• 15.11.2013 04:38

  • von Christian Nimmervoll & Dominik Sharaf

Turbomäßiges Rätselraten: Kampf auf den letzten Tropfen?

Adrian Sutil und Sebastian Vettel sind nicht sicher, was die neue Motorengeneration bringt - Eklatante Unterschiede bei Simulatoren: "Ein Playstation-Lenkrad"

(Motorsport-Total.com) - Die im Jahr 2014 beginnende Turbo-Ära ist selbst für Szenekenner eine Gleichung mit vielen Unbekannten. Auch den Formel-1-Piloten steht so manches Fragezeichen ins Gesicht geschrieben, wenn es um die Einführung von V6-Aggregaten und wesentlich mehr Hybridenergie geht. Adrian Sutil glaubt jedenfalls, dass das ökonomische Fahren ein Schlüssel zum Erfolg sein wird. "Benzin sparen wird sehr wichtig. Die Rennen werden sicher eher langstreckenmäßig", vermutet der Force-India-Pilot.

Titel-Bild zur News: Red-Bull-Simulator

Red-Bull-Simulator in Milton Keynes: Technik vom Feinsten Zoom

Auch Sebastian Vettel mutmaßt, dass sich die Nadel der Tankanzeige besonderer Aufmerksamkeit erfreuen wird: "Am Sonntag mit nur 100 Kilogramm Treibstoff über die Distanz zu kommen, könnte schwierig werden. Mal abwarten", blickt der Weltmeister voraus und fragt sich sogar, "wie sich die Rennen dann überhaupt darstellen". Bei so viel Innovationen am Antriebsstrang scheint klar, dass allen voran am Saisonbeginn die Zuverlässigkeit leiden wird. Sutil erkennt darin nach eigener Aussage "Chance und Risiko".

Der Gräfelfinger kann sich vorstellen, dass faustdicke Überraschungen möglich sind: "Man wird mal wieder Probleme mit den Motoren haben. Es wird den einen mal ganz nach vorne und ein Topteam mal ganz nach hinten spülen." Für seine Truppe, die auf das hoch gewettete Mercedes-Triebwerk samt Getriebe vertraut, wäre das eine goldene Gelegenheit, endlich für den ersten Grand-Prix-Sieg zu sorgen - zumindest in den ersten Rennen: "Am Ende wird sich alles beruhigen. Am Anfang sind da große Chancen auf Einzelresultate", so Sutil.

Immer die Großen?

Vettel erstickt diese vage Hoffnung im Keim: "Die großen Teams werden wieder vorne sein", glaubt der Heppenheimer und meint damit natürlich auch seine Red-Bull-Equipe, die er noch nicht zum Klassenprimus ausloben will. "In welcher Reihenfolge, das wird sich zeigen. Es kann sein, dass die Abstände deutlich größer werden", erklärt Vettel. Sutil will derweil an seinem Fahrstil feilen: "Doppelte KERS-Energie - das ist ziemlich einfach zu bedienen. Vielleicht kann man im Qualifying normal fahren, aber im Rennen muss man den Fahrstil extrem ändern."

Im hauseigenen Simulator wird der 30-Jährige das kaum üben können, schließlich hat Force India hier einen eklatanten Rückstand zu beklagen. So hat die Truppe das ausgebaute KERS noch nicht virtuell ausprobiert: "Irgendwie war noch zu viel mit den Autos für dieses Jahr zu tun", merkt Sutil an, kennt aber auch die Grenzen der Technik: "Der ist nicht so fortgeschritten, als dass wir viele Informationen erhalten." Lieber hofft er auf reale Fahrtkilometer, die beim Team im Dezember und Januar auf dem Programm stehen.


Renault präsentiert Turbomotoren für 2014

Playstation versus NASA

Bei McLaren allerdings ist eine andere Herangehensweise Trumpf, schließlich hängt in Woking der modernste und fortschrittlichste Simulator der Königsklasse am Stromnetz. Teams mieten sich gerne ein: "Man fängt an mit einem Playstation-Lenkrad und entwickelt es nach oben. Das hat McLaren sehr früh gemacht, seit zwölf oder 15 Jahren", schwärmt Sutil. "Deswegen ist er so gut. Sie haben einfach einen Vorsprung von zehn Jahren, das zahlt sich aus. Das zu toppen braucht sehr viel Geld." Und das hat Force India nicht.

Adrian Sutil

Adrian Sutil will sich mit Neuerungen auf der Strecke vertraut machen Zoom

Deshalb kocht man auf Sparflamme: "Unser Simulator ist besser als nichts, aber nicht so fortgeschritten", bedauert Sutil. "Die Plattform, wie der Simulator sich bewegt, die Sitzposition - es ist noch kein Cockpit eines Formel-1-Autos da, sondern einfach nur ein Sitz. Auch das Gefühl, das man mitbekommt, ist nicht das, wie sich ein Auto verhält", beschreibt er die Light-Variante, die höchstens zum Lernen von Strecken taugt. "Richtig interessant wird es, wenn man auch das Setup machen und Teile testen kann. Wenn man sagen kann: 'Es ist wie in der Realität.'"