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Magnussen: Die Spuren des Vaters als Mahnmal
Kevin Magnussens Vater galt einst als schlampiges Fahrgenie - Wieso die neue McLaren-Hoffnung das Talent, aber nicht den Lebenswandel geerbt haben dürfte
(Motorsport-Total.com) - McLaren setzt 2014 voll auf Risiko. Nach nur einer Saison muss sich Sergio Perez einen neuen Arbeitsplatz suchen und wird mit Kevin Magnussen durch einen 21-Jährigen ersetzt, der noch nie ein Formel-1-Rennen absolviert hat. Ungewöhnlich für ein Topteam, wie es McLaren trotz der schwachen Saison 2013 immer noch ist? Möglicherweise, doch die Truppe aus Woking war immer schon für überraschende Fahrerentscheidungen gut.
© xpbimages.com
Kevin Magnussen möchte sein Talent nicht so sehr verschwenden wie sein Vater Zoom
Man erinnere sich an das Jahr 2002, als man Kimi Räikkönen nach nur einer Saison bei Sauber und nach insgesamt nicht einmal 50 Autorennen nach Woking holte und mit dieser Entscheidung durchaus richtig lag. Oder an das Überraschungs-Engagement von Lewis Hamilton 2007, der in seiner ersten Saison bis zum letzten Grand Prix des Jahres auf Titelkurs war und den zweifachen Weltmeister Fernando Alonso auf Anhieb niederrang.
Der Magnussen-Plan
Gelingt McLaren eine ähnliche Sensation mit Magnussen, dann wäre das Team perfekt für die bevorstehende Honda-Ära aufgestellt. Der japanische Automobil-Hersteller steigt 2015 bei McLaren als Motorenlieferant ein und fordert von McLaren ein konkurrenzfähiges Fahrerduo - Tokio soll die treibende Kraft hinter Whitmarshs Bemühungen um Alonso sein.
Mit Jenson Button hat das Team einen verlässlichen Piloten in den eigenen Reihen, dem aber Kritiker den absoluten Speed absprechen. Da sich Perez nicht als schneller erwies, setzte man diesen vor die Türe. Magnussen wird enormes Talent nachgesagt, er soll zudem deutlich disziplinierter als sein Vater Jan Magnussen sein, der ebenfalls im McLaren-Nachwuchsprogramm groß wurde. Geht Whitmarshs Rechnung mit dem Renault-World-Series-Champion auf, dann könnte man sich immer noch zwischen Button und Alonso entscheiden - McLaren kann also eigentlich kaum verlieren.
Im Namen des Vaters? McLaren hofft das Gegenteil
Für Whitmarsh ist Magnussen alles andere als ein Unbekannter. 2010 holte man den damals 17-Jährigen in den Nachwuchskader. Mit dem jungen Dänen möchte man das erreichen, was mit dem Vater nicht gelang. "Er versteht glaube ich, dass sein Vater sein Potenzial nicht genutzt hat", meinte Whitmarsh einst gegenüber der 'BBC'. "Und auch Jan erkennt das Talent seines Sohnes und weiß nun, wenn er zurückblickt, dass mehr möglich gewesen wäre."
Der Vater bestätigte dies schon 2010 gegenüber der 'BBC': "Ich habe jetzt die Chance, einige der Fehler zu korrigieren, die ich damals gemacht habe. Es waren keine großen Fehler, aber viele kleine. Er ist ein anderer Mensch als ich - er ist viel professioneller." Die Alkoholeskapaden und der Nikotin-Konsum des schlampigen Genies, das gegen den Rat von Ron Dennis 1997 zu Stewart ging, sind berüchtigt - auch von Fitness-Training hielt Jan Magnussen eher wenig.
Nach Seriensiegen in den Nachwuchsklassen hatte er sich zu sehr auf sein Talent verlassen und fuhr in 25 Rennen nur einen WM-Punkt ein. "Nie hat jemand einen Menschen gesehen, der in der Formel 3 besser um eine Kurve fahren konnte", erinnert sich Alex Wurz gegenüber dem 'Sportmagazin' an den vermeintlichen Champion aus Dänemark. "In der Formel 1 aber ist er völlig untergegangen, da kommen so viele andere Skills dazu."
Kevin Magnussen nimmt Karriere ernst
Die soll allerdings der Filius haben: Kevin Magnussen deutet gegenüber 'Autosport' an, dass er die Formel 1 keinesfalls auf die leichte Schulter nimmt: "Da es heutzutage keine Testfahrten gibt, kann man für die Formel 1 gar nicht wirklich bereit sein. Unter den aktuellen Umständen bin ich aber so bereit, wie man nur sein kann."
Das sei aber vor seiner Erfolgssaison in der Renault-World-Series nicht der Fall gewesen: "Da hätte man nicht einmal darüber reden brauchen. Vielleicht wäre ich schnell genug gewesen, aber mental war ich nicht bereit - ich musste auch als Rennfahrer noch wachsen."
Halfen Whitmarshs mahnende Worte?
Inzwischen ist Magnussen deutlich konstanter geworden. Auch sein WSbR-Teamchef Jean-Paul Driot vom DAMS-Rennstall sieht beim Youngster die nötige Professionalität für die Königsklasse des Motorsports. "Kevin hat eine große Zukunft", schwärmt der Franzose gegenüber 'Autosport' vom Dänen. "Er ist mental sehr stark - das ist das Wichtigste. Er weiß, wie er mit der Aufmerksamkeit umzugehen hat. Er ist sehr fokussiert, und ich denke nicht, dass ihn die Formel 1 ablenken wird. Er ist so professionell, und arbeitet ständig an Details. Und seine größte Stärke ist meiner Meinung nach seine Fähigkeit, die besten drei Sektorzeiten in einer Runde und somit die beste Rundenzeit zu fahren."
Es dürfte sich also ausgezahlt haben, dass sich Whitmarsh den Rohdiamanten zur Brust nahm und ihm ins Gewissen redete. "Ich war ganz offen zu ihm, was das Talent seines Vaters angeht", bestätigt der McLaren-Teamchef gegenüber 'Autosport' die ernste Unterredung zwischen den beiden. "Ich habe ihm gesagt, dass es nicht reicht, der Schnellste zu sein. Man muss die Arbeit bewältigen, Meisterschaften gewinnen - und dieses Jahr hat er das vom ersten Rennen an bewiesen und großartige Arbeit geleistet."