Verschärfte Flexi-Regeln ab Barcelona: Worum es genau geht
Erklärt: Welche Regeländerungen beim Formel-1-Rennwochenende in Spanien in Kraft treten und warum sie Einfluss auf das Kräfteverhältnis haben könnten
(Motorsport-Total.com) - Ab dem Grand Prix von Spanien an diesem Wochenende (alle Einheiten hier im Formel-1-Liveticker verfolgen!) verschärft die Formel 1 die Testvorgaben für die Frontflügel der Fahrzeuge. Ziel ist es, die zulässige Verformung dieser Bauteile unter Last weiter einzuschränken, um damit aerodynamische Tricks zu unterbinden, die zu weniger Luftwiderstand und mehr Höchstgeschwindigkeit führen können.

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Frontflügel am McLaren MCL39 von Oscar Piastri in Monaco 2025 Zoom
Konkret geht es um Artikel 3.15.4 des Technischen Reglements: Bisher durften sich die Klappenbereiche des Frontflügels unter einer vorgegebenen Last um maximal 15 Millimeter durchbiegen. Dieser Grenzwert wird nun auf zehn Millimeter reduziert.
Seit den 1990er-Jahren ist das Thema Aeroelastizität - also das gezielte Verbiegen von Karosseriebauteilen unter aerodynamischer Last - immer wieder ein Diskussionspunkt.
Da absolute Steifigkeit physikalisch unmöglich ist, nutzen viele Teams bewusst die Möglichkeit, bestimmte Komponenten so zu gestalten, dass sie sich unter Belastung in einem kontrollierten Maße verformen.
Moderne Werkstofftechnik erlaubt es mittlerweile, Kohlefaserlagen mithilfe von Finite-Elemente-Analysen so auszulegen, dass sie ein vorhersehbares Maß an Flexibilität aufweisen, ohne an Stabilität oder Gewicht einzubüßen.
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Da die technischen Regeln der aktuellen Fahrzeuggeneration mittlerweile stark ausgereizt sind, greifen viele Teams wieder zu solchen Tricks, was regelmäßig zu Eingriffen durch den Automobil-Weltverband (FIA) führt.
2024: Diskussionen um den McLaren-Heckflügel
So gab es im vergangenen Jahr etwa Diskussionen um den Heckflügel von McLaren, der sich laut Konkurrenten bei hohem Tempo so verformte, dass sich der Abstand zwischen den beiden Hauptebenen vergrößerte - was den Luftwiderstand reduziert und damit als eine Art "Mini-DRS" wirkte.
Die FIA reagierte mit neuen Parametern und Testmethoden, darunter hochauflösende Onboard-Kameras zur Überwachung der Flügel während der Trainings. Diese Tests wurden vor dem China-Grand-Prix 2025 nochmals verschärft, nachdem bereits beim Saisonauftakt in Australien Aufnahmen eines "flexenden" McLaren-Heckflügels aufgetaucht waren.
Warum es erst jetzt veränderte Regeln gibt
Nikolas Tombazis als Formelsport-Direktor im Weltverband hatte jedoch schon während der Vorsaisontests in Bahrain strengere Maßnahmen beschlossen und die neuen Vorgaben für die Frontflügeltests wurden bereits im Januar verabschiedet. Nun werden sie umgesetzt - damit die Teams bis jetzt Zeit für die technische Umsetzung hatten.

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Nikolas Tombazis Zoom
Es handelt sich dabei um einen hochkomplexen Bereich, bei dem Änderungen vom Entwurf bis zur Produktion mitunter lange Vorlaufzeiten benötigen. Einige Teams - allen voran Red Bull - hätten die Einführung der Tests lieber schon zum Großen Preis der Emilia-Romagna in Imola gesehen.
Die FIA aber meint: "Dieser gestufte Ansatz ermöglicht es den Teams, sich anzupassen, ohne bereits vorhandene Komponenten unnötig ausmustern zu müssen. Diese Anpassungen sollen unsere Möglichkeiten zur Überwachung und Durchsetzung der Vorschriften zur Karosserieflexibilität weiter verbessern und so faire und spannende Rennen sicherstellen."
Wie die Flexi-Tests genau aussehen
Eine Herausforderung bei den Tests besteht darin, dass die Flügelverformung im Fahrbetrieb nicht direkt messbar ist. Stattdessen wird eine statische Kraft - in diesem Fall 1.000 Newton - beidseitig auf den Frontflügel aufgebracht. Der unter Last stehende Bereich darf sich dabei nicht mehr als 10 Millimeter durchbiegen.
Zur Einordnung: Ein Newton entspricht der Kraft, die benötigt wird, um eine Masse von einem Kilogramm mit einem Meter pro Sekunde zum Quadrat zu beschleunigen.
Für die kleineren Flügelklappen am Heck gelten noch strengere Vorgaben: Sie werden mit 60 Newton belastet und dürfen sich an den äußeren Enden höchstens drei Millimeter verbiegen. Damit soll verhindert werden, dass übermäßige Flexibilität in den sogenannten "Fish Plates" (das sind Verbindungselemente zum Hauptflügel) eingebaut wird.
Und was ändert sich ab Barcelona?
Wie immer bei solchen Reglementänderungen wird intensiv spekuliert, welche Teams besonders betroffen sind und welche bisher am meisten profitiert haben könnten. Red Bull äußerte sich wiederholt kritisch gegenüber McLaren und unterstellte dem Team auffällige Flügelverformungen.
Da der McLaren MCL39 alle bisherigen Tests bestanden hatte, blieb Red Bull lediglich, entsprechendes Videomaterial in sozialen Medien zu teilen, um das Thema in der Öffentlichkeit zu halten.


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