• 24.03.2011 06:38

  • von Dieter Rencken

Trulli: "Wir liegen ein bisschen zurück"

Jarno Trulli spricht in seiner Medienrunde über den Stand der Dinge bei seinem Lotus-Team, die neuen Pirelli-Reifen und den verstellbaren Heckflügel

(Motorsport-Total.com) - Im vergangenen Jahr leistete Jarno Trulli bei Lotus wichtige Aufbauarbeit, in dieser Saison möchte der Italiener die ersten Früchte ernten: Das erklärte Ziel der Mannschaft um Teamchef Tony Fernandes ist es nämlich, ins Formel-1-Mittelfeld vorzustoßen und - bei Gelegenheit - auch die ersten WM-Punkte einzufahren. In seiner Medienrunde vor dem Saisonstart zeigt sich Trulli allerdings zurückhaltend. Sein Rennstall müsse erst noch einige Schwierigkeiten in den Griff bekommen, meint der 36-Jährige.

Titel-Bild zur News: Jarno Trulli

Jarno Trulli ist gespannt darauf, wie sich die Saison mit den Neuerungen gestaltet

Frage: "Jarno, die Testfahrten deines Teams liefen recht ordentlich. Bist du zufrieden damit, wo ihr vor dem Saisonbeginn steht?"
Jarno Trulli: "Unsere reine Geschwindigkeit war so schlecht nicht. Was uns etwas mehr zu schaffen machte, war die Zuverlässigkeit und kleinere technische Probleme. Klar ist natürlich: Wenn du nicht viel zum Fahren kommst, kannst du das Auto auch nicht so weiterentwickeln, wie du das eigentlich möchtest."

"Wir liegen meiner Meinung nach ein bisschen zurück und können das Fahrzeug noch viel besser nutzen. Um das zu bewerkstelligen, müssen wir in der ersten Saisonphase möglichst viele Kilometer zurücklegen. Daraus müssen wir das Beste machen."

Frage: "Die Reifen werden 2011 eine Schlüsselrolle spielen. Die Pneus lassen insgesamt sehr rasch nach und irgendwann kommt der Punkt, an dem sie einfach eingehen. Gibt es eine Vorwarnung dafür? Wie muss man sich das vorstellen?"
Trulli: "Generell kann man sagen, dass man für drei bis fünf Runden über eine gute Leistung verfügt, dann beginnen die Reifen, nachzulassen."

"Wahrscheinlich wird jedes Auto im Rennen mindestens drei Reifenwechsel absolvieren." Jarno Trulli

"Laut meinen Erfahrungen - das kommt aber immer auch auf den Zustand der Strecke und diverse Faktoren an - ist man ab Runde zehn, zwölf richtig in Schwierigkeiten mit den Pneus. Wir rechnen also damit, mehrere Boxenstopps machen zu müssen. Wahrscheinlich wird jedes Auto im Rennen mindestens drei Reifenwechsel absolvieren."

Frage: "Melbourne ist dafür bekannt, speziell die Hinterreifen stark zu fordern. Beim Testen ging es hingegen mehr um die Vorderreifen. Geht man daher gewissermaßen mit einer Unbekannten ins Australien-Wochenende?"
Trulli: "Ich denke, das Layout der Strecke oder die Umstände ändern da nicht viel. Das Verhalten der Reifen hat nun aber einen deutlich größeren Einfluss auf die Leistung als alles andere. Damit müssen wir ein bisschen herumspielen und versuchen, die Strategie richtig hinzubekommen."¿pbvin|512|3545|reifen|0|1pb¿

Die Sicherheit ist laut Trulli durchaus gegeben

Frage: "Beim Testen konnte man sehen, dass der Gummiabrieb recht groß ist und das einige recht große Reifen-Bruchstücke auf der Strecke herumliegen. Machst du dir Sorgen um die Sicherheit der Pneus?"
Trulli: "Nein. Bislang hatten wir mit diesen Reifen keinerlei Sicherheitsproblem. Das stimmt mich sehr zufrieden. Es gab bisher kein Anzeichen dafür, dass wir diesbezüglich in Schwierigkeiten geraten werden."

"Bislang hatten wir mit diesen Reifen keinerlei Sicherheitsproblem." Jarno Trulli

Frage: "Ist es nicht ungewöhnlich, dass Pirelli mehr Reifen an den Start bringen muss, weil nun der Verschleiß größer ist? Als Bridgestone und Michelin in den Sport kamen, mussten sie sich damals einfach nur an die Regeln anpassen. Jetzt ist das anders..."
Trulli: "Das Problem von Pirelli ist in meinen Augen, dass sie nach einer langen Zeit in die Formel 1 zurückkehren."

"Angesichts der aktuellen Regeln fällt es ihnen offenbar schwer, die richtigen Reifen zu entwickeln. Sie hatten einfach nicht die Möglichkeit, überaus viel zu testen. Sie fuhren meist nur mit einem Auto. Die Kilometer, die man dabei abspulen kann, sind nichts im Vergleich zu einem normalen Testtag, wenn alle am Start sind."


Fotos: Jarno Trulli, Testfahrten in Barcelona


"Ihnen fehlte es also ein bisschen an Zeit und auch etwas an Entwicklungsarbeit. Das wird aber noch kommen. Im Augenblick sieht die Situation allerdings so aus. Das ist uns klar und damit müssen wir uns arrangieren. Hoffentlich verändern sich die Dinge - es sei denn, die Leute sind zufrieden damit, auf diese Weise Rennen zu fahren."

Die GPDA gibt der FIA wichtiges Feedback

Frage: "Es steht ein Treffen der Fahrergewerkschaft (GPDA) an. Was werdet ihr dort besprechen? Wird es auch um den verstellbaren Heckflügel gehen?"
Trulli: "Wir hatten schon in Barcelona ein Treffen der GPDA - und das war sehr erfolgreich. Dort konnten wir einige unserer Bedenken unterstreichen."

"Wir gaben unsere Meinung zu den Reifen und dem neuen Heckflügel ab. Das ist alles. Mehr können wir im Augenblick nicht tun. Die FIA hat sich unserer Ansichten angenommen und sie werden ein Auge darauf haben, wie die Leistung der Reifen ausfällt. Jetzt geht es noch darum, die Regeln für den verstellbaren Heckflügel festzulegen."

"Vielleicht müssen die Regeln noch etwas angepasst werden." Jarno Trulli

"Da gibt es noch immer einige Fragezeichen. Vielleicht müssen die Regeln noch etwas angepasst werden, doch wir alle konzentrieren uns darauf, das Beste aus dem zu machen, was wir haben. Das betrifft die Regeln, die Hilfsmittel und auch die Reifen."

Frage: "Wie stehst du zur Einführung des verstellbaren Heckflügel? Was hältst du davon?"
Trulli: "Bislang war dieses Element in meinen Augen recht sicher. Es ging gut damit, denn es ließ sich korrekt in Gang setzen und auch wieder richtig deaktivieren. Mehr gibt es da nicht zu berichten."

"Der Knackpunkt ist meiner Meinung nach aber, dass wir das System am Freitag und am Samstag quasi in jeder Runde zum Einsatz bringen, doch im Rennen dürfen wir es kaum verwenden. Damit müssen wir uns noch etwas mehr beschäftigen - sofern der Wunsch nach einer Änderung besteht. Ansonsten müssen wir uns einfach daran gewöhnen."