BAR-Honda möchte in Australien auf das Podest
Jenson Button, Takuma Sato und das gesamte BAR-Honda-Team blicken nach den guten Wintertests optimistisch nach Australien
(Motorsport-Total.com) - Selten war die Stimmung im BAR-Team vor einem ersten Saisonrennen so optimistisch wie in diesem Jahr. Die Wintertestfahrten verliefen äußerst positiv, der neue BAR-006-Bolide zählte regelmäßig zu den schnellsten Fahrzeugen, doch eine Garantie, auch in Australien eine gute Leistung abzuliefern, ist dies nicht, denn die wahre Kräfteverteilung in der Formel 1 ist noch unbekannt.

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Das Trio Davidson, Button und Sato möchte in Melbourne brillieren
Dennoch erscheint die Lage bei BAR-Honda äußerst entspannt. In den Wintermonaten konnte die Mannschaft gut arbeiten, setzte bereits Ende des letzten Jahres erstmals den neuen Motor, der ein gesamtes Rennwochenende absolvieren muss, ein. Ruhe brachte wohl auch die Abwesenheit von Jacques Villeneuve in das Team. Die regelmäßigen Berichte über die angeblich zu Hohe Gage des Ex-Weltmeisters störten in den letzten Jahren die Stimmung im Team.#w1#
Die Saison 2004 soll die beste in der Teamgeschichte werden, was angesichts der Leistungen in den Vorjahren auch dringend nötig ist, um Honda von einem weiteren Grand-Prix-Engagement zu überzeugen. Neben der Ungewissheit über die eigene Leistungsfähigkeit, wird es in Australien auch eine andere große Neuerung geben.
Melbourne: Eine Reise ins Ungewisse
Die zweistündigen Testfahrten am Freitagmorgen entfallen, dafür haben die Teams, welche im Vorjahr im Endklassement auf den Plätzen fünf bis zehn rangierten, das Recht, ein drittes Auto am ersten Tag einzusetzen. Bei BAR-Honda wird Anthony Davidson die Gelegenheit haben, sich zu beweisen. Gleichzeitig obliegt ihm der Mammutanteil der Arbeit des ersten Tages, denn Takuma Sato und Jenson Button werden ihre Autos schonen.
Der Straßenkurs in Melbourne wird jedoch auch andere Überraschungen für die Teams parat haben. So werden die neuen Boliden wohl zum ersten Mal mit wirklich hohen Temperaturen konfrontiert werden. Darauf konnten sich alle nur in der Theorie vorbereiten. Dennoch ist der Stadtkurs in Melbourne bei den Fahrern sehr beliebt.
Jenson Button peilt Podestplatz an
"Ich kann den Beginn der Saison kaum mehr erwarten", erklärte Jenson Button. "Wir möchten von Anfang an stark sein, und wenn wir im ersten Rennen schnell sein können, dann wird dies unserer Zuversicht helfen und uns noch mehr antreiben. Während der Wintertests war das Auto sehr stark und ich erwarte, dass wir konkurrenzfähig sind und um Podiumsplätze kämpfen können. Ich habe beim Australien-Grand-Prix noch nie einen Punkt geholt, es wäre also sehr schön, die Saison mit Punkten zu beginnen."
"Ich liebe Melbourne, und ich denke, dass es der perfekte Ort ist, um die Saison zu beginnen", fuhr der 24-Jährige fort. "Es ist eine fantastische Stadt mit einigen großartigen Restaurants. Die Strecke hat viele Geraden und Schikanen. Es gibt nicht viele schnelle Kurven, ab das Rennfahren macht dort Spaß. Das Qualifying im letzten Jahr war gut. Im Training sind wir nur wenige Runden gefahren, aber das Ergebnis hat gestimmt. Bisher war das letzte Jahr wohl auch mein bestes."
Für Button, der im letzten Jahr mit Rang zehn keine Punkte in Melbourne holen konnte, war Melbourne auch der Schauplatz seines ersten Formel-1-Rennens. "Ich erinnere mich noch, wie ich 2000 zum ersten Mal auf dem Kurs fuhr. Ich fuhr hinter Michel (Schumacher) aus den Boxen. Es war ziemlich seltsam. Ich war gerade 20 Jahre alt geworden und absolvierte mein erstes Formel-1-Rennen und fuhr direkt hinter Michael hinaus. Es war ziemlich cool. Das war mein bisher bestes Gefühl dort, ich bin gespannt, was in diesem Jahr passiert."
Takuma Sato ist vor dem ersten Rennen "aufgeregt"
Takuma Satos Erinnerungen an seinen ersten Auftritt in Melbourne fallen dagegen nicht so gut aus. Der Japaner schaute auf dem Weg nach "down under" schnell in seiner Heimat Japan vorbei. "In Melbourne bin ich bisher ein Mal gefahren ? es war mein Debütrennen ? aber ich hatte ein technisches Problem im Qualifying. Es war dennoch der perfekte Ort, meinen ersten Grand Prix zu bestreiten, und es ist das perfekte Rennen, eine Saison zu beginnen."
"Wir haben den ganzen Winter über hart gearbeitet und konnten einige gute Testresultate erzielen", fuhr der Japaner fort. "Ich freue mich auf das erste Rennen im neuen Auto. In Melbourne kann viel geschehen, jeder hat eine Chance. Hoffentlich werden wir von Anfang an stark sein ? ich bin aber davon überzeugt und optimistisch. Wenn ich einen Blick auf die Testergebnisse und den Fortschritt werfe, dann sollten wir in einer besseren Position als zuvor sein. Ich bin vor dem ersten Rennen der Saison wirklich aufgeregt."
"Ich bin sicher, dass viele Leute glauben, die stressigste Zeit des Jahres wären die Sommermonate, wenn sie die Rennen sehen", erklärte Teamchef David Richards. "Die Realität ist aber, dass sehr viel harte Arbeit im Werk und an den Teststrecken in den Wintermonaten verrichtet wird. Wir haben unser neues Auto, den BAR-Honda 006, ausgiebig getestet und am nächsten Wochenende wird es in Melbourne das erste Rennen bestreiten."
Auch David Richards erwartet eine starke Leistung
"Das letzte Rennen der Saison 2003 war sicher ein Glanzlicht und eine große Leistung vom gesamten Team", fuhr der Brite fort. "Wenn man sieht, wie gut Jenson und Takuma seitdem weiter zusammengearbeitet haben, dann habe ich wenig Zweifel daran, dass wir eine schlagkräftige Kombination haben. Wenn wir unsere Leistungen aus den Testfahrten bestätigen können, dann haben beide Fahrer eine realistische Chance, im Albert Park auf das Podest zu fahren."
Auch BAR-Hondas Technischer Direktor Geoffrey Willis ist zuversichtlich. "Melbourne ist ein großartiger Ort, um die Saison 2004 zu beginnen, nachdem es bei den Wintertests meist kalt und feucht war. Der Kurs im Albert Park ist für die Fahrer oder das Auto nicht besonders fordernd, auch wenn der Bremsenverschleiß hoch ist und es Kühlprobleme geben kann, weil das Herbstlaub die Kühleinlässe verstopfen kann."
Zuverlässigkeit genießt oberste Priorität
"Nach den sehr umfangreichen Testfahrten vor der Saison sind wir sehr zuversichtlich, was die Leistungsfähigkeit und die Zuverlässigkeit des neuen Autos anbelangt", fuhr Willis fort. "Wir haben mit Sicherheit das Potential, hier gut auszusehen. Die Aufgabe des Teams ist es, dieses Potenzial zu erkennen und beide Autos in den Punkterängen ins Ziel zu bringen."
"Es wird auch das erste Rennen mit der Ein-Motoren-Regel sein, daher wird die Zuverlässigkeit bei jedem ganz oben stehen. Die meisten Teams werden am Freitag wohl auch wenig fahren. BAR hat den Vorteil, am Freitag mit Anthony Davidson ein drittes Auto einsetzen zu können. Die Ingenieure und Fahrer werden diese Extrainformation für die Reifenwahl maximieren müssen."
Honda war in den letzten Jahren das Sorgenkind des Teams, doch die Japaner scheinen für 2004 einen großen Schritt nach vorn gemacht zu haben. "Wir haben große Anstrengungen in das Design, die Entwicklung und das Testen des neuen Motors, aber auch in die gemeinsame Entwicklungsarbeit mit BAR, investiert", erklärte Hondas Chefingenieur Shuhei Nakamoto. "Wir freuen uns nun darauf zu sehen, wo genau wir im Vergleich zu den anderen stehen, wenn es darauf ankommt. Die Aufregung vor dem Saisonstart ist immer ein spezielles Gefühl, ich kann es kaum erwarten, dass das Rennwochenende beginnt."

