• 26.03.2010 13:40

  • von Roman Wittemeier

Überholproblem: Teamchefs fordern mehr Geduld

Aus Sicht vieler Teamchefs war der Saisonauftakt in Bahrain möglicherweise eine Eintagsfliege: Mehr Action und Überholen in Melbourne?

(Motorsport-Total.com) - Der Ruf nach mehr Spektakel in der Formel 1 ist nach dem langweiligen Saisonauftakt in Bahrain aktuell sehr laut. Doch viele Insider warnen vor Kurzschlussreaktionen. Man müsse Geduld aufbringen und zunächst weitere Rennen abwarten, bevor über mögliche Maßnahmen gesprochen werden könne, lautet der Tenor. "Ich hatte darauf gehofft, dass die letzten 16 oder 17 Runden langweilig werden könnten. Aber leider hat uns das technische Problem einen Strich durch diese Rechnung gemacht", sagt Red-Bull-Teamchefs Christian Horner rückblickend.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton, Vitaly Petrov

Abwarten und Formel 1 schauen: Wird es in Melbourne mehr Action geben?

Für das österreichische Team brachte der Zündkerzendefekt am führenden Vettel-Fahrzeug ausreichend Nervenkitzel. "Sebastian war klar, dass die Ferraris kaum an ihm vorbeikommen könnten. Er hat also auf die Reifen geachtet und hätte für den Fall der Fälle jederzeit noch etwas in der Hinterhand gehabt", sagt Horner. "Letztlich haben wir nicht erleben dürfen, wie sehr Alonso in den letzten Runden attackiert hätte. Wer weiß, wie dieses Duell ausgegangen wäre?"#w1#

"Ich stimme Christian voll zu", sagt Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali. "Wir hätten sicherlich attackiert. Aber was dabei herausgekommen wäre, das wissen wir nicht. Wir sollten vielleicht ohnehin die positiven Seiten in den Fokus rücken. Es ist doch toll, dass die Teams offenbar erneut recht eng beisammen sind. Viele Piloten können in diesem Jahr Weltmeister werden. Das sollte man in der Formel 1 nun entsprechend darstellen."

"Wir sollten nicht die negativen Aspekte in den Vordergrund rücken. Es gab auch in der Vergangenheit sehr, sehr langweilige Rennen. Bei allem Respekt vor Ross (Brawn; Anm. d. Red.): Aus unserer Sicht waren die ersten Rennen der vergangenen Saison unglaublich langweilig", sagt Domenicali mit einem Lächeln. Zum Saisonstart hatte Jenson Button im Brawn die Szene dermaßen beherrscht, sodass an der Spitze jedenfalls nicht allzu viel Spannung aufgekommen war.

"Wir wollen keine künstlichen Eingriffe in die Weltmeisterschaft" Stefano Domenicali

Der Ferrari-Teamchef warnt erneut vor schnellen Eingriffen ins Reglement. "Wir müssen das rational angehen", so der Italiener. Man werde das Problem nicht totschweigen, sondern offen diskutieren. Bei einem Treffen am Rande des Rennens in Malaysia will man gemeinsam eine erste Bilanz ziehen. Nach nur einem einzigen Rennen sei dies ohnehin viel zu früh. "Wir wollen keine künstlichen Eingriffe in die Weltmeisterschaft", sagt Domenicali ganz deutlich.

"Eines ist doch offensichtlich: Die Autos sind dermaßen effizient, sodass es einem Piloten schwerfällt, ein langsameres Auto zu überholen", erklärt der Italiener. Diese Tatsache müsse man verstehen, analysieren und dann auf Grundlage der Erkenntnisse eventuell Maßnahmen ergreifen. Schon zu oft habe es in der Formel 1 vorschnelle Entscheidungen gegeben, mahnt der Italiener. "Wer weiß? Vielleicht erleben wir hier ein sehr spannendes Rennen und das Thema ist ganz schnell wieder vom Tisch."

"Wenn wir etwas ändern, dann kann der Schuss auch nach hinten losgehen" Ross Brawn

"Wenn wir etwas ändern, dann kann der Schuss auch nach hinten losgehen", sagt Brawn und stimmt seinen Kollegen zu. "Es gibt einfach auch einige Strecken, die traditionell kaum Überholmanöver bringen. Bahrain gehört dazu, denn dort ist Überholen immer schwierig. Wir sollten abwarten und uns noch mehr Eindrücke verschaffen." Aus Sicht des Mercedes-Teamchefs sei vor allem im Bereich Strategie in diesem Jahr zu wenig möglich.

Genau dieser Mangel an Spielraum wurde Mark Webber in Bahrain zum Verhängnis. Nach einem schwierigen Qualifying kam der Australier im Bahrain-Rennen nicht voran. "Mark hatte ein schwieriges Rennen. Nach seinem nicht ganz optimalen Qualifying durfte er die ganze Zeit in das Getriebe eines Mercedes oder McLaren blicken", erklärt Red-Bull-Teamchef Horner. So etwas sei allerdings nicht neu: "Mark hatte im vergangenen Jahr eine ähnliche Situation, als er lange Zeit hinter Nelson Piquet festhing."

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