• 24.03.2011 06:23

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Schumacher: Podestplätze ja, WM-Titel nein

Michael Schumacher möchte 2012 Weltmeister werden, sieht Mercedes aber schon jetzt als zweite Kraft - Nico Rosberg ebenfalls vorsichtig optimistisch

(Motorsport-Total.com) - "Dieses Jahr sollte besser werden", ist Nico Rosberg überzeugt. Michael Schumacher sitzt daneben und nickt zustimmend: "Dieses Auto ist ein riesiger Schritt vorwärts. Es ist ein sehr leistungsorientiertes Auto. Dieses Wochenende liegt es an uns, das zu beweisen." Keine Frage: Seit der Testbestzeit von Barcelona herrscht bei Mercedes ein neues Selbstbewusstsein.

Titel-Bild zur News: Nico Rosberg und Michael Schumacher

Nico Rosberg und Michael Schumacher strahlen derzeit viel Zuversicht aus

Besonders Schumacher, der beim vielleicht aussagekräftigsten Test des Winters mit zahlreichen neuen Teilen am MGP W02 plötzlich fast um eine halbe Sekunde schneller war als der Rest der Welt, strotzt einen Tag vor Trainingsbeginn in Melbourne vor Zuversicht: "Wenn es gut läuft, dann sind realistisch betrachtet Podestplätze drin - und vielleicht können wir ein Rennen gewinnen", glaubt der 42-jährige Rekord-Weltmeister.

Zu früh für den WM-Kampf?

"Ob das schon reicht, um in den WM-Kampf einzugreifen? Da würde ich vorsichtig sein. Ich glaube nicht, dass wir schon gut genug sind", relativiert er. "Wenn sich eine Möglichkeit bieten sollte, werden wir natürlich versuchen, diese zu ergreifen, aber wir müssen einen Schritt nach dem anderen machen. Wir müssen schauen, wo wir im Vorjahr waren und wo wir dieses Jahr landen können. Das sollten wir realistisch einschätzen und nicht optimistisch."

2010 landete Mercedes mit nicht einmal der Hälfte der Punkte von Weltmeister Red Bull auf dem vierten WM-Platz. Das erklärte Saisonziel ist daher das Podium in der Konstrukteurs-WM. Rosberg hält das für realistisch: "Das Team hat härter als je zuvor gearbeitet, wofür ich mich bedanken möchte, und am Ende der Tests haben sie es noch hinbekommen. Da haben wir einen großen Schritt gemacht. Ich glaube, wir können die Saison in guter Form beginnen."

¿pbvin|512|3537||0|1pb¿"Wichtig ist, dass wir uns im Vergleich zum Vorjahr steigern", weiß der Deutsche und begrüßt damit die offizielle Zielsetzung von Sportchef Norbert Haug: "Ich glaube, wir haben gut genug gearbeitet, um das zu schaffen. Man muss betonen, dass wir noch nicht die Schnellsten sind, was das Ziel sein muss, aber wir haben gute Schritte gemacht. Darauf können wir aufbauen. Ich glaube an einen positiven Saisonauftakt."

Aus Sicht von Schumacher ist "Red Bull das Team, das es zu schlagen gilt", aber der Routinier sieht "eine Chance, dass wir das zweitschnellste Team sein könnten". Eine optimistische Einschätzung, wenn man bedenkt, dass die meisten Experten Red Bull und Ferrari an der Spitze des Feldes sehen. Aber der siebenfache Champion glaubt offenbar, dass die ersten Saisonrennen die eine oder andere Überraschung hervorbringen könnten.

WM-Titel 2012 im Visier

Das Fernziel bleibt unabhängig vom aktuellen Stand der WM-Titel 2012: "Das Wichtigste ist, um die Weltmeisterschaft zu kämpfen, wenn wir das Auto dafür haben", sagt Schumacher. "Jetzt schon auf das Podium zu fahren, wäre großartig, aber ändert es etwas an der Gesamtsituation? Nein. Das Ziel ist, Weltmeister zu werden. Würde ich mich darüber freuen, jetzt schon ein Rennen zu gewinnen? Na klar! Aber das Ziel ist, wieder Weltmeister zu werden."

Wie viele Prozent des Weges zur früheren Stärke des Ferrari-Erfolgsteams habt ihr bereits hinter euch, Michael? "Man muss das Leben in Kapiteln betrachten. Das erste Kapitel ist vorbei, jetzt befinde ich mich im zweiten. Das klare Ziel ist, mit Mercedes Weltmeister zu werden. Ist es dafür wichtig, wie viel Prozent wir jetzt schon erreicht haben? Nein. Wir machen Fortschritte, das ist das Wichtigste - und das treibt mich auch an", entgegnet der Mercedes-Pilot.


Fotos: Mercedes, Großer Preis von Australien


Im Vergleich zum Vorjahr ortet er übrigens einen entscheidenden Unterschied, der ihn besonders im Vergleich zum Teamkollegen besser aussehen lassen sollte: "Ich bin angekommen. Ich kenne die Leute, weiß, an wen ich mich wenden muss, um das zu erreichen, was ich erreichen will. Das macht einen großen Unterschied", berichtet Schumacher und gesteht: "Es waren doch drei Jahre Pause, aber jetzt bin ich wieder drin im System."

Mit der Möglichkeit, dass Rosberg und nicht er erster Mercedes-Weltmeister der Formel-1-Neuzeit werden könnte, beschäftigt sich Schumacher übrigens nur am Rande: "Sollte das passieren, dann ist es halt so. Ich glaube aber nicht, dass es so kommen wird", tönt der in der Schweiz lebende Deutsche, spricht seinem um 17 Jahre jüngeren Teamkollegen aber ausdrücklich ein Lob aus: "Nico ist gut und erfahren, keine Frage."