• 26.05.2002 21:14

  • von Fabian Hust

Coulthard: "Es ist einfach unglaublich!"

David Coulthard spricht im Interview ausführlich über den erleichternden Sieg und seine Schreckmomente im Rennen

(Motorsport-Total.com) - David Coulthard auf der offiziellen FIA-Pressekonferenz über sein Rennen in Monte Carlo.

Titel-Bild zur News: David Coulthard

David Coulthard küsst seinen zweiten Monaco-Siegerpokal

Frage: "Es ist nun schon über ein Jahr her, dass du gewonnen hast. Wie fühlst du dich?"
David Coulthard: "Es ist einfach unglaublich! Ich fühle mich fantastisch, denn wir hatten natürlich einen schwierigen Start in die Saison. Es sah so aus, als wäre es für uns sehr schwierig, ein Rennen zu gewinnen und unsere Hoffnungen hingen alle an Monaco, dass wir hier eine gute Leistung bieten können. Das war der Fall und nachdem mir die Traktionskontrolle im letzten Jahr ein paar Probleme bereitet hatte, arbeitete sie in diesem Jahr fantastisch und dann ging es nur noch darum, sich von den Leitplanken entfernt zu halten."

"Das sieht nicht gut aus?"

Frage: "Um die Runde 30 herum kam Rauch aus dem Heck deines Autos für einige Runden. Warst du dir dessen bewusst?"
Coulthard: "Ich fühlte für ein paar Runden, als ob es etwas enger werden würde, ich konnte zu diesem Zeitpunkt sehen, wie beim Herausfahren aus der Casino-Kurve Rauch herauskam und ich dachte mir 'oh, das sieht nicht gut aus', aber ich funkte mit dem Team, das mir sagte, dass alle Systeme normal arbeiten. Ich ignorierte es einfach und zum Glück gab es keine Probleme."

Frage: "Du hast gesagt, dass du in Monaco im Gegensatz zu den Rennen vorher in der Saison das Gefühl hattest, dass du konkurrenzfähig sein kannst. Wird das auch für Kanada gelten?"
Coulthard: "Nun, natürlich ist Kanada eine andere Strecke und auch wenn man an das letzte Jahr denkt, wo wir in der ersten Hälfte der Saison ziemlich konkurrenzfähig waren und glaube ich in der zweiten Startreihe standen, so könnte es doch in Montreal anders laufen. Aber nichtsdestotrotz denke ich, dass wir alle den Sieg genießen werden. Es wird schwierig sein, in dieser Saison das zu wiederholen und ich bin besonders nach dieser Saison froh, dass wir dieses Rennen für das McLaren-Team gewinnen konnten."

Eine Menge Schweiß im Auto?

Frage: "War dies ein hartes Rennen für dich?"
Coulthard: "Ja, dies ist eines jener Rennen, bei denen man merkt, wie heiß und anstrengend es war, wenn man erst einmal angehalten hat, denn während dem Rennen fühlte ich mich sehr gut, da muss ich meinem Trainer Andy Matthews danken. Ich musste natürlich nicht 100 Prozent geben, aber ich war während dem ganzen Rennen auf dem 99-Prozent-Level unterwegs und ich muss zugeben, dass im Auto eine Menge Wasser vom Schweiß stand, es war also auf jeden Fall ein ziemlich hartes Rennen."

Frage: "Du hattest eine Zeit lang dein Visier offen stehen, oder?"
Coulthard: "Ich hatte mein Visier das ganze Rennen über so stehen, um ein wenig frische Luft zu bekommen. Der Vorteil, nicht hinter Anderen herfahren zu müssen, ist, dass man sich keine Sorgen um Schmutzpartikel machen muss. Aber ich musste es natürlich bei vielen Rennen in dieser Saison komplett geschlossen halten."

Perfekter Start dank verbesserter Software

Frage: "Hast du am Start etwas besonders gut gemacht?"
Coulthard: "Ich denke einfach, dass die Softwarejungs extrem hart gearbeitet haben und wir seit dem Beginn der Saison ein paar Verbesserungen vornehmen konnten. Es war ganz offensichtlich, dass wir bei den ersten paar Rennen am Start geschlagen wurden und wir uns darauf konzentrieren mussten, denn wenn man die ganze Arbeit des Qualifyings bei der Anfahrt der ersten Kurve vergibt, dann ist das sehr teuer. Sie haben große Schritte nach vorne gemacht und sie waren alle zuversichtlich, dass ich in der ersten Kurve in Führung gehen kann. Wir hatten uns in Australien die Analyse angeschaut und den Start der Williams dort analysiert, ich musste also nur meinen Finger loslassen und hoffen, dass sie Recht haben."

Frage: "So gut lief es ja nicht immer?"
Coulthard: "Leider nein. Es funktionierte letztes Jahr nicht, ich nehme also an, dass dies die Entschädigung dafür ist, dass wir im letzten Jahr von hinten starten mussten."

Coulthard überstand eine Leitplankenberührung

Frage: "Danach gönnte dir das Rennen keine Verschnaufpause, du warst fast die ganze Zeit unter Druck?"
Coulthard: "Ja, während den ersten paar Runden konnte ich einen kleinen Vorsprung rausfahren, dann zeigten meine Reifen jedoch Graining und ich dachte wirklich, dass ich in großen Problemen sein würde. Ich denke, dass ich teilweise pro Runde zwei oder drei Sekunden verloren habe und als sie dann wieder sauber waren, kamen sie zurück. Und ja, ich musste Druck machen und auf dieser Art von Strecke fühlt man sich sicher und macht dann doch einen Fehler, wenn man den Leitplanken zu nahe kommt. Doch zum Glück machte ich keinen Fehler, nur in der Schikane, wo man ein wenig mehr Platz hat und ich berührte im Rennen eine Leitplanke im Schwimmbad, aber ansonsten war es ein perfektes Rennen."

Frage: "Wie sehr machtest du dir Sorgen um den Rauch?"
Coulthard: "Ich funkte und sagte, dass ich das Gefühl habe, dass ich etwas an Power verliere und danach sah ich etwas von dem Rauch, aber die Ingenieure sagten mir, dass sie nichts sehen können, beziehungsweise sie sagten, dass es kein Problem gibt, vielleicht meinten sie damit, dass sie nichts sehen könnten, aber sie hatten zumindest nicht das Gefühl, dass es ein Problem gibt. Und es schien sich wieder zu lösen, es war also alles in Ordnung. Es war ja auch gar nicht so viel Rauch."

Vorteile beim Überrunden

Frage: "Und wie war es mit dem Verkehr auf der Strecke?"
Coulthard: "Ich denke, dass ich das Beste daraus gemacht habe. Ich habe definitiv ein wenig Zeit verloren, aber wenn ich den Vorsprung auf die Jungs hinter mehr analysiert habe, so sah es so aus, als würde ich sogar Zeit durch den Verkehr gut machen. Das ist hier immer schwierig. Einige der Jungs fahren zunächst hin und her, bevor sie dich vorbeilassen, aber das ist Monaco und ich denke, dass ich mich mehr darüber beschwert hätte, wenn ich Zweiter geworden wäre. Ich genieße nun einfach die Tatsache, dass wir den Grand Prix gewonnen haben, denn das sah bisher in diesem Jahr immer schwierig aus und wir hatten das Gefühl, dass dies unsere beste Chance ist und alles lief für uns, aus diesem Grund genieße ich es im Moment."

"Erwartungen waren deutlich höher als die gezeigten Leistungen"

Frage: "Wie wichtig ist der Sieg für dich persönlich, für das Team und auch für die Fans? Du hast gezeigt, dass es möglich ist, Ferrari zu schlagen."
Coulthard: "Ja, da hast du Recht. Es ist für alle diese Beteiligten wichtig, denn vor dem Rennen waren es nur Schumachers, die die Rennen in diesem Jahr gewonnen haben, es ist also wohl ein wenig interessanter und für das Team und für mich ist es nach so einem schweren Start in das Jahr natürlich toll. Unsere Erwartungen waren deutlich höher als unsre Leistung die wir gezeigt hatten. Ich bin also erleichtert, da ich die Trophäe entgegennehmen konnte, aber unabhängig davon ist es gut für die Formel 1, dass ein anderer Fahrer als einer von Williams oder Ferrari gewonnen hat. Zum einen deshalb, da wir im Jahr der Weltmeisterschaft etwas tun müssen, um die Zuschauer zu halten."

Frage: "Was war das Schwierigste des Rennens? Nicht an den Sieg zu denken?"
Coulthard: "Ja. Es ist unvermeidbar, dass man auf das Ende des Rennens schielt und man weiß, dass dies zu voreilig ist, denn manchmal denkt man, dass alles gut läuft und dann geht etwas schief. Es ist also wichtig, die Konzentration aufrecht zu erhalten und weiter Druck zu machen, denn durch die Boxenstoppstrategie und die Pace von Michael zuvor war es wichtig, früh zu stoppen und die Position zu halten."

"Ich mag die schwarze und orangene Farbe nicht!"

Frage: "Ging dir etwas Besonderes durch den Kopf, als du Bernoldi überholt hast?"
Coulthard: "Ja. Ich dachte, dass er mich für eine Weile aufhalten wird, aber er verhielt sich OK. Ich habe mich aber sehr gut daran erinnert, denn ich habe im letzten Jahr lange 50 Runde hinter ihm verbracht. Ich mag die schwarze und orangene Farbe nicht!"

Frage: "In den letzten paar Runden hat Michael die Lücke geschlossen. Machtest du dir Sorgen?"
Coulthard: "Man muss immer denken, dass ein Rennfahrer ein Rennen fährt, ich glaube also nicht, dass er eine Möglichkeit auslassen würde. Aber es gibt hier nur ein paar Stellen, an denen man überholen kann und so lange man dort keinen Fehler macht und mit dem Verkehr und den gelben Flaggen aufpasst, so geht das schon gut. Aber der Abstand wird dadurch immer ein wenig schwanken."

Frage: "Wie wichtig waren die Reifen heute für den Sieg?"
Coulthard: "Wir werden nie wissen, wie sich das Auto auf den anderen Reifen angefühlt hätte, aber ich denke, dass es fair ist zu sagen, dass Michelin an diesem Wochenende den besseren Reifen hatte, wenn man sich die Leistung im Qualifying anschaut. Das Graining, das wir bis Runde zehn sahen bereitete mir ein wenig Sorgen aber sobald es weg war, war die Leistung der Reifen fantastisch. Ein paar Reifen mehr dieser Sorte bitte Herr Michelin!"

Frage: "Ist für heute Abend eine besondere Party geplant?"
Coulthard: "Klar, eine Party im Columbus natürlich!"

Frage: "Waren nach dem Unfall von Sato im Tunnel oder anderen Zwischenfällen Teile auf der Strecke?"
Coulthard: "Wir hatten heute viel Glück, denn die ganzen Trümmer lagen abseits der Ideallinie. Man konnte sehen, dass alle Trümmer abseits lagen, sogar bei dem Toyota in der Casino-Kurve. Und es gab kein Öl, was immer das Schlimmste für einen Fahrer ist, da man es erst sehen kann, wenn es schon zu spät ist."