• 27.05.2002 18:17

  • von Fabian Hust

Todt: "Es wäre arrogant über Platz 2 enttäuscht zu sein"

Ferrari-Rennleiter Jean Todt spricht über das Rennergebnis für Ferrari beim Großen Preis von Monaco in Monte Carlo

(Motorsport-Total.com) - Michael Schumachers Bilanz bleibt weiterhin bei fünf Siegen im Fürstentum von Monaco stehen, doch auch mit dem zweiten Platz und der damit ausgebliebenen Egalisierung Ayrton Sennas Rekord kann man hochzufrieden sein, schließlich wuchs der Vorsprung auf die direkte Konkurrenz in der Weltmeisterschaft an: "Ich denke, dass es sehr arrogant wäre, über den zweiten Platz enttäuscht zu sein", so Ferrari-Rennleiter Jean Todt am Montag. "Jedes Rennen, das wir unter die Räder nehmen, hoffen wir zu gewinnen. Dabei will ich aber auch sagen, dass wir wissen, dass wir nicht alle Rennen gewinnen können."

Titel-Bild zur News: Jean Todt

Jean Todt musste über den Sieg von Coulthard sogar ein wenig schmunzeln

"Ich denke, dass wir während dem Rennen ein Paket hatten, das 16 Punkte wert war und wir sind mit sechs Punkten nach Hause gefahren, was gut ist angesichts dessen, was vorgefallen ist", spricht Todt die schlechten Startpositionen und den Auffahrunfall Barrichellos auf Räikkönen an. "Wir erhöhten unsere Führung in der Konstrukteurswertung um zwei Punkte. Und Michael hat seinen Vorsprung um vier Punkte ausgebaut, da Ralf nun wie Montoya 27 Punkte hat. Die Situation in der Weltmeisterschaft ist also positiv und nur wenn wir dieses eine Rennen gesondert betrachten würden, könnten wir enttäuscht sein."

Über die in Monaco gezeigte Leistung von McLaren-Mercedes meint Jean Todt: "Ich muss ein wenig schmunzeln, denn vor zwei Wochen waren sie im Niemandsland, die Meisterschaft war schon gelaufen und sie konzentrierten sich schon auf 2003. Ich gebe nur das wieder, was ich gehört habe", so Todt, der die Silbernen nie abgeschrieben hatte. Trotz des Sieges von McLaren-Mercedes war Rubens Barrichello in seiner schnellsten Runde im Rennen satte 1,337 Sekunden schneller als David Coulthard, was eindeutig zeigt, wer das beste Paket im Rennen von Monte Carlo hatte.

"Jetzt sind sie die neuen Helden. Die Wahrheit liegt immer irgendwo in der Mitte. Sie sind stärker und ich habe großen Respekt vor dem, was sie geleistet haben, auch wenn sie im Moment nicht so erfolgreich sind, da ich weiß, dass sie das Potenzial haben, um erfolgreich zu sein. Es ist leicht sie zu kritisieren, wenn es mal nicht so gut läuft und sie zu bewundern, wenn es gut läuft. Aber das ist nicht mein Stil", so der Franzose weiter, der selbst schwierige Jahre bei Ferrari durchmachte.

Rückblickend auf das Rennen kann der Ferrari-Rennleiter ein positives Fazit ziehen: "Ich müsste mir Sorgen machen, wenn wir das ganze Rennen Probleme gehabt hätten, aber wir waren besser und schneller. Man muss sich nur einmal während dem Rennen die Rundenzeiten anschauen. Wenn man ein Auto vor sich hat, das drei Sekunden langsamer ist als das eigene, kann man es nicht überholen. Wir haben gesehen, dass Coulthard das Tempo bestimmt hat. Manchmal war er um drei oder vier Sekunden langsamer. Er fuhr 24er- und 25er-Zeiten und wir hatten das Potenzial in die 20er zu fahren."

Doch trotz der erneuten Überlegenheit von Ferrari in Monaco, die zwar am Ende im Ergebnis nicht sichtbar wurde, was mit den fehlenden Überholmöglichkeiten im Leitplankenkanal zusammen hängt, sieht Todt das Ferrari-Team nicht als alleinigen Kandidaten auf den WM-Titel: "Nein, nein, ich denke, dass es drei Teams sind. Es hängt von der Strecke ab, was McLaren in Zukunft erreichen wird. Hier waren sie sehr gut, das Auto war sehr gut ausbalanciert und sie haben ein ausgezeichnetes Auto."

Besonders auf Michelin müsse man aufpassen: "Michelin ist sehr gut. Ich mache mir Sorgen darüber, was sie erreicht haben, denn wenn sie eine Mischung oder eine Konstruktion finden, die überlegen ist, dann können wir nicht mithalten und in den Rennen lägen dann mindestens vier Autos vor uns. Aus diesem Grund müssen wir sehr vorsichtig sein."

Kein Wunder also, dass das Team auch in dieser Woche testen wird, in der sich Michael Schumacher allerdings eine Woche Urlaub gönnt: "Wir testen mit einem Auto in Silverstone, Luca Badoer am ersten Tag, dann testet Rubens zwei Tage und wir testen Reifen in Monza mit dem alten Auto, das von Luciano Burti gefahren wird."