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  • 19.01.2002 12:30

  • von Fabian Hust

Todt: Neuer Ferrari mit einigen "interessanten Teilen"

Todt spricht über das ausgiebige Testprogramm, das neue Auto, die Fahrer und die wirtschaftlichen Probleme der Formel 1

(Motorsport-Total.com) - Wie in jedem Jahr beendete Ferrari-Rennleiter Jean Todt Ferraris traditionelle Skiwoche in Madonna die Campiglio mit seiner Ansprache an die versammelten Journalisten: "Das Team ist voll motiviert", versichert der Franzose. "Wir wollen weiterhin gewinnen, wie wir das über die letzten paar Jahre gemacht haben, auch wenn wir wissen, dass es schwierig werden wird. Eine der Neuerungen in diesem Jahr ist die Tatsache, dass wir mit Luciano Burti einen zweiten Testfahrer haben."

Titel-Bild zur News: Jean Todt

Jean Todt weiß: Ferrari riskiert mit der späten Präsentation recht viel

Testen, testen, testen?

"Zunächst einmal müssen wir für Bridgestone an der Entwicklung arbeiten, wir haben aus diesem Grund eine Menge Kilometer zu fahren, weswegen wir unser Testteam verstärkt haben. Es ist offensichtlich, dass wir das einzige Top-Team sind, das mit Bridgestone-Reifen fährt. Es wird an uns sein, die richtige Richtung zu finden, in die wir gehen müssen. Michelin wird auf der anderen Seite eine Wahl treffen müssen und das ist ein Problem, dem sich Bridgestone nicht stellen muss", spricht Todt die Frage an, ob Michelin auf Williams oder McLaren setzen wird. "Zur gleichen Zeit haben wir keinen Vergleich und das könnte für uns ein negativer Faktor sein. Aber es wird für alle ein interessanter Kampf sein."

Wer in der kommenden Saison der Hauptgegner sein wird, steht für den Franzosen noch nicht fest: "Das ist momentan schwierig zu sagen, da wir nicht die Leistungen der neuen Autos kennen. Es könnte gut passieren, dass ein Team, das 2001 noch nicht vorne mitfuhr, sich als Titelanwärter erweist. Im letzten Jahr war es das BMW-Williams-Team, das den größten Schritt nach vorne gemacht hat und ich denke, dass das Team vorne bleiben wird. Man kann auch von den anderen Teams eine Menge erwarten, zum Beispiel von McLaren-Mercedes. Wir müssen bis Melbourne warten, bis wir ein klareres Bild der Hackordnung erhalten werden."

Erste Tests erst am 6. Februar

Zu den Berichten, wonach Ferrari vielleicht mit dem alten Auto in die neue Saison gehen könnte, meinte Todt: "Wir werden unser neues Auto am 6. Februar vorstellen und dann sofort mit den Tests beginnen. Es ist ein neues Auto mit einem Getriebe und anderen interessanten Teilen. Erst nach den Tests werden wir eine Entscheidung fällen, aber für uns ist wichtig zu wissen, dass wir mit dem F2001 in die Saison starten können, der im letzten Jahr fantastische Ergebnisse eingebracht hat."

Kein Kontakt zu Montoya

Und natürlich musste der Rennleiter auch einen Kommentar zu dem Gerücht abgeben, Ferrari wolle Montoya verpflichten: "Ich bin immun gegen all diese Geschichten da ich über die Jahre so viel gehört habe. Das wichtigste ist die Wahrheit. Montoya ist ein großartiger Fahrer mit großartigen Ergebnissen in der Formel 3000 und der Cart-Meisterschaft. Er hatte mit Williams auch eine gute erste Saison in der Formel 1. Er verfügt über eine Menge Potenzial aber das bedeutet nicht, dass wir mit ihm in Kontakt stehen. Wir haben ihn nie kontaktiert, weder direkt noch indirekt."

Die Formel-1-Teams haben es schwer

Zu der aktuellen Situation des Prost-Teams, das Ferrari auch kommende Saison bei einem Überleben mit Motoren versorgen würde, meinte der 55-Jährige: "Es ist in der aktuellen Situation in der Welt schwierig, ein Formel-1-Team zu leiten, da es sehr schwer ist, Sponsoren zu finden. Zusätzlich sind die Kosten gestiegen, um konkurrenzfähig zu sein und das gibt den Teams zu denken. Als Motorenpartner stehen wir Alain Prost sehr nahe, aber wir müssen die nächsten Tage abwarten, um herauszufinden, ob er die Unterstützung findet, um weiter machen zu können. Was uns anbetrifft, so sind wir mit unseren Partnern wie Philip Morris, Shell, Bridgestone und mit unserem neuen Partner Vodafone zufrieden. Wir glauben, dass wir mit ihrer Hilfe positiv in die Zukunft schauen können."

"Schumacher kann auch noch mit 40 fahren"

Anschließend sprach Todt über seine Fahrer: "Es ist großartig zu wissen, dass Michael so an Ferrari hängt. Die Tatsache, dass er sich im Team so wohl fühlt stärkt den Wunsch nach Stabilität, die uns es erlaubt hat, über die letzten Jahre hinweg solch großartige Ergebnisse einzufahren. Wichtiger noch ist die Motivation. Man kann diese in der Formel 1 noch mit einem Alter von 40 Jahren haben, aber man muss auch körperlich gut in Form sein. Wenn Schumacher mit 40 noch den gleichen Willen zu siegen und die gleiche Fitness hat, dann wäre Ferrari froh, wenn er bleibt."

"Barrichello hat gute Arbeit geleistet"

"Barrichello hat für das Team gute Arbeit geleistet. Michaels Teamkollege zu sein ist nicht einfach und Rubens ist derjenige, der damit noch am besten zurechtkommt. Rubens bekommt das gleiche Auto und die gleiche Behandlung und wir werden versuchen, dass er 2002 sogar noch besser abschneiden wird. Aber wie immer wird es die Stoppuhr sein, die entscheidet, welcher Fahrer der Beste ist. Rubens hat die ganze Saison vor sich, um zu zeigen, dass er es wert ist und ich bin mir sicher, dass er für Ferrari noch mehr Ergebnisse einfahren wird."

Was seine eigene Zukunft angeht meinte Todt: "Wer weiß schon, was nach 2004 passieren wird. Keiner von uns weiß das und ich möchte über solche Dinge nicht spekulieren. Wenn ich noch in der Formel 1 arbeiten werde, so bin ich mir sicher, dass dies bei Ferrari sein wird, in sofern sie mich noch wollen. In der Zwischenzeit werden wir versuchen, Rennen und Titel zu gewinnen." Das wird laut Todt leichter werden, wie er angesichts des Weggangs von Mika Häkkinen scherzt: "Ich werde jetzt ruhiger schlafen, jetzt, wo er weg ist. Man sollte mal die McLaren-Jungs fragen, wie sie jetzt schlafen..."