Jaguar: Keine Illusionen
Das Jaguar-Team ist überzeugt, dass der neue R5 ein Schritt in die richtige Richtung ist, doch man gibt sich keinen Illusionen hin
(Motorsport-Total.com) - Für das Jaguar-Team steht eine entscheidende Saison vor der Tür. Sollten die "grünen Raubkatzen" den Aufwärtstrend des letzten Jahres fortsetzen können, so wäre das Formel-1-Projekt im Ford-Konzern wohl auf sichere Beine gestellt. Andernfalls könnte sich der Mutterkonzern ein weiteres Werksengagement nochmals überlegen.

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Christian Klien muss sich in Melbourne erstmals gegen Mark Webber behaupten
Die Testfahrten der letzten Wochen gaben zudem wenig Aufschluss über die mögliche Leistungsfähigkeit des neuen Jaguar R5. Zwar konnte man zuletzt in Valencia mit sehr guten Zeiten brillieren, doch einige "Kinderkrankheiten" am neuen Boliden trübten das Bild der Vorbereitungen. Dennoch konnten Mark Webber, Formel-1-Neuling Christian Klien und der amtierende Formel-3000-Meister Björn Wirdheim fast 8.000 Kilometer im R5 abspulen.#w1#
Während Klien in Australien als Formel-1-Neuling unter besonderer Beobachtung stehen wird, wird Mark Webber bei seinem Heim-Rennen wieder im Fokus der australischen Medien stehen. Für Björn Wirdheim wird sich am Freitag als dritter Fahrer zudem die Gelegenheit ergeben, sich vor der versammelten Formel-1-Elite zu beweisen.
Webber möchte schon früh in der Saison überzeugen
"Die Wintertestfahrten waren für uns sehr produktiv für uns und wir haben viel über den Jaguar R5 gelernt", erklärte Mark Webber. "Die Balance und das Handling sind sehr gut, und ich bin besonders mit den erzielten Fortschritten bei diesem Auto zufrieden. Unser Ziel für diese Saison ist es, die voranschreitenden Verbesserungen des Autos zu demonstrieren. Ich war nie enger in das Team eingebunden und wir arbeiten hart zusammen, um bereits früh in der Saison das Beste aus dem Auto herauszuholen."
"Die Zuverlässigkeit wird in Melbourne besonders entscheidend sein", ist der Australier überzeugt. "Es ist ein hartes Rennen, und mit der Ein-Motoren-Regel wird die Zuverlässigkeit der Schlüssel sein. Das Team in Milton Keynes und unsere Schwesterfirmen Cosworth und Pi Research haben ohne Unterlass gearbeitet, um einen Fortschritt auf allen Gebieten zu erzielen. Ich freue ich darauf, mit Wut im Bauch wieder auf die Strecke gehen und Rennen fahren zu können."
"Melbourne ist für mich natürlich ein spezielles Rennen, und in Bezug auf die Atmosphäre ist es unschlagbar, auch wenn dies meine Aktivitäten abseits der Strecke etwas hektisch werden lässt", freut sich Webber auf sein Heimrennen. "Die Fans sind fantastisch. Ich werde in den kommenden Wochen an vielen Veranstaltungen teilnehmen, bei denen ich sie treffen kann. Ich werde in dieser Woche in Sydney ankommen und ein paar Termine für die Presse und die Sponsoren absolvieren, ehe ich in Richtung Albert Park aufbreche. Ohne Zweifel werden es ein paar fantastische Tage werden."
Christian Klien hat noch lange nicht ausgelernt
Für den zweiten Jaguar-Piloten, Christian Klien, wird das Rennen in Australien eine neue Erfahrung werden, denn immerhin wird es sein erster Formel-1-Grand-Prix sein. Entsprechend aufgeregt ist der Österreicher. "Ich bin unglaublich aufgeregt und ich kann die gemischten Gefühle einfach nicht beschreiben. Ich genieße meine Zeit mit dem Team und ich bin zufrieden mit den Fortschritten, die ich mit dem Team erreicht habe, sowohl auf dem persönlichen wie auch dem technischen Gebiet."
"Viele reden über die neuen Regeln, da für mich aber ohnehin alles neu ist, wird das keinen Unterschied machen", so der Österreicher über die Vorteile eines Formel-1-Neulings. "Die Testzeit war für mich unheimlich wertvoll, gerade beim Verständnis der Reifen und des Limits. Darüber hinaus war ich sehr überrascht, welchen ständigen Beitrag die Ingenieure beim Testen liefern ? für mich war das eine richtige Ausbildung."
Die Testfahrten waren für Klien die einzige wirkliche Möglichkeit, sich auf die Anforderungen der Formel 1 vorzubereiten, "auch von den Simulationen her", wie er betonte. "Ich habe Longruns simuliert, Qualifyingrunden und Starts, dabei habe ich als Vorbereitung auf die Saison die Gänge manuell gewechselt. Die Lernkurve war in einigen Bereichen senkrecht, und das wird wohl so weitergehen, wenn man bedenkt, dass ich die wenigsten Strecken kenne."
"Von allen 18 Strecken im Formel-1-Kalender bin ich bisher nur auf sieben gefahren", erklärte Klien. "Der Freitagmorgen wird bei den Rennen für mich besonders wichtig sein, weil ich mich dann eingewöhnen muss. Auch wenn Computerspiele eine Hilfe sind, für die Wirklichkeit sind sie kein Ersatz. In einer Woche wird es soweit sein, und nach so vielen Jahren, in denen ich auf dieses Ziel hingearbeitet habe, kann ich es kaum erwarten, zu starten."
Björn Wirdheim fühlt sich bei Jaguar bereits wohl
Nur am Freitag wird Björn Wirdheim unter Beobachtung stehen. Der Schwede darf bei Jagaur das dritte Auto fahren. Ihm wird also ein Großteil der Reifenarbeit am ersten Tag des Rennwochenendes zufallen. "Auch wenn ich erst seit der letzten Woche zum Team gehöre, so habe ich das Gefühl, ich wäre schon viel länger hier", erklärte er. "Ich habe mich wirklich eingewöhnt und ich bin froh, dass hier eine gute Gruppe von Jungs arbeitet."
"Ich bin in dieser Woche in Silverstone mit Mark Webber den letzten Shakedown gefahren", fuhr Wirdheim fort. "Wir sind fast 400 Kilometer mit einem R5 gefahren. Ich freue mich wirklich darauf, am Freitag zu fahren, und ich werde mich Sicherheit alles tun, was ich kann, um am Wochenende vom Team zu lernen, damit ich bald ein wertvolles Rückgrat für Informationen und Feedback für Mark, Christian und das gesamte Team sein kann." Von Wirdheims Aussagen hängt vor allem die Reifenwahl ab, der Schwede glaubt aber, dass er eine große Hilfe sein kann. "Immerhin bin ich auf zwölf der 18 Kurse bereits gefahren."
Gillan: Die Zuverlässigkeit ist der Schlüssel zum Erfolg
"Melbourne ist für alle Teams eine aufregende Strecke, wir sind da keine Ausnahme", erklärte Jaguars Entwicklungschef Mark Gillan. "Es wird unsere erste Gelegenheit sein, die Autos ernsthaft fahren zu lassen und erst dann werden wir sehen, wo wir im Vergleich zur Konkurrenz stehen. Die Strecke verlangt nach viel Abtrieb und die vielen Kurven können die Bremsen ganz schön fordern. Die Geschwindigkeiten auf diesem Kurs sind nicht unbedingt die höchsten des Jahres, aber man muss viel Bremsen und Beschleunigen, was dennoch einen Durchschnitt von etwa 218 km/h erzeugt."
"Die neue Motorenregel wird es den Teams in den ersten Rennen schwieriger machen, weil wir erst die Zuverlässigkeit aufbauen müssen", so Gillan weiter. "Für uns wird das der Schlüssel in den ersten Rennen sein, und wir werden versuchen, das Beste aus den sich ergebenden Möglichkeiten zu machen. Wir haben eng mit Cosworth und Michelin zusammengearbeitet, und es freut mich zu sagen, dass wir nun wirklich als Team fungieren."
"Mit Mark und Christian hinter den Steuern freue mich wirklich darauf, die Ergebnisse unserer harten Arbeit der Testsaison im Winter zu sehen. Unser neuer Fahrer Björn Wirdheim wird bei den Tests am Freitag ebenfalls enorm wichtig sein, weil er uns wichtige Daten und Feedback für die Vorbereitung auf das Rennwochenende liefern wird."
David Pitchforth bleibt auf dem Boden
Jaguars Manager David Pitchforth hofft, dass das Jaguar-Team in der Saison 2004 eine weitere Stufe der Erfolgsleiter erklimmen kann. "Wir haben im Winter unermüdlich gearbeitet, um sicherzustellen, dass wir so gut vorbereitet wie es geht in Melbourne ankommen. Wir sind fast 8.000 Kilometer gefahren und konnten daher mehr über unser Paket lernen. Auch unser neuer Fahrer Christian Klien konnte ein Gefühl für das Auto und das Team bekommen."
"Ich bin auch froh, dass uns Björn Wirdheim am Freitag in Melbourne zur Verfügung stehen wird", fuhr er fort. "Sein Feedback wird für unsere Partner, Michelin und Cosworth, und uns sehr wichtig sein. Wir freuen uns darauf, in diesem Jahr auf der Strecke weitere Fortschritte zu erzielen, aber wir machen uns keine Illusionen. Der Wettbewerb ist so eng wie immer und ich weiß, dass wir weitere Schritte machen müssen, wenn wir zum Saisonende einen Unterschied sehen wollen. 2003 haben wir unser Ziel, uns Respekt zu verschaffen, erreicht und nun wollen wir dieses Moment mitnehmen, um eine weitere Entwicklung mit dem R5 zu erreichen."

