Arai: "Haben wertvolle Lektionen gelernt"
Technik-Koordinator Noritoshi Arai erklärt, warum Toyota in Monza bereits am Freitag gelitten hat und es mit Punkten wieder nichts wurde
(Motorsport-Total.com) - Der Teufel steckt bei Toyota weniger im Detail als vielmehr in den Reifen. Die japanische Werksmannschaft hat beim zurückliegenden Grand Prix von Italien im Qualifying eine starke Leistung präsentiert, konnte dann aber erneut keine Punkt mit nach Haus nehmen. Ganz nach dem Motto: "Erst hast du kein Glück und dann kommt auch noch Pech dazu", waren es wieder einmal ungünstige Umstände, die einen zählbaren Erfolgt verhinderten.

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Noritoshi Arai ließ das vergangene Wochenende in Monza Revue passieren
"Wir haben einige wertvolle Lektionen gelernt", beschrieb Toyotas Technik-Koordinator Noritoshi Arai im Rückblick auf das Wochenende. Dabei fühlte man sich für den Highspeed-Kurs gut gerüstet. Ein spezielles Aeropaket war bei den Testfahrten an gleicher Stelle erfolgreich erprobt worden. Veränderungen gab es vor allem am Heck- und Frontflügel. "Wir nahmen den 'Bridge-Wing' vom Frontflügel ab und stimmten den Heckflügel auf niedrigen Luftwiderstand ab. Auch die normalerweise an den Seitenkästen befindlichen Aero-Kleinteile und der Kamin mussten gehen."#w1#
Nachdem man mit den aerodynamischen Änderungen beim Test gut Erfahrung gemacht hatte, erwartete man sich in Monza eine deutliche Steigerung im Vergleich zum Wochenende in Belgien, wo Toyota im Niemandsland gefahren war. "Wir rechneten mit einem viel glatteren Ablauf des Setup-Prozesses als in Spa, wo wir mit Aeroteilen ankamen, die noch nicht getestet waren." In den Ardennen hatte man die Reifen nie auf optimale Temperatur gebracht, dies sollte sich nach eingehender Analyse in Monza anders gestalten.
Der Freitag war zu nass, zu kurz, zu unproduktiv
"Das war der Schwerpunkt unserer Bemühungen um Verbesserung", so Arai. "Nach den Wettervorhersagen war für das Rennwochenende in Monza mit sich verschlechterndem Wetter und kühlen Temperaturen zu rechnen, sodass wir dringend effektive Abhilfe finden mussten. So weiter zu machen wie bisher, hätte lediglich wieder das gleiche Resultat gehabt", stellte der Japaner klar. Als Konsequenz der Spa-Erfahrungen wählte man für Monza ein komplett anderes Programm, welches man in den Freien Trainings abarbeiten wollte.
Zum Leidwesen der Toyota-Crew fing das Wochenende bereits am Freitag regnerisch an. "Am Freitagnachmittag ließ der Regen nach, im ersten Abschnitt der Trainingssitzung war die Strecke aber noch nass, wodurch die Spanne des Machbaren wesentlich beschränkt war. Auf einem Highspeed-Kurs wie Monza mit Schlechtwetterreifen zu fahren, wenn die Strecke halb nass ist, bedeutet schnellen Reifenverschleiß." Entsprechend musste man bereits am Freitag die Runden begrenzen, um Reifen für die restlichen Tage zu sparen.
"Wir waren deshalb nicht in der Lage, das vorgesehene Programm vollständig durchzuziehen und der erste Tag des Wochenendes klang mit einem frustrierenden Ergebnis aus", sagte Arai zu Timo Glock auf P17 und Jarno Trulli auf P19 am Freitag. "Wir hatten vorgesehen, verschiedene Maßnahmen gegen die Aufwärmprobleme auszuprobieren, unter denen wir beim Grand Prix in Spa gelitten haben. Angesichts der durchgehend stark veränderten Streckenbedingungen am Freitag ergab sich dazu aber kaum eine Gelegenheit."
Im Rennen viel Pech mit dem Timing der Boxenstopps

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Timo Glock lieferte sich teils harte Duelle auf der Piste - Ausrutscher inklusive Zoom
Auf dem Aufgabenzettel konnten also nur wenige Positionen abgehakt werden, eine komplette Lösung des Temperaturproblems blieb aus. "Das war ein schmerzhafter Schlag für das Team", gestand Arai ein. "Da das aktuelle Reglement vorschreibt, bis Freitagabend ihre Übersetzungsverhältnisse festzulegen, waren wir nach dem Trainingsnachmittag extrem beschäftigt, was auch einiges Hin und Her mit der Fabrik in Köln einbezog." Dennoch konnte sich Toyotas deutlich steigern. Im freien Training am Samstag profitierte Timo Glock von einem glücklichen Timing und fuhr sogar zur Bestzeit.
Auch im Qualifying zeigte sich die japanische Mannschaft geschlossen stark, beide Piloten schafften es unter die Top 10. "Bei nassen Verhältnissen kommt dem Timing eine große Bedeutung zu. In der ersten und zweiten Periode des Qualifyings schickten wir die Fahrer relativ aggressiv ins Gefecht. Ich glaube, das gab ihnen die Möglichkeit, die schnellen Runden entsprechend der eigenen Pace unter den jeweils günstigsten Bedingungen zu fahren. Der Reifendruck ist bei nassen Bedingungen wichtig. Ich glaube, dass wir diesen Aspekt in Monza effektiv im Griff hatten."
Im Rennen setzte die Mannschaft die gute Vorarbeit nicht um. Das lag nicht nur an den Bedingungen, sondern auch am Timing. "Leider änderten sich unmittelbar nach unserem ersten Boxenstopp die Streckenbedingungen. Die Piste begann abzutrocknen und wir mussten beide Autos zum Umrüsten auf Intermediates noch ein zweites Mal an die Box rufen, obwohl sie ausreichend Benzin an Bord hatten. Ich glaube nicht, dass unsere Einstopp-Strategie für das Rennen falsch war."

