• 14.03.2011 10:43

  • von Stefan Ziegler

Lotus: "Ein Unterschied wie Tag und Nacht"

Jarno Trulli ist zuversichtlich, mit Lotus in dieser Saison den nächsten Schritt machen und erstmals in die Nähe der Punkteränge gelangen zu können

(Motorsport-Total.com) - 2010 stieß das Lotus-Team zum Starterfeld der Formel 1 hinzu und etablierte sich auf Anhieb als bester der drei Neueinsteiger. In dieser Saison sollen Fortschritte und nach Möglichkeit auch die ersten WM-Punkte her. Lotus-Fahrer Jarno Trulli gibt sich zuversichtlich, dass sein Rennstall den gewünschten Aufwärtstrend erreichen kann, und ist froh, das schwierige Debütjahr hinter sich zu haben.

Titel-Bild zur News: Jarno Trulli

Jarno Trulli möchte mit dem Lotus T128 in diesem Jahr einige WM-Punkte holen

"Das Auto von 2010 hatte viele Probleme, dich ich schon am ersten Tag benannte. Am meisten fehlte es uns freilich an Abtrieb. Es gab aber noch viele weitere Baustellen, die zur Folge hatten, dass das Fahrzeug nicht schnell war", sagt Trulli rückblickend gegenüber 'Autosport'. Man hätte sich allerdings mit dieser Situation arrangieren müssen. "Es war fast eine Zeitverschwendung, daran zu arbeiten."

"Deswegen sagte ich dem Team, dass sie maximal bis Juni oder Juni daran entwickeln sollten", meint der italienische Rennfahrer. "Alles andere hätte nur unnötig Zeit und Geld gekostet. Wir konnten mit dem 2010er-Rennwagen ohnehin nichts reißen. Das war uns klar. Im Hinblick auf die geringe Vorbereitungszeit war es schon ein Wunder, dass wir 2010 überhaupt in der Startaufstellung waren."


Fotos: Lotus, Testfahrten in Barcelona


"Ich denke, da haben wir gute Arbeit geleistet", erklärt Trulli und zeigt sich überaus angetan vom neuen Rennwagen seines Teams. Vom T128 erhofft sich der 36-Jährige einen Sprung nach vorne: "Es ist ein Unterschied wie Tag und Nacht. Das Auto sieht klasse aus und stellt einen großen Fortschritt dar. Dem Team ist es gelungen, einiges an Boden gutzumachen", hält Trulli fest.

KERS als Chance oder Nachteil?

"Durch den Wechsel zum Renault-Motor mussten wir uns nicht mehr gar so intensiv mit dem Heckbereich des Fahrzeugs beschäftigen. Wir konnten uns daher auf die Aerodynamik des Autos und auf all den Rest konzentrieren", erläutert der Lotus-Pilot. "Ich denke, das Auto hat einiges an Potenzial. Noch holen wir aber nicht das Beste heraus, weil es bei der Zuverlässigkeit noch klemmt."

"Ich trat schon 2009 ohne KERS gegen Fahrzeuge mit KERS an." Jarno Trulli

"Es gibt ein paar Kinderkrankheiten, die uns bisher davon abhielten, mehr zu fahren", meint Trulli, dem vor allem die Rückkehr von KERS einige Sorgen macht. "Das bereitet mir durchaus Kopfzerbrechen", gesteht der Formel-1-Routinier. "Ich trat schon 2009 ohne KERS gegen Fahrzeuge mit KERS an. Das Schlimmste waren nicht schnelle Runden, sondern Rennsituationen - am Start und beim Überholen."

"Ich kann mich gut daran erinnern, dass ich dabei keine Chance gegen die Konkurrenz hatte. Für ein Auto, das kein KERS hat, sind Neustarts nach einer Safety-Car-Phase eine große Schwachstelle", sagt Trulli und fügt hinzu: "Wir haben es nicht und ich weiß, was passieren wird. Es könnte sich aber auch als Vorteil herausstellen, dass wir nicht auf KERS setzen" - wenn die Rivalen darüber stolpern.

Trulli will mit Lotus ins Mittelfeld vorfahren

Williams ist es beispielsweise bisher nicht gelungen, die Schwierigkeiten mit dem Zusatzsystem in den Griff zu bekommen. Trulli wittert genau in solchen Umständen eine Chance für Lotus und erklärt: "Das Mittelfeld ist unser Ziel. Es wäre schön, wenn wir dort von Zeit zu Zeit mitkämpfen und hin und wieder an den Punkten schnuppern könnten. Dafür darf man aber nicht zwei Sekunden hinten liegen."

"Ich bin motiviert und will nach wie vor jeden da draußen schlagen." Jarno Trulli

"Sobald man aber erst einmal im Mittelfeld liegt, hat man es mit einer komplett anderen Situation zu tun", meint der 36-Jährige und merkt an, dass er genau daraus frische Motivation ziehe. "Die Formel 1 hat sich sehr verändert. Gut ist aber, dass ich noch immer sehr viel Spaß daran habe. Ich bin motiviert und will nach wie vor jeden da draußen schlagen", gibt der italienische Rennfahrer zu Protokoll.

"Im vergangenen Jahr war das nicht möglich, doch jetzt haben wir eine Chance, zu kämpfen. Ich sehe das Licht am Ende des Tunnels", sagt Trulli. "2010 ging es einzig und alleine um den Aufbau und ich musste Geduld beweisen. Uns war klar: Da mussten wir durch. Jetzt ist es anders, da wir nun ein richtiges, professionelles Formel-1-Team sind", meint der Lotus-Pilot. "Wir wollen voran kommen."