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Werden die Rennen 2011 zur Lotterie?

Webber und Trulli befürchten, dass die Rennen durch die Reifen unübersichtlich werden könnten, doch vielleicht sorgt Pirelli schon im Melbourne für Abhilfe

(Motorsport-Total.com) - Selten waren Prognosen vor einer Saison so schwierig wie dieses Jahr. Die neuen Pirelli-Reifen dürften 2011 für regelrechte Boxenstopp-Orgien sorgen, auch über die Wirkung der neuen Überholhilfen KERS und Heckflügel weiß niemand so recht Bescheid. Werden die Rennen somit zum Lotteriespiel?

Titel-Bild zur News: Mark Webber

Die Boxenstopps gewinnen im Vergleich zum Vorjahr deutlich an Wert

"Es wird sicher einfacher, bei der Strategie, bei den Boxenstopps, bei der Kommunikation zwischen Cockpit und Boxenmauer einen Fehler zu machen", weiß Mark Webber. "Es hängt komplett von den Reifen ab, wie sich ein Rennen in Sachen Strategie entwickeln wird, da wir ja das nötige Benzin bereits an Bord haben."

Webber rechnet mit überraschenden Rennverläufen wie 2007 in Kanada, als plötzlich ein Super-Aguri-Pilot die Spitze aufmischte: "Vor ein paar Jahren war Fernando Alonso im McLaren auf den falschen Reifen und Sato im Super Aguri hat ihn überholt. Wenn solche Dinge passieren, dann ist es hin und wieder okay, aber jedes Wochenende? Nein."

Qualifying verliert an Bedeutung

Der 34-Jährige ist der festen Überzeugung, dass dieses Jahr durch die erwarteten Boxenstopps mehr Gewicht auf das Rennen fällt, das Qualifying daher an Bedeutung verliert. "Letztes Jahr wussten wir am Samstagabend, wenn der erste Sektor nach dem Start sauber war und das Auto zuverlässig, dass 80 Prozent des Rennens gelaufen sind. Das wird sich jetzt definitiv verändern. Man muss die Samstage aber immer noch hinbekommen. Man wird die erste Reihe immer noch nehmen, wenn man sie bekommen kann - das ist ja logisch. Es ist immer einfacher, an der Spitze die Entscheidungen zu treffen, als immer auf Attacke gehen zu müssen."


Fotos: Großer Preis von Australien


Im Vorjahr hatte Teamkollege Sebastian Vettel gegenüber Webber im Qualifying meist die Nase vorne, im Rennen war der "Aussie" oft näher dran. Ist die neue Gewichtung ein Vorteil für den Mann aus "Down Under"? "Ich sage jetzt nicht: 'Oh, großartig'", meint Webber. "Es war ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Das ist jetzt in Ordnung und ich werde mich mehr auf die Sonntage konzentrieren."

Der Red-Bull-Pilot will nicht ausschließen, dass man dieses Jahr mit den Regeln zu weit gegangen ist: "Jeder von uns will mehr Rennsport sehen, doch dann sollte man nach Brands Hatch gehen und sich das Formel-1-Ford-Festival ansehen. Wir müssen aufpassen, dass wir nicht zu weit in die Richtung anderer Kategorien gehen, denn in der Vergangenheit war unser Konzept sehr erfolgreich. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das vergangene Jahr für die Zuschauer nicht interessant war. Verdrängen wir den Purismus aus unserem Sport? Da müssen wir die richtige Lösung finden."

Trulli schlägt Alarm

Auch Jarno Trulli ist mit der aktuellen Situation unglücklich. Er glaubt, dass die vielen Boxenstopps die Rennen für Teams und Fans äußerst unübersichtlich machen werden: "Nach nur fünf Runden verliert der Reifen den Großteil der Effizienz", sagt der Lotus-Pilot gegenüber 'Repubblica'. "Ausbalancierte Autos schaffen sieben Runden, danach geht es aber steil bergab. Ein Fahrer kann 14 Runden damit fahren, aber ohne Performance. Der enorme Verschleiß wird in den Rennen für große Verwirrung sorgen, denn jeder muss mindestens drei Mal stoppen - das ergibt durchschnittlich 72 Boxenstopps. Die FIA hat die Situation erkannt, das gilt auch für Pirelli."¿pbvin|512|3533||0|1pb¿

Trulli hofft, dass sich die Lage bereits in Melbourne gebessert hat: "Niemand will, dass der Zufall die Rennen bestimmt. Boxenstopps sind zufällige Elemente, die man nur schwer im Griff hat. Daher hoffe ich, dass sich die Situation schon am Sonntag verbessert hat."

Zudem wehrt er sich gegen die Argumentation Pirellis, dass die FIA und die Teams von den Italienern weniger haltbare Reifen einforderten, um die Rennen spannender zu machen: "Ich habe es mancherorts gelesen, dass wir Reifen gefordert hätten, die so schnell verschleißen. Das stimmt überhaupt nicht, denn für einen Fahrer ist die Konstanz der Reifen ein fundamentales Element."