• 18.01.2002 11:41

Schumacher-Scherz löst Träume über Ferrari-Zukunft aus

Warum Italien auf eine lange Zukunft von Schumacher bei Ferrari hofft und was Todt über die neue Saison denkt

(Motorsport-Total.com/dpa) - Mit einem Scherz hat Michael Schumacher in Italien Träume über seine Ferrari-Zukunft bis ins Rentenalter ausgelöst. "Im Ferrari das ganze Leben lang", titelte das Fachblatt 'Tuttosport' am Freitag überschwänglich. 'La Stampa' meldete: "Schumacher: Ich sehe meine Zukunft nur bei Ferrari." Dabei hatte der viermalige Formel-1-Weltmeister beim Schwärmen über die "Traumkonstellation" und das tolle zwischenmenschliche Klima dort nur spaßeshalber gesagt: "Ich könnte mir vorstellen, noch zehn Jahre für Ferrari zu fahren." Auch seine Versicherung "das ist unrealistisch" änderte nichts an der Euphorie.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Michael Schumacher erlaubte sich einen Scherz und Italien fiel darauf herein...

Ferrari-Sportdirektor Jean Todt nährte in Madonna di Campiglio Hoffnungen, Schumacher könnte nach Ablauf seines Vertrages 2004 noch etliche Jahre bei den "Roten" dran hängen. "Das Alter ist nicht so wichtig, sondern die Motivation. Michael ist jetzt 33. Wenn er mit 43 noch fit genug wäre, wäre Ferrari froh, ihn noch zu haben", sagte der Franzose. "Es ist wichtig für uns, dass Michael so eng mit Ferrari verbunden ist." Damit sind Spekulationen über einen "Rennfahrer-Methusalem" Schumacher Tür und Tor geöffnet.

Das Hauptaugenmerk des italienischen Traditionsteams gilt jedoch der am 3. März in Melbourne beginnenden WM. Das Team will mit Schumacher an der Spitze die im Vorjahr so souverän errungenen Fahrer- und Konstrukteurstitel verteidigen. "Wir sind voll konzentriert und motiviert, unsere guten Ergebnisse fortzusetzen", sagte Todt. "Aber wir wissen, dass dies schwierig wird."

Wer der Scuderia am ehesten einen Strich durch die WM-Rechnung machen könnte, sei ein Ratespiel. "BMW-Williams machte im Vorjahr den größten Schritt voraus. Wenn sie dieses Tempo halten, dann sind sie unser schärfster Konkurrent", tippt Todt am ehesten auf das blau- weiße Team. Aber auch McLaren-Mercedes werde alles daran setzen, Weltmeister zu werden. "Vielleicht taucht ein neues Team auf, das 2001 nicht um den Titel kämpfte", spekulierte der Sportdirektor im Gegensatz zu Schumacher sogar auf einen unerwarteten Widersacher.

Die Spekulationen um Juan-Pablo Montoya als künftigen Teamkollegen Schumachers tat Todt als unsinnig ab. "Er ist offensichtlich ein guter Fahrer mit großen Fähigkeiten", lobte er den kolumbianischen BMW-Williams-Konkurrenten, versicherte aber: "Wir haben Montoya weder direkt noch indirekt kontaktiert."

Todt stärkte Rubens Barrichello, der laut italienischen Medien wieder einmal ersetzt werden soll, demonstrativ den Rücken: "Es ist nicht leicht, Michaels Teamkollege zu sein. Keiner konnte ihm bislang das Wasser reichen. Rubens kommt ihm vielleicht am nächsten." Der Brasilianer werde genau so wie Schumacher behandelt und erhalte das gleiche Auto. "Rubens hat alles für eine gute Saison. Es liegt an ihm, das auszuschöpfen. Die Resultate sind entscheidend für unsere Strategie", sagte der Sportdirektor.

Am 6. Februar wird Ferrari als letztes Top-Team in Maranello sein neues Auto vorstellen. Bis dahin schuften die Italiener Tag und Nacht. Todt wollte dennoch nicht ausschließen, dass Schumacher und Barrichello beim Saisonstart in Australien mit dem Vorjahresmodell antreten, falls das neue Getriebe bis dahin noch nicht fertig sein sollte. Gerüchte über eine revolutionäre Einheit von Motor und Getriebe wies Todt als falsch zurück: "Es sind zwei Teile."