Button skeptisch: "Jetzt arbeite ich mit Kevin Magnussen..."

Jenson Button äußert Zweifel an der McLaren-Entscheidung, für 2014 auf Rookie Kevin Magnussen zu setzen anstatt am erfahreneren Sergio Perez festzuhalten

(Motorsport-Total.com) - Nachdem noch im Spätsommer alles daraufhin deutete, dass McLaren auch die Saison 2014 mit der Fahrerpaarung Jenson Button und Sergio Perez unter die Räder nehmen wird, kamen in den vergangenen Wochen verstärkt Hinweise ans Tageslicht, dass es kurz vor der Winterpause doch noch eine Veränderung geben könnte.

Titel-Bild zur News: Jenson Button

Jenson Button muss sich an die neuen Vorzeichen bei McLaren noch gewöhnen Zoom

So kam es dann auch. Perez bestätigte am Mittwoch in einem via Twitter in die Welt versendeten Brief, dass seine Zeit bei McLaren nach nur einer Saison zu Ende geht. Keine 24 Stunden später verkündete das im britischen Woking beheimatete Team, was im Grunde keine Überraschung mehr war: Kevin Magnussen tritt die Nachfolge des Mexikaners an und nimmt im März 2014 in Melbourne als Teamkollege von Button seine erste Formel-1-Saison unter die Räder.

Teamleader Button zeigt sich von dieser Entscheidung sichtlich überrascht. "Ich denke angesichts der neuen Regeln, die im kommenden Jahr greifen, würden wir uns alle einen erfahrenen Teamkollegen wünschen. Kevin besitzt diese nicht", stellt der Brite in Bezug auf den Rookie-Status des 21-jährigen Dänen, der vor wenigen Wochen den Titel in der Formel Renault 3.5 fixierte, heraus.

Anschließend versucht Button die Kurve zu kriegen, indem er anmerkt: "Wenn man sich seinen Karriereweg in den unteren Klassen vor Augen führt und weiß, welche Erfahrung er in unserem Team bereits gesammelt hat, dann ist das positiv." Magnussen gehört dem McLaren-Nachwuchsprogramm an und wusste bei den Young-Driver-Tests in Abu Dhabi 2012 und Silverstone 2013 zu überzeugen. Der starke Eindruck bei den Testfahrten war nicht zuletzt einer der Gründe, warum man sich für die Risiko-Variante entschied.

Erfahrungsrückstand gerade 2014 ein großer Nachteil

Ungeachtet dessen macht Button kein Hehl daraus, dass er lieber ein weiteres Jahr mit Perez zusammengearbeitet hätte, als im ersten Jahr der neuen Turbo-Ära einen Rookie als Teamkollegen zu haben. Im Jahresverlauf brachte der Brite mehrfach seine Hoffnung zum Ausdruck, Perez auch 2014 an seiner Seite zu wissen. "Ich habe das gesagt, weil es meiner Meinung nach das Richtige gewesen wäre", unterstreicht der Weltmeister von 2009 am Tag nach der Magnussen-Bekanntgabe und begründet: "Wie schon gesagt: Erfahrung wird im nächsten Jahr eine große Rolle spielen. Doch das Team denkt offensichtlich, dass Kevin und ich die beste Besetzung für das neue Jahr sind."

"Erfahrung wird im nächsten Jahr eine große Rolle spielen. Doch das Team denkt offensichtlich, dass Kevin und ich die beste Besetzung sind." Jenson Button

"Das Gute ist, dass wir einen Simulator haben. Ich bin mir sicher, dass Kevin jeden Tag in der Fabrik nutzen wird, um zu lernen, wie ein großes Team funktioniert", so Button, der sich nicht nur angesichts des späten Zeitpunks über den Perez-Rauswurf wundert: "Bezüglich der Gründe muss man Martin (McLaren-Teamchef Whitmarsh; Anm. d. Red.) fragen. Es ist nicht an mir zu entscheiden, wer mein Teamkollege ist."

Perez' Dankesbrief in Richtung McLaren hat Button "natürlich gelesen und ich habe auch mit ihm darüber gesprochen", wie er betont. Für die Zukunft drückt er seinem Noch-Teamkollegen aus Mexiko die Daumen: "Es war für uns beide und für das gesamte Team ein sehr schwieriges Jahr. Hoffentlich findet er ein gutes Cockpit für die neue Saison."


Fotostrecke: Magnussen - Kleiner Däne ganz groß

Anders als Lewis Hamilton vor Jahresfrist weiß Perez noch nicht, ob und wenn ja, wo er für die kommende Saison ein Cockpit findet. Button vergleicht den freiwilligen McLaren-Abschied von Hamilton mit dem unfreiwilligen von Perez: "Grundsätzlich ist es immer schade, einen Teamkollegen gehen zu sehen. Man hat sich aneinander gewöhnt und kennt die Arbeitsweise des anderen. Doch wie ich schon am Ende der vergangenen Saison, als Lewis uns verließ, betont habe: Die Dinge ändern sich und man lernt sich anzupassen. Jetzt arbeite ich im kommenden Jahr eben mit Kevin Magnussen zusammen."

Ist Mangussen schon reif für ein Topteam?

Das bedeutet auch, dass die Entwicklungsarbeit des neuen McLaren auf Buttons Schultern lasten wird. Sieht der Routinier diesen Umstand positiv oder negativ? "Das gefällt mir, denn so kann man das Team in die gewünschte Richtung dirigieren", sagt der 33-Jährige, unterstreicht aber erneut: "Grundsätzlich ist es für die Weiterentwicklung natürlich besser, wenn man zwei erfahrene Fahrer hat."

Noch hat der junge Magnussen, dessen Vater Jan sein Grand-Prix-Debüt ebenfalls für McLaren (beim Pazifik-Grand-Prix in Aida 1995 als Ersatz für den erkrankten Mika Häkkinen) gab, kein einziges Rennen in der Königsklasse bestritten. Button hofft, dass der 21-Jährige seinen bisherigen Werdegang fortsetzt und schnell lernen wird, ganz sicher ist er sich dabei aber nicht: "Kevins Feedback bei seinen wenigen Testrunden war sehr gut. Das Team vertraut seinen Rückmeldungen. Das ist sehr wichtig. Er wird schon bald mehr zum Fahren kommen und ich bin mir sicher, dass er sehr schnell lernen wird."

Kevin Magnussen

Wie einst der Vater: Kevin Magnussen gibt sein Grand-Prix-Debüt im McLaren-Cockpit Zoom

"Aber es ist natürlich ein großer Sprung, sofort bei einem Topteam zu beginnen. Das kann einer Karriere förderlich sein, es kann aber auch das Ende bedeuten. Es lastet also eine Menge Druck auf seinen Schultern. Wir werden sehen, ob er diesem Druck gewachsen ist. Anhand seiner bisherigen Karriere muss man davon ausgehen, dass er es schafft. Die Formel 1 ist aber nun mal eine ganz andere Hausnummer", weiß Button aus eigener Erfahrung: Sein erster Grand-Prix-Sieg glückte erst in Saison Nummer sieben im Regen von Budapest (für Honda). Die Anerkennung, die er heute genießt, brachte ihm erst der Titel drei Jahre nach dem ersten Sieg errungene WM-Titel (für Brawn).

Die Saison 2014 markiert für Button die 15. in der Formel 1 und die fünfte für McLaren. Aus seiner Skepsis über die Team-Entscheidung, Perez gegen Magnussen auszutauschen, macht der britische Ex-Weltmeister kein Hehl. So kommt er in seiner Vorausschau auf 2014 zum Schluss: "Hoffentlich können wir mit einer guten Plattform in die neue Saison starten und anschließend darauf aufbauen."

Werbung für Perez

Und wie geht es mit Buttons Noch-Teamkollege Perez weiter? "Zunächst einmal hoffe ich, dass er für die nächste Saison ein Cockpit findet. Es bleibt ja nicht mehr viel Zeit", sagt der Weltmeister von 2009, hofft für den Mexikaner aber, dass sich die Dinge nach der jüngsten Enttäuschung zum Positiven wenden: "Er ist zwar erst seit drei Jahren in der Formel 1 dabei, doch in einem Jahr bei McLaren lernt man unglaublich viel. Das hat man bei ihm im Saisonverlauf deutlich gemerkt. Er bringt also jede Menge Erfahrung mit. Ich hoffe, dass er ein konkurrenzfähiges Team findet, denn er selbst kann viel in die Waagschale werfen."

Jenson Button, Martin Whitmarsh, Sergio Perez

Button hätte gern weiter mit Perez gearbeitet, doch der Boss entschied anders Zoom

Auch wenn sich Button mit der Entscheidung pro Magnussen noch nicht so recht anfreunden kann, so steht eines für ihn zweifelsfrei fest: "Kevin kommt jedenfalls nicht mit dicker Brieftasche. Das ist also ganz sicher nicht der Grund, warum er den Platz erhalten hat. Wenn man sich die Geschichte von McLaren vor Augen führt, stellt man fest, dass sie stets nach den besten verfügbaren Fahrern Ausschau gehalten haben."

"Es ging und geht immer darum, den bestmöglichen Fahrer für die Gegenwart und die Zukunft zu verpflichten", weiß der Ex-Champion und führt an: "Entscheidend ist das Gesamtbild eines Rennfahrers: Tempo, Lernfähigkeit, Arbeit im Team, Erfahrung, Möglichkeit der Vermarktung und so weiter. Um in einem Topteam zu fahren, muss ein Fahrer viele Voraussetzungen erfüllen. Kevin bringt diese Voraussetzungen sicherlich mit."