem hinzu: "Ich glaube, wir können vor McLaren stehen - das ist unser Ziel." Die Zuversicht im Duell mit dem Papaya-Team begründet Marko damit: "Weil wir wissen, wie viel Zeit wir durch das Untersteuern verlieren."


Das Team werde aus diesem Grund bei der Abstimmung "teilweise" zurück in Richtung des ersten Trainings gehen: "Ziel ist es, das Untersteuern zu eliminieren und das optimale Fenster zu treffen", so Marko, der dabei noch "durchaus Spielraum für Korrekturen" sieht: "Wie gesagt: Wir sind am Freitag oft nicht da, wo wir sein sollten."

Marko lobt Tsunoda: "Hier auch letztes Jahr schnell"

Bei Sky verrät der Red-Bull-Berater allerdings, was von den Ingenieuren nun gefragt ist, um bis zum Qualifying den Turnaround zu schaffen: "Wir müssen einen Kompromiss finden, der das Untersteuern beseitigt, aber nicht über das Ziel hinausschießt", fordert Marko, denn die Performance im zweiten Training habe gezeigt: "Wenn man zu weit geht oder das Fenster verlässt, ist man gleich wieder weg von der Pace."

Verstappen-Teamkollege Yuki Tsunoda, der zum Auftakt in Monaco noch etwas mit der Balance zu kämpfen hat und zudem vom Verkehr eingebremst wird, hat in der zweiten Session die gleichen Probleme wie sein Stallgefährte, ordnet sich aber immerhin direkt hinter Verstappen als Elfter ein, mit nur vier Tausendsteln Rückstand.

Verbremser bei Verstappen: Red Bull fühlt sich im Fürstentum noch nicht wohl

Verbremser bei Verstappen: Red Bull fühlt sich im Fürstentum noch nicht wohl Zoom

Von Marko gibt es dafür Lob: "Gut, keine Fehler. Er war hier auch letztes Jahr schnell im Racing Bull", erinnert sich der Österreicher und zeigt sich zufrieden: "Positiver Trend, er entwickelt sich weiter." Zumal Tsunoda auch in Monaco wieder mit einer älteren Spezifikation des RB21 unterwegs ist, "weil wir nicht genug Ersatzteile haben", wie Marko verrät.

Ob sich die Upgrades bei Nummer-1-Pilot Verstappen erneut so bezahlt machen, wie zuletzt beim Triumph in Imola, darüber rätselt indes vor dem Auftritt in Monte Carlo auch Teamchef Christian Horner: "Wie so oft ist es kein einzelner Faktor, keine Wunderlösung. Wir haben neue Teile gebracht, die funktioniert haben", erklärt er am Freitag im Fürstentum.

Dabei verrät der Brite die einfache Erfolgsformel, die Verstappen am vergangenen Wochenende so stark performen ließ: "Weniger Rutschen bedeutet weniger Reifentemperatur, das macht alles kontrollierbarer", sagt Horner: "Das Team hat tolle Arbeit geleistet, gute Komponenten gebracht, das Auto gut abgestimmt, das Maximum herausgeholt." Ob Letzteres in Monaco aber wiederholbar ist, das steht nach dem Freitag noch in den Sternen...

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