• 29.04.2002 21:28

  • von Reinhart Linke

Todt: "Es gibt keine Magie – es ist harte Arbeit"

Ferrari-Rennleiter Jean Todt im Gespräch über den Spanien-Grand-Prix, die Ferrari-Dominanz und die geplanten Testfahrten

(Motorsport-Total.com) - Obwohl das Ferrari-Team mit Michael Schumacher den Grand Prix von Spanien eindrucksvoll dominierte, ist Ferrari-Rennleiter Jean Todt mit dem Rennen in Barcelona nicht völlig zufrieden. "Was mit Rubens geschah, war unglücklich", erklärte der Franzose. "Definitiv waren wir nicht mit 100 Prozent an der Spitze. Wir müssen hart arbeiten, um an der Spitze zu sein." Der Brasilianer musste seinen F2002 noch vor dem Start abstellen, als ihn ein Elektronikproblem daran hinderte, in die Einführungsrunde zu starten und auch das Team nicht in der Lage war, das Problem schnell an der Box zu beheben.

Titel-Bild zur News: Jean Todt

Jean Todt ist von der gegenwärtigen Ferrari-Dominanz beeindruck

Auch wenn das 65 Runden lange Rennen für Michael Schumacher von außen sehr einfach aussah, betonte Jean Todt: "Es gibt keine Magie ? es ist harte Arbeit." Der F2002 des vierfachen Weltmeisters lag so gut, dass er sich locker vom Feld absetzen konnte, ihm keine Gefahr von hinten drohte und der 33-Jährige am Ende sogar Tempo herausnehmen konnte.

Todt: Die Dominanz ist eindrucksvoll

Ist dies nicht auch für einen Rennleiter beeindruckend? "Ja, es ist eindrucksvoll", erklärte Jean Todt. "Alles kommt zusammen, so dass wir extrem konkurrenzfähig sind. Wir haben bereits vier Siege, die Sachen sind also verhältnismäßig gut gelaufen, aber es gibt noch zwölf weitere Rennen und es wird am Ende des Jahres zusammengezählt. Es ist jetzt noch zu früh. Natürlich stimmt es uns zufrieden und es ist eine große Entlastung, wie es bisher gelaufen ist und wir sind bis jetzt sehr glücklich."

Trotzdem war der Franzose während des Rennens nicht immer so ruhig. "Man ist während den Rennen besorgt", fuhr der 56-Jährige fort und ergänzte: "Wir hatten am Anfang des Spanien-Grand-Prixs Sorgen, aber auch während der 65 Runden, weil wir trotz der großen Dominanz beachten mussten, dass wir mit der Zuverlässigkeit Probleme hatten, so dass wir trotz der starken Leistung des F2002 keine Punkte hätten holen können." Michael Schumacher blieb zuvor im Warm Up mit seinem Einsatzauto liegen, weshalb er mit dem Ersatzauto ins Rennen starten musste.

Todt: Es gibt keinen Unterschied zwischen T-Car und Rennauto

"Was ist ein T-Car?", fragte jedoch Jean Todt. "Sie geben einem Auto einen Namen, aber es ist genau mit dem anderen identisch", betonte der Franzose, dass es bei Ferrari zwischen den Autos keinen Unterschied gibt. Als Michael Schumacher mit einem Schnitt von 203,751 Stundenkilometern auf dem 'Circuit de Catalunya' das Ziel erreichte, fiel dem Rennleiter trotz des großen Vorsprungs von 35,630 Sekunden auf den zweitplatzierten Juan-Pablo Montoya ein Stein vom Herzen. "Ich gebe zu, dass es eine große Erleichterung war, als Michael und sein Ferrari die Ziellinie kreuzten", so Jean Todt, der seit Juli 1993 bei Ferrari ist. "Es stimmt, dass es ein verhältnismäßig einfaches Rennen war, in dem die Kombination aus Auto, Motor, Reifen und Fahrer in der richtigen Art zusammengearbeitet hat und es allgemein gut lief."

Trotz des großen Vorsprungs, den Ferrari zur Zeit auf die Konkurrenz hat, wird in Maranello weiter hart gearbeitet. "Wir müssen uns darauf konzentrieren, mit dem Team an der Spitze zu sein und sind aufgefordert, die Spitze zu verteidigen", so der kleine Franzose. "Wenn man beschließt, eine schwierige Aufgabe zu erledigen, muss man die Arbeit so erledigen, wie wir es im Moment tun."

Ferrari testet diese Woche auf drei Strecken

Während in den Medien schon längst von einer "Ferrari-Ära" die Rede ist, will der italienische Rennstall davon noch nichts wissen. "Sicherlich kann es sein, dass diese Zeit eine außergewöhnliche im Rennsport ist, aber wir werden dies erst später zu schätzen wissen. Wenn wir uns zur Ruhe gesetzt haben, können wir hoffentlich die Zeit genießen, solange wir leben", so Jean Todt, der bereits angekündigt hat, dass er seine Karriere bei Ferrari ? genauso wie Michael Schumacher ? beenden wird.

Trotz der hohen Kosten, die für die Teams bei Testfahrten entstehen, testet Ferrari zwischen den Rennen weiterhin mehr als andere Teams. "Wir testen diese Woche in Fiorano, Mugello und in Monza", ließ der Rennleiter wissen. "Wir müssen testen. Jeder testet." Testfahrer Luciano Burti wird in dieser Woche drei Tage lang im italienischen Monza mit dem modifizierten Vorjahresauto Reifentests für Partner Bridgestone durchführen, während Luca Badoer am Dienstag und Mittwoch auf der hauseigenen Strecke in Fiorano unterwegs sein wird. Darüber hinaus wird Rubens Barrichello am Donnerstag und Freitag in Mugello testen.