• 27.02.2004 17:25

Vasselon: "Es gibt sehr wenige Nachteile"

Michelins Technischer Direktor Pascal Vasselon über den neuen Partner BAR-Honda und die Aussichten auf die Saison 2004

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Wir unterscheiden die jüngsten Entwicklungen von denen, die ihr im letzten Winter gemacht habt?"
Pascal Vasselon: "Dies ist die vierte Formel-1-Saison seit unserer Rückkehr und die Entwicklungsgeschwindigkeit war seit unserem Wiedereinstieg schnell und konstant. Wir haben von 2001 zu 2002 die gleichen Fortschritte erzielt, wie von 2002 zu 2003. Das hat sich auch im vergangenen Winter fortgesetzt. Ich glaube, dass unsere Fähigkeit, einein solchen konstanten Fortschritt zu erzielen, die Effektivität unserer Entwicklungsmethoden aufzeigt. Wir sind in der Lage, ständig neue Ideen zu erzeugen, die bei jeder Testsession streng bewertet werden."#w1#

Titel-Bild zur News: Michelin-Reifen

2.100 Pneus wird Michelin zu jedem Rennen der Saison 2004 bringen

Frage: "Was waren eure primären Ziele während der Winterpause?"
Vasselon: "Das ist ein zweistufiger Prozess gewesen. Der erste Schritt begann, nachdem die Saison 2003 beendet war. Wir haben nicht sofort auf der Strecke nach dem perfekten Reifen für Melbourne gesucht. Wir haben uns vielmehr auf ein paar Grundlagen konzentriert ? Konstruktionstechniken und Mischungen. Das hat uns geholfen, übergreifende Verbesserungen zu finden. Es kommt die Zeit in einem Jahr, in der wir verschiedene Dinge bewerten müssen ? und wenn die Teams Hybridversionen ihrer Chassis einsetzen, kann es schwierig werden, mit einer endgültigen Reifenspezifikation zu kommen. Wir vollziehen die letzten Anpassungen nicht, bis wir unsere Reifen mit einem neuen Chassis testen konnten. Diese Phase begann, als die Autos für 2004 vorgestellt wurden. Ab da begannen wir auszusortieren, welche Reifen in den ersten drei Rennen in Melbourne, Sepang und Bahrain einsetzen könnten, wobei die letzten beiden Kurse einige Gemeinsamkeiten haben."

Frage: "Welche wichtigen Änderungen bei der Reifenkonstruktion und -Mischung gab es für diese Saison?"
Vasselon: "Wir haben uns besonders darauf konzentriert, die Reifen für die Strecken einer Feineinstellung zu unterziehen, auf denen wir im letzten Jahr nicht im Stande waren, unsere Überlegenheit zu zeigen. Von den ersten Rennen war das in Melbourne und Imola der Fall, dort hatten wir nicht den Vorteil gegenüber unserem Konkurrenten, wie an anderen Orten. Diese beiden Strecken nennen wir "Vorderbegrenzung", weil sie die Effektivität der Vorderreifen in gewissen Belangen reduzieren können. Ich weiß, dass Melbourne mit den Plätzen eins, zwei und drei ein großartiges Ergebnis für uns war, aber unsere Analyse hat gezeigt, dass unser Reifenvorteil in Australien der geringste in der gesamten Saison war. Er lag bei etwa einer Zehntelsekunde. Auf anderen Strecken war der Abstand fast 1,3 Sekunden."

Frage: "Michelin arbeitet in dieser Saison mit BAR-Honda nun mit einem sechsten Partner zusammen. Ist das nun gut oder schlecht?"
Vasselon: "Es gibt sehr wenige Nachteile. Ein sechstes Team aufzunehmen, bedeutet natürlich eine größere logistische Komplexität und mehr Ressourcen, aber das Extra an Feedback, welches ein sechstes Team bringt, ist mehr als eine angemessene Entschädigung. BAR-Honda hat bereit bemerkenswert viele Daten für uns gesammelt, welche den Informationsfluss zu unseren Entwicklungsingenieuren beschleunigt hat ? das hat auch sicher gestellt, dass wir in die richtige Richtung arbeiten. Wir haben immer die Meinung vertreten, dass es nützlich ist, mit so vielen Partnern wie möglich zusammenzuarbeiten, und das hat sich bestätigt."

Frage: "Was denkst du über die neuen Reifenregeln?"
Vasselon: "Der einzige wirkliche Unterschied liegt darin, dass die Teams künftig ihre Reifen für das Rennen vor dem Freien Training am Samstag benennen müssen. Wir können vor der Entscheidung nur zwei Stunden fahren, bisher hatten wir den Luxus von zwei Tagen. Wir müssen die Daten vom Freitag genaustens durchgehen müssen, was natürlich eine weitere Herausforderung für uns ist. Infolgedessen wird es unser Ziel sein, einen Zusammenhang zwischen Streckenbedingungen am Freitag mit denen, die wir beim Rennen haben, auszuarbeiten, sodass wir das Risiko von Fehlern minimieren können. Diese Änderung bestraft uns jedoch nicht, denn die gleiche Regel gilt ja auch für alle anderen."

Frage: "Wie viele Reifen wird Michelin nach Melbourne bringen und welche Mischungen werden wahrscheinlich verwendet werden?"
Vasselon: "Wie im letzten Jahr, werden die Fahrer zehn Sätze Trockenreifen und sieben Sätze Regenreifen an einem Rennwochenende zur Verfügung haben. Zwei Mischungen von Trockenreifen stehen dabei jedem Team zu. Für Melbourne haben wir uns entschieden, mittelweiche Reifen unseres Sortiments zu liefern, und die Teams werden dann aus den von uns mitgebrachten fünf Mischungen zwei wählen können. Wir nehmen im Auftrag unserer Partner 2.100 Reifen zu jedem Rennen."

Frage: "Was sind eure Ziele für 2004?"
Vasselon: "Die gleichen wie 2003 und 2002 ? auch wenn hier 2001 herausfällt, weil es unsere Comeback-Saison war. Unsere Aufgabe ist es, unsere Partnerteams mit Reifen auszurüsten, mit denen man die Weltmeisterschaft gewinnen kann. Ich habe bewusst nicht gesagt: 'Reifen, die den Titel erringen können', weil es doch viele verschiedene Faktoren gibt, um die Meisterschaft zu gewinnen und darüber haben wir ja keine Kontrolle. Es wäre unrealistisch zu fordern, dass wir den Titel gewinnen werden, aber es ist korrekt zu sagen, dass wir Reifen liefern werden, die das können. Das werden wir versuchen."