• 17.09.2008 16:01

Trulli: "Eine extreme Erfahrung"

Jarno Trulli im Teaminterview über sein Rennwochenende in Monza und die Aussichten für das kommende Nacht-Spektakel in Singapur

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Jarno, was war deine Reaktion auf den 13. Platz, nachdem du dich als Siebter qualifiziert hast und zeitweise Sechster warst?"
Jarno Trulli: "Ich war enttäuscht, aber ich glaube, es hat nur das Glück gefehlt. Wir haben das Pech gehabt, dass unsere Strategie unter diesen Bedingungen nicht funktioniert hat, aber man kann eben nicht beeinflussen, wie sich die Strecke oder das Wetter während des Rennens entwickeln. Wir hatten das Gefühl, dass wir eine starke Strategie hatten, weil nur ein Boxenstopp vorgesehen war. Leider kam der Übergangspunkt von den Schlechtwetterreifen auf die Intermediates dann erst einige Runden nach meinem geplanten Stopp. Wegen der Streckenbedingungen war es nicht möglich, schon gleich auf die Intermediates zu wechseln, so dass dafür ein zweiter Boxengang erforderlich wurde. Wenn es mitten im Rennen wieder stärker geregnet hätte, wie das vorhergesagt war, hätten wir recht gut ausgesehen."

Titel-Bild zur News: Jarno Trulli

Jarno Trulli rechnet sich für das Rennen in Singapur bessere Chancen aus

Frage: "Hattest du Probleme nach dem Wechsel auf die Intermediates?"
Trulli: "Ich war nicht mehr so wettbewerbsfähig, weil das Auto ziemlich viel herum rutschte. Es ist für uns eben nicht gut gelaufen. Wir hatten schon vor dem Wochenende das Gefühl, dass Monza schwierig werden könnte, als wie die Reifen mit der harten Mischung ausprobierten. Nach dem Qualifying sah es aber etwas positiver aus. Wir haben schlecht abgeschnitten, weil wir den zusätzlichen Stopp einlegen mussten, das war einfach Pech."#w1#

Frage: "Wie war es, in Monza im Regen zu fahren?"
Trulli: "Es war eine recht extreme Erfahrung und wegen der Natur der Strecke sicher schlimmer, als die Leute sich vorstellen. Monza ist der Kurs mit der höchsten Durchschnittsgeschwindigkeit im Kalender, weshalb das Auto auf niedrigen Abtrieb abgestimmt ist, was in der Nässe wenig hilfreich ist. Die Hauptprobleme waren Aquaplaning und die schlechte Sicht. Wenn man hinter einem anderen Auto fährt, ist kaum zu erkennen, wo man bremsen muss. Die Gischt war einfach furchtbar und das kann gefährlich sein."

Monza: Gut gesät, schlecht geerntet

Frage: "Toyota war eines von nur zwei Teams, die sich mit beiden Autos in der Top-10 qualifiziert haben. Eine wie gute Leistung ist das?"
Trulli: "Ich selbst, Timo und das ganze Team haben sehr gute Arbeit geleistet. Wir hatten nicht erwartet, dass der TF108 in der Konfiguration für niedrigen Abtrieb zu Bestleistungen auflaufen würde, weshalb uns das Wetter eigentlich einen Gefallen getan hat, auch wenn es uns Fahrern die Arbeit sehr erschwert hat. Im trockenen Run am Freitagnachmittag machte das Auto keinen so tollen Eindruck. Bei Nässe kamen wir aber gut zurecht, abgesehen von einem gruseligen Moment im Q2."

Frage: "Was ist da passiert?"
Trulli: "Wir wussten, dass stärkerer Regen zu erwarten war, so dass man seine Zeit früh in der Sitzung holen muss. Ich nahm meine auf meiner ersten fliegenden Runde, wurde dabei aber von Sebastian Vettel aufgehalten, der vor mir an der Parabolica verlangsamte, so dass ich den Fuß vom Gas nehmen musste. Es war eine gefährliche Situation unter diesen Verhältnissen. Ich lag nur 0,17 Sek. hinter der schnellsten Q2-Zeit. Ohne den Vorfall hätte ich der Schnellste sein können."


Fotos: Toyota, Großer Preis von Italien


Platz vier bleibt das Teamziel

Frage: "Wie siehst du die restlichen vier Grand Prix, wo der europäische Teil der Saison nun vorüber ist?"
Trulli: "Es wird aufregend. Singapur ist die zweite neue Austragungsstätte dieser Saison und, natürlich, auch unser erstes Nachtrennen. Dann kommen dicht auf dicht Japan und China, das ist immer ein interessanter Trip. Wohl jeder erinnert sich noch an das Wetter im letzten Jahr auf dem Fuji und ich glaube, das ist ein Element, das niemand in den letzten vier Rennen wirklich voraussagen kann. Wir könnten noch mehr Rennen wie in Monza haben. Es ist klar, dass Fuji für Toyota ein Heimrennen ist, und wir alle darauf aus, dort ein starkes Resultat zu erkämpfen. Insgesamt sehen wir unsere Chancen in allen verbleibenden Rennen recht positiv."

Frage: "Bist du zuversichtlich, dass Toyota Vierter in der Konstrukteurs-Meisterschaft werden kann?"
Trulli: "Wir können definitiv Vierter werden, das haben wir in dieser Saison mit zahlreichen starken Leistungen auch schon gezeigt. Wir haben dieses Jahr schon zweimal verdient auf dem Podest gestanden und vor zwei Rennen hatten wir ein 10-Punkte-Polster. Wie ich meine, hat das unsere Konkurrenzfähigkeit recht zutreffend ausgedrückt. Spa und Monza waren zwei Rennen, bei denen wir erwarteten, dass wir etwas weniger konkurrenzfähig sein würden."

Jarno Trulli

Es war zum Verzweifeln: Toyota brachte in Monza keine Punkte nach Hause Zoom

"Dann hat uns das Glück gefehlt und jetzt sind wir punktgleich mit Renault. Es dürfte ein wirklich interessanter Kampf werden, weil die Konkurrenz im Moment so dicht beieinander liegt. Schon kleine Dinge können die Situation komplett verändern. Ich bin aber zuversichtlich, dass wir Renault schlagen können, weil ich meine, dass die beiden letzten Rennen nicht unsere wirkliche Pace widerspiegeln. Wir werden jetzt alles tun, was in unseren Kräften steht, um weitere Podiums zu holen und Vierter in der Meisterschaft zu werden."